Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783736428577
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sahn wir tief im Grunde sich

       Laut schnaufend mit den flachen Händen schlagen.

       Der Dämme Seiten waren schimmelig

       Vom untern Dunste, der wie Teig dort klebte.

       Für Aug und Nase feindlich widerlich.

       Doch vor dem Blick, so sehr ich forschte, schwebte;

       Noch dunkle Nacht, weil tief der Abgrund ist,

       Bis ich des Felsenbogens Höh erstrebte.

       Von hier, wo erst der Blick die Tiefe mißt.

       Sah ich viel Leut in tiefem Kote stecken,

       Und, wie mirs vorkam, war es Menschenmist.

       Ich forscht und sah ein Haupt sich vorwärts strecken,

       Doch ganz beschmutzt mit Kot, drum könnt ich nicht,

       Obs Lai, ob Pfaffe sei, genau entdecken.

       Da schrie er her: "Was bist du so erpicht,

       Mich mehr als andre Schmutzge zu gewahren?"

       Und ich: "Weil, ist mir recht, ich dein Gesicht

       Bereits gesehm, allein mit trocknen Haaren.

       Alex, Interminei heißest du,

       Drum seh ich mehr auf dich als jene Scharen."

       Und er, die Stirn sich schlagend, rief mir zu:

       "Mich stürzte Schmeichelei herab zur Hölle,

       Die ich dort übte sonder Rast und Ruh."

       Da sprach zu mir mein guter Meister: "Stelle

       Dich etwas vor, und in die Augen fällt

       Dir eine schmutzge Dirn an jener Stelle.

       Sieh die Zerzauste, die sich kratzt und krellt

       Mit kotgen Nägeln, jetzt aufs neue greulich

       im Mist versinkt und jetzt sich aufrecht stellt,

       Die Hure Thais ists, jetzt so abscheulich.

       Fragt einst ihr Buhl: "Steh ich in Gunst bei dir?"

       Versetzte sie: "Ei, ganz erstaunlich! Freilich!"

       Doch sei gesättigt unsre Schaulust hier.

      Neunzehnter Gesang

      Simon Magus, ihr, o Arme, Blöde,

       Die, was der Tugend ihr vermählen sollt.

       Die Dinge Gottes, räuberisch und schnöde,

       Ihr euch erbuhlt durch Silber und durch Gold,

       Von euch soll jetzo die Posaun erschallen;

       Euch zahlt der dritte Sack der Sünden Sold.

       Erstiegen hatten wir die Felsenhallen

       Des Stegs, von welchem mitten in den Schoß

       Des nächsten Schlunds die Blicke senkrecht fallen.

       Allweisheit, wie ist deine Kunst so groß

       Im Himmel, auf der Erd, im Höllenschlunde,

       Und wie gerecht verteilst du jedes Los!

       Ich sah dort an den Seiten und im Grunde

       Viel Löcher im schwarzbläulichen Gestein,

       Gleich weit und sämtlich ausgehöhlt zum Runde.

       Sie mochten so, wie jene, wo hinein

       Beim Taufstein Sankt Johanns die Täufer treten,

       Und enger nicht, doch auch nicht weiter sein.

       Eins dieser sprengt ich einst, weil ich in Nöten

       Ein halbersticktes Kindlein drin entdeckt;

       So seis besiegelt, so will ichs vertreten;

       Ich sah, daß sich, aus jedem Loch gestreckt,

       Zwei Füß und Beine bis zum Dicken fanden,

       Der andre Leib blieb innerhalb versteckt;

       Sah, wie die Sohlen beid in Flammen standen,

       Und sah die Knorren zappeln und sich drehn

       So stark, daß sie wohl sprengten Kett und Banden.

       Wie wirs an ölgetränkten Dingen sehn,

       Wo obenhin die Flammen flackernd rennen,

       So von der Ferse dort bis zu den Zehn.

       "Gern, Meister," sprach ich, "möcht ich diesen kennen.

       Der wilder zuckt als die, so ihm gesellt,

       Und dessen beide Sohlen röter brennen."

       Und er: "Ich trage dich, wenn dirs gefällt,

       Arn schiefen Hang hinab—er wird dir zeigen,

       Wer einst er war, und was im Loch ihn hält."

       Drauf ich: "Du bist der Herr, und mein Bezeigen

       Folgt dem gern, was mir als dein Wille kund,

       Und du verstehst mich auch bei meinem Schweigen."

       Drauf gings zum vierten Damm, und links zum Schlund

       Trug mich mein Herr hinab zu neuen Leiden

       In den durchlöcherten und engen Grund.

       Er ließ mich nicht von seiner Hüfte scheiden,

       Auf die er mich gesetzt, bis bei dem Ort

       Des, der da weinte mit den Füßen beiden.

       "Du, mit dem Obern unten," sprach ich dort,

       "Hier eingerammt gleich einem Pfahl, verkünde:

       Wer bist du? Sprich, ist dir vergönnt dies Wort."

       Ich stand, dem Pfaffen gleich, dem seine Sünde

       Der Mörder beichtet, welcher, schon im Loch,

       Ihn rückruft, daß der Tod noch Aufschub finde.

       Da schrie er: "Bonifaz, so kommst du doch,

       So kommst du doch schon jetzt, mich fortzusenden?

       Und man versprach dir manche Jahre noch?

       Schon satt des Guts, ob des mit frechen Händen

       Du trügerisch die schöne Frau geraubt,

       Um ungescheut und frevelnd sie zu schänden?"

       Ich stand verlegen, mit gesenktem Haupt,

       Wie wer nicht recht versteht, was er vernommen.

       Und sich beschämt kein Gegenwort erlaubt.

       Da sprach Virgil: "Was stehst du so beklommen?

       Sag ihm geschwind, daß du nicht jener seist,

       Den er gemeint!"—Ich eilt, ihm nachzukommen.

       Die Fuße nun verdrehte wild der Geist

       Und sprach mit Seufzern und mit dumpfen Klagen:

       "Was also ists, das so dich fragen heißt?

       Doch standest du nicht an, dich herzuwagen.

       Um mich zu kennen, wohl, so sag ich dir,

       Daß ich den großen Mantel einst getragen.

       Der Bärin wahrer Sohn war ich, voll Gier

       Fürs Wohl der Bärlein, und für diese steckte

       Ich in den Sack dort Gold, mich selber hier.

       Auch unter meinem Haupt gibts viel Versteckte.

       Dort, durchgepreßt durch einen Felsenspalt,

       Sind, die vor mir die Simonie befleckte.

       Und dort hinab versink auch ich, sobald

       Der kommt, für welchen ich dich angesehen.

       Und der mir folgt in diesem Aufenthalt;

       Doch wird er nicht so lang, als mir geschehen,

       Die Füße brennend, köpflings eingesteckt,