Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kim Leopold
Издательство: Bookwire
Серия: Black Heart - Die gesamte Staffel
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783958344129
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fühle. »Im Moment ist es vielleicht noch nicht wichtig. Aber bald wird es das. Bald wird ein Wort von dir sehr viele Dinge ändern können, und es wäre gut, wenn du dich schnell daran gewöhnst.«

      Um ihn von meiner Scham abzulenken, tue ich das einzig Alberne, was mir einfällt. Ich strecke ihm die Zunge raus.

      Er schüttelt den Kopf, bevor er schließlich anfängt zu lachen. »Das wird ein hartes Stück Arbeit.« Er seufzt. »Iss auf. Dein Unterricht beginnt nach dem Frühstück.«

      »Unterricht?« Ich reiße die Augen auf. »Das mit dem Köpfen war ein Witz. Das will ich nicht wirklich lernen.«

      »Wirst du auch nicht«, erwidert er. »Wir fangen mit Geschichte an.«

      ❤

      Nach dem Frühstück und einem kurzen Besuch im Bad setze ich mich zu Alex aufs Bett. Er trägt eine schwarze Sporthose und ein lockeres graues T-Shirt. Seine grünen Augen blitzen zufrieden auf, als ich die Beine unterschlage und ihn erwartungsvoll anschaue. Er fährt sich mit einer Hand über die stoppelige Wange, bevor er noch einmal sein Handy checkt und es dann neben sich legt.

      »Also gut«, setze ich an. »Dann mal los, Herr Lehrer.«

      Er rollt mit den Augen. »Wenn wir im Palast sind, wird das aufhören müssen.«

      »Jetzt weiß ich nicht, wonach ich zuerst fragen soll. Palast oder aufhören?« Unschuldig schaue ich ihn an. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Als würde ich es darauf anlegen, dass er mich rauswirft. So würde ich vielleicht endlich wieder nach Hause kommen.

      »Der Palast der Träume«, erklärt er. »So nennen wir die Schule, zu der ich dich früher oder später bringen werde.«

      »Ich hatte gehofft, ich wäre nach dem Abitur fertig mit meiner Ausbildung.«

      Er starrt mich an, bis mir klar wird, dass ich endlich die Klappe halten und zuhören sollte. Spielverderber!

      Ich nicke ihm zu, damit er fortfährt, und presse die Lippen aufeinander, um ihn nicht noch einmal zu unterbrechen.

      »Also, normalerweise würde ich dich zum Palast bringen, und dort würde Emma deine Einführung übernehmen, aber leider geht das nicht. Ich weiß nicht, ob du dich noch so genau an die Nacht erinnerst, aber wenn ja, weißt du, dass du den Wald beinahe abgeholzt hättest. Deine Macht ist … zu groß.«

      Ich will zuerst laut auflachen, doch die Erinnerung ist noch zu greifbar, als dass ich seine Worte einfach abtun könnte. Er hat recht. Was da passiert ist, ist nicht normal.

      »Eine Hexe bekommt ihre magischen Fähigkeiten mit ihrem achtzehnten Geburtstag. Normalerweise dürfte deine Magie noch gar nicht so ausgeprägt sein. Eigentlich würdest du die kommenden drei Jahre damit verbringen, dich langsam daran zu gewöhnen und immer mehr dazuzulernen. Was da gestern Nacht passiert ist, ist mehr als ungewöhnlich.« Er schaut mich so ernst an, dass ich seinen Worten Glauben schenken muss. »Deswegen möchte mein Chef nicht, dass ich dich zu den anderen bringe. Wir wollen erst herausfinden, ob du …«

      »Ob ich eine Gefahr für euch bin«, beende ich seinen Satz verblüfft. Wie könnte ich eine Gefahr für jemanden sein? Ich würde ja nicht einmal eine Spinne töten, sondern sie hinaustragen.

      Er nickt und schaut mich mitfühlend an. »Ich bin mir sicher, dass sich das schnell aufklärt und ich dich in Sicherheit bringen kann. Wir warten ab, was Tyros vorschlägt, aber ich gehe davon aus, dass wir eine befreundete Hexe aufsuchen werden, die uns schon so manches Mal weitergeholfen hat.«

      »Also bin ich eine Gefahr, und ich bin in Gefahr«, fasse ich seine Worte zusammen und nehme mir eins von den Dekokissen, um mit dem Zipfel zu spielen und mich von meiner Nervosität abzulenken.

      »Die Gestaltwandler an der Schule waren sicher nicht die Einzigen, die nach dir suchen. Tyros bringt dir ein Amulett mit, was dich für ein paar Tage vor Magie verbergen sollte, aber bis er hier ist, müssen wir wachsam bleiben.«

      »Ich, ähm …«

      »Entschuldige.« Alex lächelt mich vorsichtig an. »Das waren zu viele Informationen auf einmal.«

      Ich nicke.

      »Die Männer, die nach dir suchen, sind Gestaltwandler. Magische Wesen, die, wie der Name schon sagt, ihre Gestalt in jedes Lebewesen verändern können. Wir wissen nicht genau, wieso, aber sie machen Jagd auf Frischlinge wie dich«, erklärt er. »Das Amulett hat eine unserer Hexen für dich angefertigt. Es beinhaltet einen einfachen Zauber, der deine Kräfte vor Aufspürungsmagie schützen wird. Das wird allerdings nur funktionieren, wenn Gestaltwandler selbst Magie nutzen, um Hexen zu suchen.«

      »Das hört sich alles ziemlich verrückt an«, erwidere ich leise.

      Alex setzt sich in den Schneidersitz. »Du wirst dich schnell daran gewöhnen.«

      »Woher wusstest du, dass ich eine … eine Hexe bin?«

      »Deine Mutter ist auch eine.« Er lacht auf. »Das wusstest du nicht, oder? Das hab ich mir schon gedacht, als ich dich das erste Mal getroffen habe.«

      »Meine Mutter ist die normalste Frau auf der ganzen Welt«, sage ich ungläubig. Ich kann mir kaum vorstellen, wie die Frau, die ständig auf Benehmen und Aussehen bedacht ist, in der Dunkelheit ihre Zaubersprüche ausspricht. Wenn sie tatsächlich eine Hexe ist, wird sie diesem Teil von sich die kalte Schulter gezeigt haben.

      »Weil sie sich dafür entschieden hat,« bestätigt Alex meine stille Vermutung und macht eine kurze Pause. »Sie kannte deinen Vater schon, bevor sie in den Palast kam. Nach der Schulzeit konnte sie es kaum erwarten, in ein normales Leben zurückzukehren und mit ihm zusammenzuziehen. Sie konnte mit ihren magischen Fähigkeiten nie viel anfangen.«

      »Und meine Schwester? Wieso hat sie keine magischen Fähigkeiten?«

      »Sie ist eine Anchiarta.«

      Eine was? »An…«

      »Anchiarta«, wiederholt er und rollt dabei sowohl das ch als auch das r.

      Ich spreche ihm nach. »Wie schreibt man das?«

      Er steht auf, holt einen Block und einen Stift aus seiner Tasche und kritzelt etwas darauf, bevor er mir das Blatt zeigt.

      àn hjarta steht da geschrieben. Ich spreche es nochmal aus.

      »So nennen wir das Kind einer Hexe, das keine magischen Fähigkeiten hat.«

      »Eine Squib also«, stoße ich hervor, erfreut darüber, dass von den Harry-Potter-Büchern etwas hängen geblieben ist.

      »Ich weiß nicht, was das ist.«

      »Was?« Schockiert starre ich ihn an. »Sag nicht, du hast Harry Potter nicht gelesen!«

      Entschuldigend zieht er die Schultern hoch. »Muss ich das?«

      »Das sind die Bücher unserer Generation schlechthin! Natürlich musst du das! Wenn du das nicht gelesen hast, fehlt dir ein Stück literarischer Ausbildung.«

      »Oh«, macht er und beginnt zu grinsen. »Dann sollte ich das schleunigst nachholen.«

      »Aber hallo.« Ich deute auf sein Handy. »Am besten lädst du es dir gleich runter. Jede Sekunde, in der du nicht liest, ist verschwendete Lebenszeit.«

      »Ich glaube, du dramatisierst das Ganze ein bisschen«, erwidert er belustigt, aber ich gebe nicht nach, bis er sich geschlagen gibt, und das E-Book auf sein Handy lädt.

      Zufrieden grinse ich ihn an. »Du wirst es nicht bereuen.«

      ❤

      Zum Mittagessen lädt Alex mich auf eine Pizza vom Hotelservice ein. Während wir auf unser Essen warten, rufe ich bei meinen Eltern an, um ihnen zu sagen, dass es mir gut geht.

      »Warum hast du mir nichts gesagt, Mama?« Meine Stimme klingt anklagend, aber das ist mir egal. Sie hat mich achtzehn Jahre lang belogen. Ich kann ja verstehen, dass sie nicht wollte, dass ich damit aufwachse, aber spätestens nach der Sache mit