Das Gefühl der Angst liegt so tief und versteckt sich so clever, dass der Mensch sein ganzes Leben, ohne sich seiner Angst bewusst zu werden, leben kann.
Anzeichen der Angst vor der Armut
Gleichgültigkeit. Meistens zeigt sie sich in der fehlenden Ambition. Indem die Armut ertragen wird. Ohne sich dagegen zu wehren, akzeptieren sie, was das Leben ihnen als Kompensation für ihre Anstrengungen angeboten hat. Seelische und physische Faulheit. Das Fehlen der Fähigkeit, die Initiative zu ergreifen, der Vorstellungskraft, der Begeisterung und der Selbstdisziplin.
Unentschlossenheit. Die Gewohnheit anderen zu erlauben, für sie zu denken. Versuchen in allem zu vermeiden, einen Standpunkt zu setzen.
Zweifel. Sie suchen für ihre Enttäuschung Alibis, Erklärungen und Ausreden. Sie versuchen sich „rauszureden“. Manchmal äußert sich es im Neid gegenüber erfolgreichen Menschen oder indem sie diese kritisieren.
Besorgtheit. Sie suchen die Fehler bei anderen, ohne Ende, mit der Tendenz, dass Sie über Ihrem Einkommen Geld ausgeben. Im schlampigen Äußeren, übertriebenen Alkoholkonsum, genervt, unausgeglichen und mit nicht vorhandenem Bewusstsein.
Übertriebene Vorsicht. Ihre Gewohnheit ist, dass sie in allem das Negative sehen, dass sie ständig an die Möglichkeit des Scheiterns denken. Sie reden vom Scheitern, anstatt den Weg zum Erfolg zu beachten und zu analysieren. Sie kennen jeden Weg zur Katastrophe, aber arbeiten an keinem Plan, der das Scheitern abwenden würde. Sie warten so lange auf die „richtige Zeit“, um ihre Vorstellungen und Pläne in die Tat umzusetzen, bis das Warten zur Gewohnheit wird. Sie erinnern sich nur an die Personen, die nicht erfolgreich waren, aber vergessen die, die erfolgreich wurden. Pessimismus, der zu Verdauungsstörungen, schlechtem Stoffwechsel und Missgunst führt.
Zögern. Es wird zur Gewohnheit, dass sie es „auf morgen verschieben“, was sie bereits letztes Jahr hätten machen sollen. Sie wenden viel Zeit dafür auf Alibis zu suchen, wieso sie nicht gemacht haben, was sie längst gemacht hätten sollen. Dieses Symptom steht in enger Verwandtschaft zur übertriebenen Vorsicht, dem Zweifeln und der Besorgtheit. Verantwortung lehnen sie ab, wann immer es geht. Neigen dazu, dass sie lieber Kompromisse schließen, als hart zu kämpfen. Sie geben sich lieber mit den Schwierigkeiten zufrieden, als sie wie eine Treppe für den Fortschritt zu nutzen. Sie verhandeln mit dem Leben, um einen Forint, anstatt Reichtum, Zufriedenheit und Glück von ihm zu fordern. Sie planen, was sie machen werden, wenn sie scheitern, anstatt die Brücken hinter ihnen zu verbrennen und damit den Rückzug zu vermeiden. Schwaches oder das vollkommene Fehlen von Selbstbewusstsein, nebelige, unsichere Ziele, Fehlen von Selbstdisziplin, Ergreifen von Initiativen, Begeisterung, Ambition, Fleiß und logisches Denken. Sie hängen an Menschen, die Armut akzeptiert haben, anstatt die Gesellschaft derjenigen zu suchen, die Reichtum wollen und ihn auch bekommen.
Geld regiert
Viele haben mich bereits gefragt, „Wieso schreibst du ein Buch über Geld?“ Wieso ich den Reichtum in Euromillionen oder in Forintmilliarden messe? Es gibt sicher Leute, die denken, dass Reichtum wünschenswertere Formen haben kann als das Geld. Vielleicht gibt es sie, aber mir hat noch niemand mitgeteilt, was – außer Geld – seinen Reichtum ausmacht. Wenn diese Menschen sich so wohl fühlen, dass sie nur arm an Geld sind, aber in anderen Sachen reich, dass sollen sie so leben. Da ich tagsüber genauso gut schlafe wie in der Nacht, also meiner Seele geht es gut, wähle ich dazu auch den finanziellen Wohlstand. Es soll nur kommen, wenn es kann und will. Mir wurde schon öfter gesagt, dass ich reich an Fantasie und Vorstellungskraft bin. Aber wie reich man finanziell ist, weiß jeder selber.
Geld ist bloß gepresstes Metall oder ein Stück Papier, aber das Herz und die Seele haben unendliche Schätze, die man mit Geld nicht kaufen kann. Aber die meisten Menschen können daran gar nicht denken und ihren Optimismus behalten, wenn sie finanziell ruiniert sind.
Wenn der Mensch unten ist, von der Spitze auf der Straße landet und nicht in der Lage ist, sich einen Job zu besorgen, geschieht irgendetwas mit seiner Seele, was man auch sehen kann. Er ist zusammengekrümmt, sein Hut steht anders, er geht anders, sein Blick hat sich verändert und er ist ungepflegt. Er hat den 7-Tage-Bart nicht aus modischen Gründen. Er kann sich nicht von dem Gefühl trennen, dass er weniger Wert ist als diejenigen, die eine Arbeit haben, obwohl er weiß, dass er weder charakterlich noch mit der Intelligenz und der Fähigkeiten ihnen hinterherhinkt. Den Platz an der Spitze muss man verteidigen können.
Frauen zeigen die Armut
anders als die Männer
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einer Bank an der Straße. Eine Frau nähert sich. Sie können feststellen, ob sie die Kartoffeln nach Hause schleppt oder jemand anders es für sie macht. Oder gar keine Kartoffel schleppt, weil sie in der Gratisküche isst oder sie hat eine Köchin oder einen Koch zu Hause. Hier kann ich eine wahre Geschichte erzählen, in der ich die Hauptdarstellerin war. Ein guter Bekannter, auch ein Geflüchteter hat mich gebeten, seiner Tochter etwas zu essen zu bringen, weil sie ein Baby bekommen hat und der Kindesvater verschwunden ist und der Tochter geht es nicht wirklich gut. Sie müsste nicht auf so viel verzichten, weil es ja Orte gibt, von wo man gratis Essen und Kleidung bekommen kann. Aber ich habe gedacht, sie hat sicher kein Auto und es ist weit und mit dem Baby ist es auch nicht leicht. Ihre Mutter hätte es auch machen können, aber sie steht auch nicht mit beiden Beinen auf den Boden. Ich habe mich dann schnell an einer der Gratisküchen in Nürnberg registriert, es gibt viele davon.
Ich finde nicht gut, dass es diese Gratisküchen gibt. Es sollten ausreichende Gehälter gezahlt werden, damit die Bedürftigen nicht von den Lebensmitteln mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum wählen müssen, sondern nach Belieben frische Dinge kaufen können. Das ist nicht nur meine Meinung. Was für ein Armutszeugnis ist es für diejenigen in Deutschland, die dafür verantwortlich sind, dass in einem reichen Wohlfahrtsstaat so etwas existiert. Der andere Aspekt ist, wenn bereits viele verarmt sind, muss eine Lösung her, damit sie nicht auf so vieles verzichten müssen.
Für einen Euro nehme ich so viel Kartoffeln, Bananen, Fleisch, Obst und alles Mögliche mit, so viel ich nur kann und mir nicht peinlich ist. Bei diesen Waren ist das Haltbarkeitsdatum an dem Tag oder am nächsten Tag abgelaufen, aber ich bin mir sicher, dass sie noch Tage später verzehrt werden können. Eine halbe Stunde vorher habe ich Carolina angerufen, dass sie zum Parkplatz kommen soll, ich bringe was zum Essen mit. „Sie wird da sein“, sagte sie. Glauben Sie, dass sie runtergekommen ist? Sie ist nicht gekommen. Ich habe eine halbe Stunde gewartet, danach habe ich sie nochmal angerufen, da hat sie nicht einmal abgehoben. Ich habe dann am Rand des Parkplatzes 25 kg Kartoffeln, eine Schachtel Bananen, Fleisch, 10 kg Rüben, 48 Flaschen Hipp Babynahrung, Kaffee, Brot, Mich und, und, und … hingestellt. Ich weiß nicht, ob sie alles genommen hat, oder wer alles mitgenommen hat. Vielleicht ist sie ja doch noch runtergekommen, oder die Nachbarn, oder die Ratten haben sich alles geholt. Ich habe nie einen Bissen davon gegessen, was ich von dort geholt habe. Ich hätte es aber machen können.
Ich nehme an, dass viele Frauen in Armut leben, trotzdem sieht man sie selten auf der Straße beim Betteln oder Flaschensammeln und sie sind in der Masse nicht so einfach auszumachen wie die arbeitslosen Männer. Ich rede hier von den ziemlich jungen, ehrlichen und intelligenten arbeitslosen Frauen. Sie zeigen ihre Verzweiflung nicht. Manchmal nehmen sie sich lieber das Leben.
In Deutschland müsste niemand verzichten, nur die Einstellung haben, die ich gehabt habe, für andere etwas machen, und sie werden satt. Nicht dass sie gefragt hätten, für wen ich so viel Essen mitnehme? Bei so viel Essen hätten sie vermuten können, dass ich eine zehnköpfige Familie habe. Sie haben sich gefreut, weil sie die Lebensmittel nicht bis zu Mülltonne schleppen mussten, und ich freute mich, weil ich jemandem helfen konnte. Die regelmäßig dahinkommen, kennen mich ohnehin nicht.
Wenn mich wer erkennen würde, würde er es auch nicht verbreiten, weil er ja auch da war.
Wenn