Gottes Wille für dein Leben. Emerson Eggerichs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Emerson Eggerichs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783961224562
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schon bearbeitete er seine Mama: „Ich will ein Fahrrad. Ihr müsst mir unbedingt ein Fahrrad schenken!“ Doch weil er in letzter Zeit unfolgsam gewesen war, nutzte seine Mutter diese fordernde Haltung als Chance, ihm eine Lektion zu erteilen.

      „Johnny“, sagte sie, „ich kann nicht glauben, dass du so vehement ein Fahrrad einforderst. Du hast dich in den letzten Wochen nicht gerade gut benommen. Du solltest mal über dein Verhalten nachdenken. Ich möchte, dass du dir in deinem Zimmer eine ‚Auszeit‘ nimmst, um darüber nachzudenken, wie du dich benommen hast. Und ich möchte, dass du einen Brief an Gott schreibst, in dem du ihm erklärst, warum du denkst, dass du ein Fahrrad bekommen solltest. Lass uns anschließend darüber reden.“

      Mürrisch ging Johnny nach oben in sein Zimmer, setzte sich mit Papier und Stift an seinen Schreibtisch und begann zu schreiben: „Lieber Gott, hier ist Johnny. Ich habe mich immer gut benommen. Schenk mir ein Fahrrad.“ Sobald ihm klar wurde, wie unwahr das mit dem guten Benehmen war, zerriss er den Brief und begann von Neuem: „Lieber Gott, hier ist Johnny. Ich habe mich meistens ziemlich gut benommen. Schenk mir ein Fahrrad.“

      Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er sich nicht einmal ziemlich gut benommen hatte. Also zerriss er auch diesen Brief und begann erneut: „Lieber Gott, hier ist Johnny. Ich habe mich echt schlecht benommen. Schenk mir trotzdem ein Fahrrad.“ Sofort wurde ihm klar, dass Gott sich auf diesen Deal wohl nicht einlassen würde, weil er schlechtes Verhalten wohl nicht belohnen würde – selbst wenn dieses ehrliche Bekenntnis eventuell seine Gnade wecken könnte. Also zerriss er auch diesen Brief.

      Plötzlich kam ihm eine Idee. Er sprang auf und rannte durch die Küche nach draußen. Im Vorbeilaufen rief er seiner Mutter zu, er wäre nur schnell in der Kirche um die Ecke. Sie dachte sich: „Wow, jetzt meint er es aber ernst mit dem Beten!“ und war hocherfreut.

      Johnny hastete zur katholischen Kirche. Durch das Mittelschiff lief er zum Altar und schnappte sich eine gut 40 Zentimeter hohe Marienstatue. Zu Hause schlüpfte er zur Hintertür herein, wo seine Mutter ihn nicht sehen konnte, und ging wieder nach oben, um seinen neuen Brief an Gott zu schreiben.

      Er stellte die Marienstatue auf seinen Schreibtisch und verfasste dann die folgende Nachricht: „Lieber Gott, hier ist Johnny. Gib mir ein Fahrrad! Ich habe deine Mutter in meiner Gewalt!“ – Sie lachen?

      Aber Sie merken auch: Schon ein Siebenjähriger kommt auf Ideen, wie man Gott manipulieren könnte, damit er uns das gibt, was wir uns wünschen. Es geht immer um unseren Willen, nicht um den Willen Gottes. Im Grunde sagen auch wir: „Gott, gib mir, was ich will. Ich habe deine Mutter in meiner Gewalt.“

      Aber wissen Sie was? Solche Gebete wird unser über die Maßen weiser und gerechter Gott nicht erfüllen.

      Heute – wie schon im ersten Jahrhundert nach Christus – gibt es Menschen, die versuchen, Gott dazu zu bringen, ihre Wünsche zu erfüllen. Jakobus schreibt: „Wenn ihr ihn bittet, wird er euch doch nichts geben. Denn ihr verfolgt üble Absichten: Es geht euch nur darum, eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen“ (Jakobus 4,3). Wenn wir aus den falschen Motiven heraus vor Gott treten, versuchen wir, ihn zu manipulieren.

      Wenn wir festhalten, dass wir tun können, was wir wollen, sofern wir den vierfachen Willen Gottes erfüllen, so geht es dabei nicht um die Art von Wünschen, die Jakobus meint. Jakobus verwendet an dieser Stelle das griechische Wort hedonais, von dem unser Wort „hedonistisch“ abstammt. Jakobus lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die selbstsüchtige und schrankenlose Suche nach Vergnügungen – das müssen wir erkennen.

      Ich bezweifle allerdings, dass es unter den Lesern dieses Buches viele gibt, die Gott auffordern, einen hedonistischen Lebensstil zu unterstützen. Das sind normalerweise nicht unsere Gebete. Unser Problem ist eher, dass wir meinen, unsere Motive wären gut, wenn wir beten. Aber wir merken gar nicht, dass wir trotzdem eher unseren eigenen als Gottes Willen verfolgen. Wir erkennen es nur nicht.

      Geht es um Ihren eigenen Willen oder um den Willen Gottes?

      In der Gemeinde, in der ich als Pastor angestellt war, gab es eine Zeremonie, die als „Kinder-Weihe“ bezeichnet wurde. Eltern hatten die Möglichkeit, ihre Kinder öffentlich dem Herrn zu „weihen“, so wie Samuels Mutter Hannah oder auch Maria und Josef es getan hatten (vgl. 1.Samuel 1,28; Lukas 2,22). Als ich mich mit einem der Elternpaare zu einem vertraulichen Gespräch traf, bekam ich den Impuls, sie zu fragen: „Warum möchten Sie Ihr Kind dem Herrn weihen?“ Sie antworteten, sie wollten dies tun, damit Gott ihr Kind vor Unheil bewahren möge. Diese Antwort erregte meine Neugier und so hakte ich nach: „Habe ich Sie richtig verstanden? Sie tun das, weil Sie glauben, wenn Ihr Kind Gott geweiht ist, habe er quasi die Verpflichtung, es vor allem Bösen zu behüten?“ Überraschenderweise antworteten sie mit „Ja!“.

      „Nun, so funktioniert das nicht“, erklärte ich ihnen. „Eigentlich müssten wir diese Zeremonie eher als Eltern-Weihe bezeichnen. Denn Sie verpflichten sich, Ihr Kind so großzuziehen, wie es Jesus Christus entspricht, egal ob Ihr Kind darauf mit Akzeptanz oder Ablehnung reagiert. Die Wahrheit ist: Sie haben nur auf Ihre Erziehung einen Einfluss; Sie haben keinen Einfluss darauf, was einmal aus Ihrem Kind wird. Als Eltern haben wir die Aufgabe, unseren Kindern beizubringen, dass Leid und Böses ein Teil der Wirklichkeit sind, mit dem wir so umgehen sollen, wie Gott es will. Ja, wir sollten um den Schutz Gottes für unsere Kinder bitten, aber ein solches Gebet ist keine Garantie, gegen alle Folgen des Bösen gefeit zu sein. Das ist keine Versicherungspolice.“

      Was die Eltern als Nächstes sagten, überraschte mich: „Wenn Gott unser Kind nicht beschützt, dann werden wir das mit der Weihe nicht machen.“

      Was war mit diesen Eltern los?

      Sie hatten den Sinn dieser Weihezeremonie ins Gegenteil verkehrt. Sie dachten, Gott wäre verpflichtet, ihre Wünsche zu erfüllen, wenn sie ihm ihr Kind weihten. Es ging ihnen nicht darum, Gottes Willen zu tun, indem sie ihr Kind so großzogen, wie Gott es von ihnen wollte. Sie wollten, dass Gott ihren Willen tat – und zu diesem Willen gehörte, dass Gott ihr Kind von üblen Dingen wie Drogen, falschen Freunden und anderen Versuchungen fernzuhalten hatte. Im Grunde beteten sie: „Nicht dein Wille, sondern unser Wille geschehe.“

      Diesen Eltern war aber nicht bewusst, wie manipulativ sie sich verhielten, weil ihnen ihr Kind so viel bedeutete und sie sich mit ihrem Anliegen ja schließlich an Gott wandten. Was sollte daran falsch sein? Doch Gott ist heilig und gerecht. Er ist kein alter Mann mit Bart, der dafür da ist, unsere Wünsche zu erfüllen. Gott lässt sich nicht manipulieren, nur weil wir uns um unsere Kinder sorgen und für ihre Sicherheit beten. Jakobus hat es klar ausgedrückt: „Ihr verfolgt üble Absichten“ (Jakobus 4,3).

      Das klingt zunächst einmal hart, aber es ist Jakobus sehr wichtig, dass wir unsere Motive klären. Wenn wir es nicht tun, werden wir irgendwann enttäuscht und ablehnend reagieren, weil Gott nicht das macht, was wir uns wünschen. Denn wir werden zu der Überzeugung kommen, dass wir offenbar verantwortungsbewusster sind als Gott, dem das alles egal zu sein scheint. Stellen wir uns vor, diese Eltern hätten ihr Kind mit dieser Haltung dem Herrn geweiht. Wie würden sie wohl reagieren, wenn ihr Kind als Jugendlicher eine schlechte Entscheidung nach der anderen fällen würde, sodass es ihnen vor Schmerz das Herz zerreißen würde? Würden diese Eltern die Schuld nicht möglicherweise bei Gott suchen, der seinen Teil der Abmachung offenbar nicht eingehalten hat?

      Es ist traurig, aber wir erleben immer wieder, dass sich Menschen aus genau diesem Grund von Gott abwenden. Sie kommen an den Punkt, wo Gott nicht so handelt, wie sie es erwartet haben. Sie sind enttäuscht und geben Gott die Schuld dafür, anstatt zu erkennen, wie unrein ihre Motive und wie unbiblisch ihr Denken war. Sie kommen zu dem Schluss, dass es Gott wohl leider sowohl an der Liebe als auch an der Macht fehlt, die sie ihm für ihre Zwecke zugetraut hatten. Schlussendlich lehnen sie Gott verbittert ab, weil es in ihrer Theologie für Schwierigkeiten und Leid und letztendlich auch für das Kreuz keinen Platz gibt.

      Das bedeutet nicht, dass wir nicht um Schutz für unsere Kinder beten sollen. Wir müssen um Gottes Schutz beten. Jakobus sagt auch, dass wir nichts empfangen, weil wir gar nicht bitten (Jakobus 4,2). Wir müssen bitten. Doch wenn wir ins Gebet gehen, sollen wir