Play with me 10: Mühsam ernährt sich das Weihnachtshörnchen. Julia Will. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Julia Will
Издательство: Bookwire
Серия: Play with me
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958691650
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Arme um ihren Rücken und beiße mir fast die Zunge ab, weil das mit Sicherheit mega creepy kommt, wenn ich ihr jetzt ins Ohr flüstere, dass sie voll gut riecht.

      Der erste Part ist geschafft. Leons Mutter lässt mich los und ich drehe mich zögerlich zu seinem Vater. Bitte die Hand, bitte die Hand, bitte die Ha-

      »Setzt euch.«

      Gut, dann halt gar nichts. Leon schiebt mich an der Schulter zu meinem Platz. Ich setze mich und atme erstmal durch.

      »Nimm dir, was du möchtest. Ich wusste nicht, was dir schmeckt, also gibt es ein bisschen von allem«, bietet Leons Mutter freundlich lächelnd an und ich nicke, sofort wieder ein bisschen angespannt, weil mich alle ansehen.

      »Eh, danke.«

      Ich fühle mich, als würde ich am Rand eines Abgrundes stehen. Eine falsche Bewegung und es ist vorbei. Ich wette, ich bin knallrot im Gesicht.

      »Entspann dich. Es ist alles in Ordnung«, flüstert Leon mir leise ins Ohr. Das sagt er so einfach!

      Auch seine Finger, die unter dem langen Tischtuch kurz meine drücken, machen es nicht wirklich besser.

      »Ist alles in Ordnung, Junge? Ist dir schlecht?« Hektisch schüttle ich den Kopf, als mich jetzt auch noch sein Vater anspricht. Er sitzt kerzengerade auf seinem Stuhl. Der sieht selbst aus, als wäre ihm nicht ganz wohl.

      »Nein, nein, Herr von Falkenberg, mir geht es gut, danke!«

      Einen Moment mustert er mich noch intensiv und ich überlege, ob es nicht sicherer wäre, unter dem Tisch in Deckung zu gehen, dann atmet er einmal tief durch und … lächelt. Schief und unsicher, aber er lächelt.

      »Du musst mich nicht siezen. Ludwig ist in Ordnung.«

      Ich denke, ich bin nicht der Einzige, dem die Kinnlade auf die Tischplatte knallt und oh Gott, sind das Tränen in den Augen von Leons Mutter? Warum weint sie denn jetzt? Hab ich irgendwas falsch gema-

      »Danke, Vater.«

      Unsicher sehe ich rüber zu Leon, der auch total komisch klingt und irgendwie habe ich das Gefühl, als wäre hier gerade etwas passiert, was für Leon und seine Mutter total wichtig ist. Wieder schiebt sich Leons Hand zu mir rüber, gleitet warm zwischen meine kalten, aber schwitzigen Finger und verschränkt sie miteinander.

      Beruhigend streicht sein Daumen über meinen Handrücken und ich merke, wie die generelle Anspannung am Tisch ganz langsam nachlässt.

      »Auch danke ... ahm ... Ludwig, heh ...«

      Ich schenke ihm ein freundliches Grinsen und sehe dann automatisch zu Leons Mutter, die sich gerade verstohlen mit der Serviette die Augen abtupft.

      »Du darfst mich selbstverständlich Klara nennen«, erklärt sie ohne weitere Umschweife und mein Lächeln wird automatisch breiter. Das läuft doch gut, oder? Ich weiß zwar immer noch nicht, warum Klara weint und Leon neben mir hart am Schlucken ist, aber grundsätzlich läuft es doch echt nicht schlecht.

      »Danke. Ahm ... ich soll ganz liebe Grüße von meinen Eltern ausrichten. Meine Mum freut sich schon wahnsinnig drauf, dich ... eh ... euch wieder zu sehen.«

      Dass sie Ludwig gestern noch für tot erklärt hat, muss ich ja nicht erwähnen.

      »Oh, wirklich? Ich hatte schon überlegt, ob -«

      »Ich habe Annas Handynummer bekommen, falls du dich bei ihr melden möchtest«, unterbricht Leon sie und jetzt ist es komplett vorbei.

      »Entschuldigt mich bitte«, japst sie, steht auf und eilt aus dem Zimmer. Ludwig geht ihr hinterher, und so sitze ich mit Leon allein am Tisch. Zu Tode verwirrt sehe ich erst seinen Eltern nach und dann zu ihm.

      »Kannst du mir bitte übersetzen, ob das jetzt gut oder schlecht ist?«, hauche ich und lehne mich zu ihm rüber. Ich bin so hoffnungslos überfordert mit allem. Aber immerhin hat sein Dad mich noch nicht rausgeschmissen.

      »Komm«, flüstert er und schiebt langsam seinen Stuhl zurück. Ich folge ihm leise zur Tür. Sie ist angelehnt. Leon zieht sie vorsichtig noch ein bisschen auf, bis wir in den Flur sehen können, und da stehen seine Eltern, Arm in Arm. Klaras Kopf liegt an Ludwigs Schulter, versteckt hinter einem Vorhang aus schwarzen Haaren. Ihr Mann streichelt ihr sanft über den Rücken und flüstert ihr etwas ins Ohr.

      Mir wird richtig warm, als ich das sehe. Ich meine, ich habe ja teilweise mitbekommen, wie es hier zugegangen ist, und ich denke mal, das hier ist eine gewaltige Verbesserung. Eine sanfte Berührung an meiner Schulter, dann trete ich wieder zurück und finde mich im nächsten Moment selbst in einer festen Umarmung. Leise höre ich Leons tiefen Atem an meinem Ohr, sauge seinen unvergleichlichen Duft ein, der jetzt zum Glück nicht mehr so sehr an meinen Vater erinnert, und lächle, als ich die sanfte Berührung seiner Lippen an meinem Hals spüre, bevor er sich wieder zurücklehnt und mich mit einem Blick ansieht, in dem ich am liebsten versinken würde.

      »Es läuft großartig.«

      ***

      Und der Rest des Nachmittags verlief gar nicht mehr so verkrampft, als Leons Eltern dann nach ein paar Minuten wieder da waren. Man hat gemerkt, dass Ludwig, genau wie ich, nicht so richtig gewusst hat, wie er sich verhalten soll. Klara hat dann einfach das Gespräch übernommen und mir Löcher in den Bauch gefragt, bevor sie, ganz die Kinder hassende Mutter, ein paar Geschichten aus Leons Kindheit ausgegraben hat für die er sich offensichtlich halb zu Tode geschämt hat. Anschließend ist sie dann zu ein paar Geschichten zu ganz früher geschwenkt, als sie und meine Mutter noch jung und beste Freundinnen gewesen waren.

      Trotzdem war ich erleichtert, als wir endlich wieder in Leons Zimmer waren. Viel haben wir nicht mehr gemacht. Wir lagen in erster Linie schmusend auf seinem Bett, haben nicht mal viel geredet, nur die gemeinsame Zeit genossen, bis ich gegen sechs nach Hause gegangen bin. Klara hat mich zum Abschied nochmal gedrückt und Ludwig hat mir die Hand gegeben. Eventuell bin ich sogar nach Hause geschwebt, so erleichtert war ich danach.

      Jetzt liege ich im Bett und schreibe noch mit Leon. Nick und Hannah haben sich auch gemeldet. Eigentlich ... fehlt jetzt nur noch Tim, dann wäre alles perfekt. Das wird auch wieder. Hoffe ich.

      ›Ich habe wirklich gedacht, dass du dich mit der Gabel noch umbringst! :D‹

      Leon ist so ein Arsch! Ich kann voll nichts dafür, dass ich zum Körperklaus mutiere, wenn ich nervös bin und mit Leuten am Tisch sitze, die Tischmanieren von mir erwarten!

      ›Du bist gemein! T-T‹

      ›Nein, bin ich nicht. Du bist nur ein Trampel, der nicht essen kann <3‹

      ›T________T‹

      ›:D‹

      Aber immerhin wird er beim Schreiben langsam lockerer. Und auch wenn er so eklig zu mir ist, kann ich nicht aufhören, glücklich und zufrieden vor mich hin zu grinsen.

      Zeit, Nick zu antworten. Der wollte wissen, wie es war, genauso wie Hannah, aber er hat zuerst gefragt.

      ›Lief halbwegs gut. Ich Held hab auf dem Weg hin noch ne Schneeballschlacht angezettelt und wir sind ne ganze Ecke zu spät gekommen. Ich hatte echt so Schiss ... aber sein Dad hat mir sogar das Du angeboten.‹

      Bevor ich es abschicke, kopiere ich den Text, dann muss ich Hannah gleich nicht alles nochmal schreiben, und sende ab.

      ›Wie war´s eigentlich bei dir noch?‹, schiebe ich hinterher, denn ich weiß, dass er noch den halben Tag bei Alexander verbracht hat. Während ich warte, kommt wieder eine Nachricht von Leon.

      ›Wann ist dein erster Kurs morgen?‹

      Der Witz ist, dass er das weiß. Das ist wohl nur seine Art, mich zu fragen, ob wir uns vorher noch sehen. Aber das kann er natürlich nicht einfach so fragen, der Esel.

      ›Um neun! xD Vorher Frühstück? Hannah ist aber wahrscheinlich auch da.‹

      ›Okay.‹

      ›Ich hab übrigens ein T-Shirt von dir geklaut und hier bei mir im Bett. x3 Das riecht