Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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Hauptpersonen des Romans

      Atlan – Der Mascant der Vereinigten Sternenbaronien empfängt einen posbischen Besucher.

      Gucky – Der Mausbiber genießt die Bordverpflegung.

      Ganud – Der Vertraute zweier Unsterblicher erstattet einem dritten Bericht.

      Vetris-Molaud – Der Tamaron der Milchstraßentefroder reist nach Andromeda.

      Aureni-Tarat – Die ehemalige Virth dient dem gegenwärtigen Herrscher als Beraterin.

      Ousha Rikmoon – Eine Tefroderin dient und dient nicht.

      Vorspiel

      Schrittgeschwindigkeit

      Wenn du ein Mensch bist:

      Dann legst du etwa einen Meter in der Sekunde zurück, 3600 Meter in der Stunde. Bist du Rechtshänder und also wahrscheinlich Rechtsbeiner, schreitest du mit rechts ein wenig weiter aus als mit links und schlägst deswegen, ohne es zu merken, einen Bogen nach links.

      Geh ruhig, ganz ruhig. Nichts drängt dich.

      Atme. Spür deinen Herzschlag.

      Etwa einhundert Mal in der Minute schlägt dein Herz, mal etwas mehr, mal etwas weniger.

      Etwa zwanzig Mal schöpfst du Atem, mal etwas weniger, mal etwas mehr.

      Wenn du einhundert Jahre alt bist, hast du etwas über eine Milliarde Mal geatmet.

      Dein Herz hat ungefähr fünf Milliarden Mal geschlagen.

      Von einem Ende der Plattform bis zum anderen brauchst du drei Stunden – elf Kilometer durchmisst dieses Feld. Vorausgesetzt, du gehst über die Mitte dieses Landes aus Metallplast, die allerdings nicht markiert ist.

      Falls du am Rand entlanggehst – 34 und einen halben Kilometer umfängt der Kreis und schließt eine Fläche von 95 Quadratkilometern ein –, wenn du also die lange Wanderung bevorzugst, kannst du annähernd zehn Stunden unterwegs sein.

      Übrigens wärst du der einzige Wanderer hier.

      Wenn auch nicht die einzige Person.

      Die Menschen bezeichnen das Sternenmeer, das sich über deinem Kopf ausbreitet, als Objekt Nummer 31 in einem uralten Katalog, den ein Astronom namens Charles Messier angelegt hat; in einem geringfügig jüngeren, dem New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars, den ein gewisser Johan Ludvig Emil Dreyer angefertigt hat, trägt es die Kennziffer 224. Dieses Sternenmeer besteht aus etwa einer Billion und 200 Milliarden Sonnenmassen.

      Wenn du einhundert Jahre alt bist, hast du etwas über eine Milliarde Mal geatmet.

      Dein Herz hat ungefähr fünf Milliarden Mal geschlagen.

      Legen wir der Einfachheit halber fest, dass jede Sonnenmasse einem Stern entspricht, dann gilt: Du müsstest 1200 Mal einhundert Jahre alt werden, um für jeden Stern einen Atemzug zu tun.

      Das Sternenrad Andromedas steht still in deinen Augen. Aber das scheint nur so, weil deine Augen so kurzlebig sind. Tatsächlich bewegt sich Andromeda mit über 400.000 Kilometern in der Stunde auf die Milchstraße zu.

      Der großen Spiralgalaxis gravitativ verbunden sind 37 Satellitengalaxien, die in ihrem Halo kreisen. Aber auch diese Verbundenheit ist nur ein flüchtiges Phänomen. Tatsächlich ist alles in Bewegung. Erst vor wenigen Milliarden Jahren durchstieß eine elliptische Galaxis zunächst einen der Spiralarme Andromedas und riss dann ein Loch in die Scheibe der Sterneninsel; nun begleitet sie als M 32 ihr kosmisches Gegenüber, die Sonnen in ihrer Mitte so dicht gepackt wie im Zentrum Andromedas, der großen Galaxis.

      In deren Zentrumsbereich, von billionenfachen Sonnenlichten überstrahlt, kreisen zwei Ringe um ein Schwarzes Loch, das über hundert Millionen Sonnenmassen verfügt. Der eine der beiden Ringe besteht aus alten, roten Sternen; aus jüngeren blauen Sonnen der andere. Im galaktischen Orbit dieses Zwei-Ringe-Systems: Schwarze Löcher, Neutronensterne, solitäre Orte und Sonderfälle der Schöpfung.

      Alles in unaufhörlichem Treiben und Sinken, Steigen und Drehen, Wirbeln und Lassen.

      Welche Tumulte sich vor den Augen langlebigerer Wesen enthüllen würden, als wir es sind, du, der Mensch, und ich: welche Kaskaden von Sonnengeburten und Explosionen, welche Durchbrüche von Sterneninseln, welche Raubzüge von Schwarzen Löchern am Licht und an den Massen zahlloser Sterne!

      Die Milchstraße? In die Ferne gerückt, über zwei Millionen Lichtjahre weit. Wenn wir das Licht lesen könnten, das von dort herüberstrahlt, was würden wir sehen? Welche Momentaufnahme welcher wiederum verschollenen Welt? Welche vergessenen Geheimnisse würden sich in die lichtempfindlichen Organe einschreiben, die wir diesen weit gereisten Photonen entgegenhielten, neugierig, wie wir sind?

      Seit ich begonnen habe zu berichten, sind vier Minuten verstrichen. Wärest du an meiner Seite gegangen, hättest du etwa 240 Schritte gemacht. Du hättest vielleicht 80 Mal geatmet, dein Herz hätte ungefähr 400 Mal geschlagen, möglicherweise ein wenig mehr oder ein wenig seltener.

      Ich habe kein Herz, ich atme nicht.

      Aber die Geschwindigkeit, mit der ich mich über die Plattform bewege, habe ich so gewählt, dass du hättest mithalten können.

      Wenn du willst, bleib noch ein wenig bei mir.

      Ich möchte dir etwas erzählen.

      1.

      Atlan

      27. April 2046 NGZ

      Die Durchschnittstemperatur Terras lag bei 14 Grad Celsius; die von Arkon I lag bei 34 Grad. Wenn man mich nach den tiefsten Eindrücken fragt, die ich auf der Erde gesammelt habe, müsste ich sagen: Es war kalt.

      Viel kälter als auf Arkon.

      Manche wissen, dass ich nicht auf der Kristallwelt aufgewachsen bin, sondern auf Gortavor, einer Randwelt des Imperiums, 25.000 Lichtjahre vom warmen Herzen des Reiches entfernt. Durchschnittstemperatur dort: absurde drei Grad.

      Wenn man mich fragt, wie meine Kindheit war und meine Jugend, müsste ich sagen: Sie war kalt.

      Manchmal, wenn meine Tante Merikana, die Schwester meiner Mutter, mich vor dem großen Fenster stehen sah, durch das ich in die Nacht schaute und in die Böen des Schwarzen Sturms – als ob ich etwas suchte und selbst nicht wusste, was –, und wenn sie mich fragte: »Was tust du?«, sagte ich: »Ich friere.«

      Und das war nicht gelogen.

      Ich hörte sie schweigen, dann ein wenig lachen. »Haben wir dir nie von der geheimen Kraft jener arkonidischen Wunderwerke erzählt, die unsere Ingenieure Heizung nennen? – Ich stelle sie dir ein wenig höher. Schlaf gut.«

      Auf Larsaf III, meinem späteren Exil, war es deutlich wärmer als auf Gortavor. Ein klimatischer Fortschritt. Dennoch: Ich fror auch dort, in meinen zahlreichen Jahren auf Terra. Natürlich, wenn Menschen mich über meine Zeit auf der Erde fragten, fragen sie nach anderen Dingen: Ob ich Alexander den Großen, die Beatles und Crest wirklich selbst gekannt hätte?

      Nicht einer hat je gefragt: »War es dir auch warm genug?«

      Nicht, dass mir Fragen nach Crest, den Beatles und Alexander in letzter Zeit oft gestellt worden wären. Etwas hatte die Erinnerung an die Erde aus dem Gedächtnis der Menschheit geschält, die Geschichte in Splitter geschlagen und in ein düsteres Kaleidoskop geworfen, das zu drehen und vor Augen zu halten den Menschen wehtat.

      Arkons Schicksal war dem Terras nicht ganz unähnlich. Arkon war mitsamt seinen Planeten und Monden in der Bleisphäre untergegangen, einem 35 Milliarden Kilometer durchmessenden Diskus aus grauem Nichts, der wie von einer jenseitigen Hand in den interstellaren Raum von Thantur-Lok geschleudert worden war. Seitdem lag die Bleisphäre in sich selbst versunken da: ein Objekt wie kein zweites in diesem Universum, der Wirklichkeit abgewandt, das mal von Realitätsgezeiten ganz aus Raum und Zeit gerückt war, mal unsere Ortungsgeräte mit Kaskaden irrwitziger, einander widersprechender