Viele Diagnostiker lehnen eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen einem Burnout und einer Depression ab oder empfinden den Unterschied als konstruiert. Manche Psychiater sprechen von einer Modediagnose (Kaschka 2011). Innerhalb des medizinischen Diagnostiksystems existiert die Diagnose Burnout nicht, man spricht eher von einer Erschöpfungsdepression.
Anzeichen eines Burnouts sind ein fortschreitender Abbau von Idealismus, Energie und Zielstrebigkeit. Die Erschöpfung wird begleitet von Unruhe und Anspannung, dem Gefühl von verminderter Effektivität und Motivation, dem Verlust von Empathie und Einfühlungsvermögen. Es gibt Schwierigkeiten, anderen zuzuhören. Es zeigt sich eine Erosion der Werte, Zynismus und eine Entpersönlichung von Beziehungen. Weiterhin ein Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, eingeschränkte Wahrnehmung, Konzentrations-, Gedächtnis- und Entscheidungsschwäche, Unfähigkeit zu klaren Anweisungen, verringerte Initiative und Produktion, Dienst nach Vorschrift. Der Arbeitsstil ist kreativlos und unflexibel, man kann nicht mehr abschalten.
Als Auslöser für Burnout findet man Situationen von Ermüdung und Frustration, wo Beziehungen oder Tätigkeiten nicht die erwarteten Resultate mit sich brachten und ein Ungleichgewicht zwischen Einsatz und Ertrag, Anstrengung und Belohnung, Positivem und Negativem besteht. Zu viel des immer selben, das Ausbleiben einer erwarteten positiven Veränderung (Anerkennung, Beförderung, Arbeitswechsel etc.), die Unerreichbarkeit wichtiger Ziele sind Faktoren, die ein Burnout zur Folge haben können. Versetzungen und Degradierungen ohne Begründung können eine latent bestehende Spannung zu einem chronischen defensiven Alarmzustand verschärfen.
Der Weg ins Burnout wird beschleunigt durch eine idealisierte Überhöhung der Arbeit, den Rückzug von anderen Menschen und den Verlust an Anteilnahme. Privates wird untergeordnet, Ziele werden unrealistisch hoch gesteckt, darüber hinaus sind sie oft fremdbestimmt. Zudem entsprechen die Ziele nicht den eigenen Bedürfnissen und bieten dann, wenn sie erreicht werden, keine wirkliche Befriedigung. Manchmal werden an realistische Ziele unrealistische Erwartungen geknüpft, die dann nicht eingelöst werden.
Die Betroffenen fühlen sich oft auf verlorenem Posten kämpfend. Humorlosigkeit, Abgestumpftheit, Leere, Abgestorbensein, Bitterkeit und das Gefühl, in der Falle zu sitzen, sind typische Merkmale. Das Burnout wird als Niederlage erlebt. Die Folgen sind eine reduzierte Selbstachtung und ein Insuffizienzerleben. Oft herrscht Ratlosigkeit und Fassungslosigkeit über die eigene emotionale Reaktion.
Ängstlich agitierte Typen und Erwartungserfüller, die ausschließlich aus der Arbeit Bestätigung ziehen, sind besonders gefährdet. Perfektionismus und ein Rollenverständnis als Macher sowie das Bedürfnis, überall beliebt zu sein, fördern die Tendenz auszubrennen. Ausbrenner können Hilfsbedürftigkeit und Schwäche schlecht zugeben. An den vorhandenen Einstellungen und Werten wird krampfhaft festgehalten. Wo Arbeit Lebenszweck ist, verliert man seine Existenzberechtigung, wenn man seine Arbeit nicht schafft. Das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung sind abhängig von beruflichem Erfolg und von Fremdbestätigungen. Es fehlt in der Regel an sozialer Unterstützung sowohl im beruflichen als auch privaten Bereich (Burisch 2010).
Typische Symptome eines Burnouts
Der Beginn eines Burnouts zeigt sich im Auftreten bestimmter Symptome, die sich sowohl im Bereich der körperlichen Befindlichkeit, des Umgangs mit Aufgaben und Anforderungen als auch in den Interaktionen mit anderen zeigen. Der Betroffene neigt dazu, seine sozialen Kontakte einzuschränken, hat nie Zeit, sich zu erholen, und verleugnet eigene Bedürfnisse. Er neigt dazu, alles selbst machen zu wollen, ist oft zu gestresst und zu nervös, um etwas zu delegieren. Dabei zeigt er sich misstrauisch, launenhaft, übermäßig empfindlich, oft unsicher, ängstlich, pessimistisch und negativ in seinen Grundhaltungen. Er hat keine Ruhe, um sich den Belangen anderer Menschen zu widmen, und empfindet diese als zusätzliche Belastung. Es besteht wenig Verständnis für die Sorgen anderer und eine Unfähigkeit, anderen zuzuhören. Es entwickelt sich ein Gefühl, ausgebeutet und ausgenutzt zu werden, es kommt zu ungerechten Schuldzuweisungen, zu einer übermäßigen Gereiztheit und Ungeduld und infolgedessen zu einer zunehmenden Ablehnung vonseiten der Kollegen. Der zunehmende Stress wird mit Alkohol, Rauchen, übermäßigem Essen und Internetspielereien kompensiert.
Wird das Burnout akut, reduziert sich die Leistungsfähigkeit dramatisch. Der Betroffene präsentiert sich lustlos und unmotiviert, fühlt sich ständig erschöpft, energielos, müde und unausgeschlafen. Es kommt zu Phasen geistiger Abwesenheit, Aufmerksamkeitsstörungen, übermäßiger Reizbarkeit, Intoleranz, Selbstmitleid, Niedergeschlagenheit und unspezifischen Ängsten. Es zeigt sich eine Scheu vor Entscheidungen, eine zunehmende Desorganisation, Dienst nach Vorschrift, Vernachlässigung von Aufgaben und Verpflichtungen und ein Aufgeben von vormals bedeutsamen Lebenszielen.
Schließlich breitet sich eine zunehmende Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Hilflosigkeit aus bis hin zur Selbstaufgabe. Der Betroffene ist unfähig, sich zu konzentrieren, erleidet Gedächtnisausfälle, die zunehmende Desorganisation endet im Chaos. Es kommt zur Abstumpfung und Apathie verbunden mit Gefühlen der inneren Leere. Die sich verstärkenden Ängste werden generalisiert bzw. scheinen keine klaren Auslöser mehr zu finden, es kommt zu grundlosem Weinen. Der Betroffene sieht keinen Sinn mehr im Leben und es entstehen Suizidgedanken.
Burnout-Persönlichkeiten
Burnout-Gefährdete zeigen bestimmte Reaktionsmuster und Bewältigungsstrategien in Anforderungs- und Stresssituationen. Sie versuchen, diese Situationen durch noch mehr Engagement und Leistung zu bewältigen. Es herrscht die Vorstellung, über noch mehr Anstrengung und noch bessere Ergebnisse die gestellten Anforderungen meistern und die aufkommenden Probleme überwinden zu können. Burnout-Gefährdete sind oft Macher und Problemlöser, fühlen sich für alles verantwortlich und glauben, sie seien unentbehrlich. Sie versuchen, alles unter Kontrolle und die Fäden in die Hand zu bekommen. Vielfach finden sich Ängste, etwas falsch oder nicht perfekt zu machen, sich zu blamieren oder den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Aus diesen Ängsten heraus reagiert man unflexibel, macht alles nach Vorschrift, zeigt wenig Kulanz und Großzügigkeit.
Viele Burnout-Gefährdete haben eine feine Wahrnehmung für die Bedürfnisse anderer, können sich diesen gegenüber schlecht abgrenzen und reagieren sofort darauf. Der Burnout-Gefährdete weist eine übersteigerte Bereitschaft auf, sich zu verausgaben, besitzt oft ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl und kann schlecht von der Arbeit abschalten. Es gibt keine klare Grenze zwischen Arbeits- und Privatbereich. Es besteht ein hoher Leistungsanspruch an sich selbst und andere, mit halben Sachen gibt man sich nicht zufrieden, es soll perfekt sein. Auch in der Freizeit strebt man 100 % Leistung an. Mit diesem hohen Anspruch setzt man sich selbst und andere unter Druck, macht sich damit unbeliebt und wird irgendwann gemobbt.
Burnout und Depression – ein Unterscheidungsversuch
Ein akutes Burnout ist von einer Depression schwer zu unterscheiden, da meist ähnliche Symptome zu beobachten sind. Bei genauer Betrachtung fällt jedoch auf, dass typische Burnout-Patienten völlig andere Grundeinstellungen und Sichtweisen präsentieren als depressive Patienten. Diejenigen, die burnoutgefährdet sind, unterscheiden sich deutlich in ihrem Welt- und Selbstbild sowie in ihrer Einstellung zu Leistung und den Umweltbedingungen.
Unterschiede zwischen zu Depressionen und zu Burnout neigenden Menschen
•Während depressive Menschen in der Regel Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit zeigen und wenige Möglichkeiten sehen, ihre Situation zu verändern, glauben Burnout-Gefährdete oft, alles im Griff zu haben.
•Menschen, die unter Depressionen leiden, sehen sich häufig als abhängig von einer unfreundlichen