Planet der Saurier. Falk-Ingo Klee. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Falk-Ingo Klee
Издательство: Bookwire
Серия: HOPF Autorenkollektion
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863053727
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Überfluss vorhanden war, einzuladen und nach Proohl zurückzubringen. Dort schröpfte er seine Artgenossen gehörig, denn er verkaufte nur zu horrenden Preisen. Trotzdem kauften die Proohler, weil die Dinge fremd und selten waren; zudem war es nur den Wohlhabenden möglich, den geforderten Preis zu zahlen.

      Seinen größten Triumph verdankte er aber nicht seinem eigenen Tun, sondern den Craahns. Sie hatten die Zivilisation auf Proohl ausgelöscht. Lediglich er, der verachtete Paria, der Vagabund, hatte überlebt. Es war nur schade, dass es keiner der verhassten ›Normalen‹ mitbekommen hatte.

      *

      Troopal Scotheer fuhr in die Höhe. Irgendetwas hämmerte mit solcher Vehemenz gegen die Landestützen, dass sogar die Hülle des Diskus erbebte. Noch im ersten Schrecken sandte er telepathische Impulse aus, doch er empfing nur die primitiven Instinktschwingungen der Saurier. Auch als er sich auf die unmittelbare Umgebung konzentrierte, esperte er keine fremden Mentalsignale.

      Schon wollte er sich wieder schlafen legen, als das Schiff unter wuchtigen Schlägen erneut erzitterte. Nun wurde er unruhig. Rasch streifte er sich einen Umhang über und schlich auf Zehenspitzen zum Türschott.

      »Wo willst du hin, Troopal?« Tratheer blinzelte schlaftrunken. »Müssen wir schon aufstehen?«

      »Ich wollte gerade nachsehen, ob es draußen schon hell ist«, log er.

      Seine Gedanken hatte er abgeschirmt. Er wollte nicht, dass Napeel sich unnötig sorgte.

      Wieder donnerte etwas so heftig gegen die Stützen, dass der Diskus vibrierte. Die Frau erschrak.

      »Was war das, Troopal?«

      »Ich sehe nach«, sagte er entschlossen und verließ den Raum.

      Kaum war er in der Zentrale angekommen, als er sämtliche Bildschirme einschaltete. Was er sah, erheiterte ihn so sehr, dass er in schallendes Gelächter ausbrach. Neben den Landebeinen standen drei massige Triceratops, die sich mit stupider Hartnäckigkeit mühten, die Stützen mit ihren mächtigen hornbewehrten Schädeln aus dem Weg zu räumen.

      Tratheer war ihrem Gefährten nachgeeilt. Verwundert registrierte sie, dass er einfach im Sessel saß und lachte, obwohl die Schiffszelle abermals zum Schwingen gebracht wurde.

      »Was bedeutet das?«, fragte sie befremdet.

      Scotheer deutete wortlos auf einen Bildschirm.

      »Warum vertreibst du die Tiere nicht? Sie werden noch das Schiff beschädigen.«

      »Dazu werden sie trotz ihrer Größe wohl kaum in der Lage sein«, widersprach er noch immer lachend. »Aber ich kann es ja mal mit der Panikstrahlung versuchen.«

      Es dauerte einen Moment, bis er seine Heiterkeit soweit unter Kontrolle hatte, dass er sich voll konzentrieren konnte. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er, dass die mächtigen Horndinosaurier nicht geflohen waren. Sie versuchten nach wie vor, den Raumer mit wuchtigen Kopfstößen zur Seite zu schieben.

      »Es geht nicht«, gestand er kleinlaut, »sie sind zu primitiv.«

      Er gab sich einen Ruck und stand auf. »Ich verjage sie mit dem Strahler.«

      Troopal Scotheer nahm seine Waffe auf und betätigte den Schleusenkontakt. Als sich das Außenschott öffnete, drangen die dumpfen Brülllaute der urweltlichen Tierriesen an sein Ohr. Er fasste den Strahler fester und trat vorsichtig an die äußere Schleusenkante.

      Der Triceratops, der am nächsten stand, hob witternd den mächtigen Kopf. Als er den Proohler erspähte, trottete er näher und reckte drohend das gewaltige Gehörn empor. Sein knöcherner Nackenkamm reichte fast bis an die Einstiegsöffnung.

      Schnell trat Scotheer einen Schritt zurück. Der Gigant war ihm nicht geheuer.

      Aus der Sicherheit des Raumers heraus gab Troopal zwei, drei Schüsse ab. Vor den stampfenden Füßen des Sauriers fuhren die Energiebündel in den Boden und brachten ihn zum Kochen.

      Aufbrüllend warf sich der Koloss herum und floh. Auch die beiden anderen Tiere ließen von dem Diskus ab und galoppierten davon.

      Scotheer sah ihnen mit gemischten Gefühlen nach. In Zukunft musste man mit diesen wehrhaften Fleischbergen rechnen und leben. Zwar war auch er ein Riese von fast drei Metern, durchtrainiert und kräftig, aber gegen diese gewaltigen Saurier hatte er nichts zu bestellen. Allein der Schädel eines Triceratops maß zweieinhalb Meter, die Kopf-Rumpf-Länge mochte zehn Meter betragen; das Gewicht schätzte er auf etwa zehn Tonnen. Nein, diesen Giganten konnte man allenfalls mit dem Strahler beikommen.

      Napeel trat neben ihn.

      »Was stimmt dich so nachdenklich?«

      »Die Größe und Kraft dieser Tiere.« Er schloss das Schott und führte seine Gefährtin in die Zentrale zurück. »Wir werden doch den Kleinstschweber benutzen. Jetzt, wo ich ein paar dieser Kolosse erlebt und aus nächster Nähe gesehen habe, halte ich es für zu riskant, ihnen zu Fuß zu begegnen. Wir müssen sie zunächst einmal eine Weile beobachten und ihr Verhalten studieren. Erst dann können wir es wagen, den Schweber im Hangar zu lassen.«

      »Weißt du, ich war über deinen Entschluss, die Gegend zu Fuß zu erkunden, ohnehin nicht besonders glücklich«, gestand Tratheer. »Zwar haben wir die Informationen des Speichers, aber uns fehlt die Erfahrung im Umgang mit diesen Lebensformen.«

      Troopal Scotheer strich seiner Gefährtin zärtlich über den Kopf. »Dann lass uns packen.«

      Innerhalb kurzer Zeit hatten sie den Flugkörper beladen. Auf die Mitnahme eines Robots verzichteten sie, da die Kapazität des Schwebers zu gering war. Nach einem kurzen Imbiss brachen sie auf.

      Die Proohler verzichteten darauf, ein Schirmfeld um das Schiff zu legen. Der Diskus war stabil genug, um mögliche Saurierattacken zu überstehen. Zudem mussten die Energiereserven des Raumers, gemessen an der proohlschen Lebenserwartung, noch rund vierhundert Jahre reichen.

      Trotz seiner geringen Größe war auch der Schweber mit einer automatischen Steuerung ausgestattet. Scotheer programmierte einen Rundkurs mit einem Radius von einhundert Kilometern. Er wählte die niedrigste Geschwindigkeitsstufe und einen Bodenabstand von fünfzehn Metern.

      Leise summend startete der Flugkörper. Als er die vorgegebene Höhe erreicht hatte, drehte er die Nase in südwestliche Richtung und steuerte auf den See zu. Die grüne Wand des Urwalds blieb linker Hand zurück.

      Zum Bedauern der beiden Proohler besaß der Kleinstgleiter keine Aufzeichnungsgeräte. Immerhin bestand die obere Kuppel aus transparentem Material, sodass man einen direkten Ausblick hatte. Bewusst verzichteten sie darauf, den Monitor einzuschalten. Sie wollten den Planeten Chrootheer erleben, wie er war ‒ ohne das korrigierende Auge einer Optik.

      Plötzlich schrie Tratheer auf. Aus den Fluten des Sees, den sie gerade überflogen, reckte sich ein schlangengleiches Wesen, das nicht aufhören wollte, zu wachsen. Alarmiert blickte Scotheer nach unten.

      Was da sechs Meter aus dem Wasser ragte, war der dunkle Kopf-Halsteil eines Plesiosauriers, der genüsslich einen Fisch verspeiste. Den Gleiter musste er für harmlos halten, denn er äugte nur kurz nach oben und fraß ruhig weiter.

      »Hat dich das Tier so erschreckt?«

      »Ja. Was ist das für eine Art?«

      »Ein Plesiosaurier, genauer gesagt ein Muraenosaurus. Er ist ein Fischfresser, der uns nicht gefährlich werden kann.«

      »Chrootheer ist eine schreckliche Welt«, klagte Napeel. »Ich glaube, hier werde ich mich nie wohlfühlen.«

      »Wir werden uns schon eingewöhnen«, tröstete Scotheer. »Immerhin gibt es ja auch kleine Saurier, die absolut harmlos sind.«

      »Vor denen fürchte ich mich auch nicht.«

      »Sieh doch!«

      Unweit des Sees weidete eine kleine Herde von Iguanodons die Blätter eines Araukarienwäldchens ab. Es war erstaunlich, wie geschickt die pferdeköpfigen Riesen ihre Vorderbeine als Arme einsetzten