Planet der Saurier. Falk-Ingo Klee. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Falk-Ingo Klee
Издательство: Bookwire
Серия: HOPF Autorenkollektion
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863053727
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      »Ja, sie versuchen wieder einmal, Proohl zu überfallen.«

      »Blutige Köpfe werden sie sich holen.« Vrantheer kicherte. »Diese Insektenabkömmlinge werden nie lernen, dass wir ihnen überlegen sind.« Er rieb sich vergnügt die Hände. »Diesmal können wir vom Raum aus zusehen. Das wird ein Spaß!«

      Plötzlich gefror sein Grinsen. Er schrie auf.

      »Obeel ‒ die Panikstrahlung! Ich empfange keine Panikstrahlung!« Verzweifelt presste er die Hände gegen den Kopf. »Ich empfange keinen einzigen Proohler, nur Craahns!«

      »Seltsam, mir geht es genauso. Was hat das zu bedeuten?«

      »Es gibt keine Proohler mehr, du Dummkopf. Verstehst du das?«

      »Natürlich, Sekool. Was machen wir denn nun mit unserer Ladung?«

      »Oh, was für ein Narr du bist, Obeel. Wahrscheinlich wimmelt es um Proohl von Wabenschiffen. Und wenn das so ist, geht es um unser Leben, und du redest von Geschäften. Lass mich nachdenken.«

      Heulend gab die Raumüberwachungssensorik Alarm.

      »Sieh doch, da nähert sich schon ein Craahnsraumer. Soll ich ihn abschießen?«

      »Natürlich, du Einfaltspinsel. Oder willst du warten, bis er es mit uns tut?«

      Sekool Vrantheer sendete einen derart heftigen Zornimpuls, dass Lontheer körperlichen Schmerz empfand. Jammernd betätigte er den Feuerleitknopf. Eine Batterie Werfer richtete sich automatisch ein und nahm das Wabenschiff unter Beschuss.

      Noch bevor die ersten Salven trafen, eröffnete das Craahnsschiff seinerseits das Feuer. Die Schirme beider Raumer leuchteten auf.

      Sekool Vrantheer lachte hämisch. Ein einzelner Wabenraumer, auch wenn er noch so ein Gigant war, konnte dem spezialgefertigten Riesendiskus nicht gefährlich werden.

      »Erhöhe die Feuerfolge!«

      Obeel Lontheer gehorchte wortlos. Ununterbrochen jagten die Werfer dem Feind ihre Salven entgegen. Der Schutzschirm des Wagenraumers blähte sich auf und wurde transparent. Auf einmal schoss eine gewaltige Stichflamme aus dem Schiff. Die nachfolgende Explosion zerriss es in unzählige Teile, die kometengleich davonschwirrten.

      »Was machen wir nun?«

      »Dumme Frage. Wir fliehen!«

      Sekool Vrantheer deutete auf den Orterschirm. Ein ganzer Pulk Wabenraumer näherte sich dem Diskus.

      »Sollen wir sie nicht auch abschießen?«

      »Nein, es sind zu viele.«

      »Aber sie haben Proohl überfallen und unsere Artgenossen getötet«, begehrte Obeel Lontheer auf.

      »Und wenn schon.« Hass glomm in Vrantheers Augen auf. »Haben uns diese Planetarier nicht immer wie Aussätzige behandelt? Es geschieht ihnen recht, dass sie sterben mussten.« Er lachte höhnisch. »Und ausgerechnet wir, die verachteten Raumvagabunden, überleben, weil wir über einen Raumer verfügen.«

      Obeel Lontheer sagte nichts dazu. Er war ein geschickter Bastler und Handwerker mit großem technischem Verständnis, allerdings geistig etwas zurückgeblieben. Sein schlichtes Gemüt vermochte die makabre Situation, die Sekool so erheiterte, nicht zu erfassen.

      Mittlerweile waren die ersten Einheiten der Craahns fast bis auf kritische Distanz herangekommen. Wieder gab die Raumüberwachung Alarm.

      »Nun wird es langsam brenzlig«, brummte Vrantheer. »Nimm die vorderen Wabenraumer aufs Korn. Ich lasse das Schiff unter ihnen hinwegtauchen.«

      Mit raschen Handgriffen nahm er einige Schaltungen vor. Im Gegensatz zu dem Gros der Proohler war er ein ausgezeichneter Pilot, der sich in kritischen Augenblicken nur ungern auf die Automatik verließ.

      Der Diskus schüttelte sich leicht, als Sekool praktisch aus dem Stand heraus mit Volllast beschleunigte. Wie von der Sehne geschnellt, raste das Schiff auf die Formation der Craahns zu. Eine wabernde Lohe hüllte es ein, als die Schirme von einer Energiesalve getroffen wurden.

      Ungerührt betätigte Obeel Lontheer die Werfer. Sie waren auf Abwehrfeuer eingestellt und schufen eine feurige Wand aus reiner Energie zwischen dem Diskus und den Wabenschiffen. Unverändert hielt Vrantheer den Raumer auf Kollisionskurs.

      Erst als mehrere Craahnsraumer das Sperrfeuer mit flackernden Schutzschirmen durchbrachen, drückte er den Diskus steil nach unten. Die Andruckabsorber heulten überlastet auf, als er den Sturzflug abfing und in eine sanft ansteigende Kurve überleitete.

      Noch mehrmals verfingen sich einige Strahlenschüsse in den Schirmen des Diskus, doch sie trafen zu schwach auf, um dem Schiff gefährlich werden zu können.

      Die Wabenraumer blieben zurück. Sie waren nicht schnell genug, um den wendigen Diskus noch einholen zu können.

      »Was tun wir denn jetzt, Sekool?«

      Vrantheer sendete einen zornigen Impuls, der Lontheer verstummen ließ. So sehr Sekool den anderen brauchte und aufgrund seiner Fähigkeiten auch schätzte ‒ seine geringe Intelligenz, die er schlicht als Dummheit bezeichnete, ging ihm manchmal gehörig auf die Nerven.

      Wortlos schaltete er den Kartenspeicher ein und fragte ihn ab. Die Automatik kam zum selben Ergebnis wie ihr Gegenstück an Bord des Diskusschiffs, das Troopal Scotheer und Napeel Tratheer befördert hatte. Und wie die beiden, kam auch Sekool Vrantheer zu dem Schluss, dass der Planet Chrootheer am geeignetsten wäre.

      Kurz entschlossen ließ er den knallgelben Diskus in den Überraum hinüberwechseln. In knapp neun Stunden, so hatte die Automatik ermittelt, würde man am Ziel sein.

      *

      Vor dem Überfall der Craahns gab es auf Proohl eine Handvoll Raumschiffe, deren Eigner Raumfahrt im eigentlichen Sinne praktizierten. Sie landeten auf unbekannten Planeten, trieben Handel mit fremden Welten und erforschten das All.

      Obwohl die exotischen Waren und Mineralien, die sie von ihren Flügen mitbrachten, auf Proohl sehr begehrt waren, behandelte man die Raumfahrer selbst als Parias ‒ als Ausgestoßene. Man versicherte sich gerne ihrer Dienste, hütete sich aber, mit diesen abartigen Proohlern näheren Kontakt zu bekommen.

      Jeder zeigte die fremdartigen Gegenstände, die er eingehandelt hatte, aber es war verpönt, darüber zu sprechen, von wem man sie erworben hatte. Man wusste, dass es die Raumvagabunden, wie sie sich selbst nannten, gab, doch man ignorierte sie geflissentlich. Für einen Proohler, der auf sich hielt, war es undenkbar, Welten anzufliegen, die nicht von den Strahlen der eigenen Sonne getroffen wurden.

      Sekool Vrantheer wich von dem Schönheitsideal der Proohler ab. Mit seinen zweihunderteinundfünfzig Zentimetern Körpergröße galt er als klein, und seine hagere Gestalt ließ ihn hässlich erscheinen. Seine Artgenossen hatten nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nicht der Norm entsprach.

      Im Laufe der Zeit war er missgünstig geworden und neidete den anderen ihren vollendeten Körper. Um ihnen zu zeigen, was dennoch in ihm steckte, hatte er einen geradezu krankhaften Ehrgeiz als Wissenschaftler entwickelt.

      Die erzielten Erfolge reichten ihm jedoch nicht, und er wagte sich weiter vor in unerforschte Randgebiete. Eines Tages kam man dahinter, dass er verbotene Gen-Experimente durchführte. Das war das Ende des Wissenschaftlers Sekool Vrantheer.

      Aus dem Forscher Vrantheer wurde der Raumfahrer Vrantheer. Zusammen mit Obeel Lontheer, den er als verspotteten Tölpel am Raumhafen aufgelesen hatte, bildete er die Besatzung des knallgelben Riesendiskus.

      Das Schiff war eine Sonderanfertigung, wie sie auch von den anderen Vagabunden benutzt wurde. In Bezug auf Größe und Bewaffnung war es allen Proohlraumern überlegen. Das galt auch für den Antrieb und die übrige Ausstattung. Die Schiffe der Vagabunden verfügten sogar über eine vollautomatische kleine Klinik und über eine komplette Produktionsanlage.

      Das Schiff stärkte sein Selbstgefühl, doch der Hass auf die ›normalen‹ Proohler blieb. Er wollte sie treffen, sie lächerlich machen, so, wie sie es mit ihm