Gottes Wille für dein Leben. Emerson Eggerichs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Emerson Eggerichs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783961224562
Скачать книгу
nachzugeben.“ (Galater 5,13)

      „Trotzdem solltet ihr darauf achten, dass ihr mit der Freiheit, die ihr zu haben glaubt, dem nicht schadet, dessen Glaube noch schwach ist.“ (1. Korinther 8,9)

      „Das könnt ihr tun, weil ihr freie Menschen geworden seid. Aber missbraucht diese Freiheit nicht als Ausrede für euer eigenes Fehlverhalten! Denn ihr seid frei geworden, damit ihr Gott dient.“ (1. Petrus 2,16)

      Paulus warnt die Glaubenden, ihre Schritte nicht auf das gefährliche Terrain hedonistischer Zwecke zu lenken. Niemand soll durch die Leitplanken der Rennstrecke krachen.

      An dieser Stelle muss ich das Thema Ehrlichkeit ansprechen. Wir können Gottes Freiheit genießen, aber wir müssen uns selbst gegenüber aufrichtig sein, wenn es darum geht, welche Grenzen niemals überschritten werden dürfen. Rechtfertigungen fallen uns Menschen nämlich leicht. Ich nenne sie rationale Lügen. Wenn wir zum Beispiel ein Problem mit Alkohol haben, besteht unsere Grenze darin, Situationen zu meiden, die uns in Versuchung führen zu trinken. Das ist gar nicht so leicht, denn wahrscheinlich haben wir ja Freunde, die kein Alkoholproblem haben und die ohne Bedenken in geselliger Runde etwas trinken gehen können. Doch deren Freiheit auf der Rennstrecke ist eben nicht dieselbe wie unsere. Wir müssen die brutale Ehrlichkeit besitzen, die uns auf dem Kurs hält, den unser Gewissen uns vorgibt. In diesem Fall müssen wir uns auf eine der vier Willensäußerungen Gottes verpflichten, die uns sagt, was gut für uns ist. Und wenn unsere Freunde uns in die neu eröffnete Kneipe einladen, sollten wir eine kreative Alternative vorschlagen, die unsere Freundschaft achtet, aber zugleich unser Herz bewahrt. Wir besitzen nicht die Freiheit, etwas zu tun, was uns unfrei macht.

      Wir besitzen die Freiheit zu wählen, aber unsere Wahl muss auf Basis dessen getroffen werden, was gut für uns ist

      Wenn eine Option unter Betrachtung der uns zur Verfügung stehenden Informationen gut erscheint und niemandem schadet, können wir uns guten Gewissens dafür entscheiden. Wir sind frei in unserer Wahl.

      Nehmen wir das Handeln von Ärzten als Analogie: Sie müssen in Momenten, in denen es um Leben und Tod geht, schwerwiegende Entscheidungen fällen. In der Regel halten sie sich dabei an ihren Hippokratischen Eid. Geschichtlich gesehen stammt der aus den Epidemien, die zu den Werken des antiken griechischen Arztes Hippokrates zählen. Dort lesen wir, dass „der Arzt … im Blick auf die Krankheit zwei spezielle Ziele im Blick haben [muss], nämlich Gutes zu tun und dem Patienten keinen Schaden zuzufügen“.1

      Bedeutet dies, dass ein Arzt automatisch das Leben seines Patienten retten wird? Nein, denn es kann trotzdem passieren, dass ein Patient stirbt. Doch wenn dann die Entscheidungen des Arztes evaluiert werden und das Aufsichtsgremium fragt: „Haben Sie den Nutzen des Patienten verfolgt und ihm durch Ihr Handeln keinen Schaden zugefügt?“, kann der Arzt dies guten Gewissens bejahen. Auf Basis der Informationen, die ihm vorlagen, hat er die bestmögliche Entscheidung getroffen. Und auch wenn ein Jahr später ein Medikament auf den Markt käme, das diesen Patienten hätte retten können, so war es doch zum Zeitpunkt der Behandlung weder bekannt noch erhältlich.

      Ist es denn biblisch zu behaupten, man könne nach bestem Wissen und Gewissen tun, was einem gut erscheint?

      Hier müssen wir eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Kirche erwähnen. Wir lesen in der Apostelgeschichte, Kapitel 15, darüber. Die Apostel mussten eine Entscheidung treffen, die für die gesamte Kirche bis heute Bedeutung besitzt. Und wie trafen sie diese Entscheidung? Sie taten, was ihnen „gut erschien“ (vgl. Apostelgeschichte 15,28), und das übrigens gleich viermal im Verlauf dieses Kapitels (Verse 22,25,28 und 34).

      Dieser Ausdruck „was gut erschien“ ist deshalb so wichtig, weil Gott zwei Kapitel zuvor auf wundersame Weise seinen Willen kundgetan hatte. In Apostelgeschichte 13,2 lesen wir: „Als diese Männer während einer Zeit des Fastens gemeinsam beteten, sprach der Heilige Geist zu ihnen: ‚Gebt Barnabas und Saulus für die Aufgabe frei, zu der ich sie berufen habe!‘“ Ich kann nicht sicher sagen, was das bedeutet, aber sie bezeugten, dass der Heilige Geist geredet habe. Mit anderen Worten: Diese Botschaft wurde übernatürlich vermittelt und war in sich völlig eindeutig. Dann aber lesen wir in Kapitel 15, dass die Kirchenleiter mit der Frage rangen, ob sie Nichtjuden, die zum Glauben an Christus gefunden hatten, beschneiden sollten. Man möchte doch meinen, dass Gott seinen Willen in dieser prekären Angelegenheit unmissverständlich kundtun würde; schließlich besaß diese Frage zur generellen Lehrmeinung der Kirche doch eindeutig mehr Gewicht als die Berufung von zwei Missionaren in ihren Dienst. Doch Gott tut das nicht, obwohl diese Frage Anlass für eine Spaltung der Kirche in Judenchristen und Heidenchristen hätte werden können.

      Wie Sie sich erinnern werden, waren die ersten Glaubenden Juden, die zu Christus fanden. Sie waren bereits beschnitten. Als nun Menschen aus anderen Nationen zu Christus fanden, gingen die Juden selbstverständlich davon aus, dass diese sich ebenfalls der Beschneidung zu unterziehen hätten. Welche Entscheidung sollten die Kirchenleiter in dieser kritischen Frage fällen? Es kam keine Stimme vom Himmel, die sagte: „Ihr sollt die Heidenchristen nicht beschneiden!“ Stattdessen erwartete Gott von den Leitern, dass sie in dieser Frage nach eigenem menschlichen Ermessen entschieden (vgl. Apostelgeschichte 15,19) und sich danach richteten, was ihnen „gut erschien“.

      Dieser Entscheidungsprozess nach dem Kriterium „was gut erscheint“ trifft auch auf uns zu. So kann es zum Beispiel sein, dass wir eine lebenswichtige Entscheidung für unseren schwer kranken Großvater treffen müssen; sollten wir die lebenserhaltenden Maßnahmen fortführen oder die Geräte abschalten lassen? Wir beten immer wieder um eine Weisung. Doch Gott scheint keine klare Marschrichtung vorzugeben. Aber eine Entscheidung muss gefällt werden. Was sollen wir tun? Wir können davon ausgehen, dass Gott möchte, dass wir diese Frage mit Menschen besprechen, die Ehrfurcht vor Gott und/oder die nötige Weisheit besitzen. Und dann erwartet Gott von uns, dass wir unseren Verstand gebrauchen und die notwendige Entscheidung fällen.

      Wenn wir alle Faktoren bedacht haben und eine Option favorisieren, die uns gut erscheint, und andere darin mit uns übereinstimmen, dass es keine grundlegend schlechte Entscheidung ist, dann haben wir die Freiheit, in dieser Weise fortzufahren. Wir müssen nicht mit der Angst leben, möglicherweise eine Entscheidung gefällt zu haben, die vom Teufel kam. Denn zu dem Zeitpunkt, als wir unsere Entscheidung trafen, taten wir dies nach bestem Wissen und Gewissen. Selbst wenn sich die Entscheidung im Nachhinein als falsch erweisen sollte, müssen wir nicht an uns zweifeln, denn wir haben getan, was uns zu dem damaligen Zeitpunkt „gut erschienen“ war.

      Die Freiheit, das zu tun, was uns am besten erscheint, ist ein biblisches Konzept

      Mir gefällt die Sprache, mit der die Bibel ausdrückt, wie dieses Erkennen und Entscheiden zwischen zwei Optionen geschehen kann:

      „Ich gebe euch nur einen Rat, der euch helfen soll.“

      (2. Korinther 8,10)

      „…, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei …“(Philipper 1,10)

      Wenn wir nicht wissen, welche Wahl wir treffen sollen, weil es uns an Erkenntnis oder Informationen mangelt, kann uns ein kluger Rat sehr dienlich sein. Ein Außenstehender kann uns im Blick auf die Fakten und die Situation aufklären und beraten. Scheuen Sie nie davor zurück, den Rat anderer einzuholen, wenn es um eine Entscheidung zwischen unterschiedlichen Optionen geht.

      Wenn beide Optionen ihre Vorzüge haben, sollten wir nicht zögern, andere zu bitten, ihre Einsichten zu den Vor- und Nachteilen der jeweiligen Möglichkeiten einzubringen. Wenn wir den Rat von Menschen scheuen, die fachlich kompetent und unvoreingenommen sind, überschreiten wir eine rote Linie und werden vermutlich die Folgen unserer mangelnden Bereitschaft, uns belehren zu lassen, tragen müssen. So habe ich zum Beispiel schon Männer erlebt, die großartige Ideen hatten, wie sie ihr Geld in vermeintlich hochprofitable Geschäfte investieren könnten, am Ende jedoch hohe Verluste machten. Von ihren Ehefrauen waren sie zuvor bekniet worden, den Rat von Gemeindegliedern einzuholen, die als Finanzberater tätig waren, doch sie weigerten sich.