Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783736428577
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Bis wir aufs neu zu meiner Rotte kommen,

       Die weinend geht in Leid und ewger Schmach."

       Gern war ich neben ihn hinabgeklommen.

       Doch wagt ichs nicht und ging, das Haupt geneigt,

       Wie wer da geht von Ehrfurcht eingenommen,

       "Du, welcher vor dem Tod herniedersteigt,"

       Begann er nun, "welch Schicksal führt dein Streben?

       Und wer ist der, der dir die Pfade zeigt?"

       "Dort oben," sprach ich, "in dem heitern Leben

       War ich, eh reif mein Alter, ohne Rat

       Verirrt und rings von einem Tal umgeben.

       Aus dem ich eben gestern morgens trat.

       Zurück ins Tal wollt ich, da kam mein Leiter

       Und führt mich wieder heim auf diesem Pfad."

       Drauf sprach er: "Folgst du deinem Sterne weiter.

       Dann, wenn ich recht bemerkt im Leben, schafft

       Er dich zum Hafen, ehrenvoll und heiter.

       Und hätte mich der Tod nicht weggerafft,

       Hart ich, da dir so hold die Sterne waren,

       Dich selbst zum Werk gestärkt mit Mut und Kraft.

       Doch jenem Volk von schnöden, Undankbaren,

       Das niederstieg von Fiesole und fast

       Des Bruchsteins Härte noch scheint zu bewahren,

       Ihm bist du, weil du wacker tust, verhaßt;

       Mit Recht, weil übel stets zu Dorngewinden

       Mit herber Frucht die süße Feige paßt.

       Man heißt sie dort nach altem Ruf die Blinden,

       Voll Geiz, Neid, Hochmut, faul an Schal und Kern—

       Laß rein dich stets von ihren Sitten finden,

       So großen Ruhm bewahrt dir noch dein Stern,

       Daß beide Teile hungrig nach dir ringen,

       Doch dieses Kraut bleibt ihrem Schnabel fern.

       Das Fiesolaner Vieh mag sich verschlingen,

       Sich gegenseits, doch nie berührs ein Kraut,

       Kann noch sein Mist hervor ein solches bringen,

       In dem man neubelebt den Samen schaut

       Von jenen Römern, welche dort geblieben.

       Als man dies Nest der Bosheit auferbaut."

       "War einst, was ich gewünscht, des Herrn Belieben,"

       Entgegnet ich, "gewiß, ihr wäret nicht

       Noch aus der menschlichen Natur vertrieben.

       Das teure, gute Vaterangesicht,

       Noch seh ichs vor betrübtem Geiste schweben,

       Noch denk ich, wie ihr mich im heitern Licht

       Gelehrt, wie Menschen ewgen Ruhm erstreben,

       Und wie mir dies noch teuer ist und wert,

       Soll kund, solang ich bin, die Zunge geben.

       Was ihr von meiner Laufbahn mich gelehrt,

       Bewahr ich wohl—Werd ich die Herrin schauen

       Nebst anderm Text wird mir auch dies erklärt.

       Dem aber, will ich, sollt ihr fest vertrauen:

       Ists nur mit dem Gewissen wohlbestellt,

       Dann macht kein Schicksal, wies auch sei, mir Grauen.

       Mir ist nicht neu, was eure Red enthält.

       Doch mag der Bauer seine Hacke schwingen

       Und seinen Kreis das Glück, wies ihm gefällt."

       Rechts kehrte sich Virgil, indem wir gingen,

       Nach mir zurück und sah mich an und sprach:

       "Gut hören, dies behalten und vollbringen."

       Ich aber ließ drum nicht im Sprechen nach,

       Und wünschte die berühmtesten zu kennen

       Von den Genossen dieser Pein und Schmach.

       Drauf Herr Brunett: "Gut ist es, einge nennen,

       So wie von andern schweigen löblich scheint,

       Auch würd ich nicht von allen sagen können.

       Gelehrte sind und Pfaffen hier vereint

       Von großem Ruf, die einst besudelt waren

       Mit jenem Fehl, den jeder nun beweint.

       Franz von Accorso geht in diesen Scharen,

       Auch Priscian, und war dirs nicht zu schlecht,

       Vorhin so schnöden Aussatz zu gewahren,

       So sahst du jenen, den der Knechte Knecht

       Zwang, nach Vicenz vom Arno aufzubrechen,

       Allwo der Tod sein toll Gelüst gerächt.

       Gern sagt ich mehr—doch mit dir gehn und sprechen

       Darf ich nicht länger, denn schon hebt sich dicht

       Ein neuer Rauch auf jenen sandgen Flächen.

       Auch naht hier Volk, von dem mich das Gericht

       Geschieden hat—Mein Schatz sei dir empfohlen,

       Ich leb in ihm noch—mehr begehr ich nicht."

       Hier wandt er sich, die andern einzuholen,

       Wie nach dem Ziel mit grünem Tuch geziert.

       Der Veroneser läuft mit flüchtgen Sohlen,

       Und schien, wie wer gewinnt, nicht wer verliert

      Sechzehnter Gesang

      Ich war am Ort, wos widerhallend brauste

       Vom Wasser, das da stürzt ins nächste Tal,

       Als ob ein Schwarm von Bienen summt und sauste;

       Da rannten Schatten her, drei an der Zahl,

       Und trennten sich von einer größern Bande,

       Die hinlief durch des Feuerregens Qual,

       Und schrien: "Halt du, wir sehn es am Gewande

       Dir deutlich an, du bist hierher versetzt

       Aus unserm eignen schnöden Vaterlande."

       Ach, alt und neue Wunden, eingeätzt

       Von Flammen, sah ich nun in ihrem Fleische,

       Und noch voll Mitleid denk ich ihrer jetzt.

       Mein Meister horcht auf dieses Schmerzgekreische

       Und sah mich an und sprach: "Hier harren wir!

       Bedenke jetzt, was Höflichkeit erheische.

       Denn wäre nicht der Feuerregen hier,

       Nach der Natur des Orts, so würd ich sagen:

       Die Eile zieme, mehr als ihnen, dir."

       Ich stand und hörte neu ihr altes Klagen;

       Zu uns gekommen waren alle nun,

       Da sah ich sie sich selbst im Kreise jagen.

       Wie nackende gesalbte Kämpfer tun,

       Die Griff und Vorteil zu erforschen pflegen,

       Indessen noch die Püff und Stöße ruhn;

       So sah ich sie im Kreise sich bewegen,

       Mir immerdar das Antlitz zugewandt,

       Und Hals und Fuß an Richtung sich entgegen.

       Und einer sprach: "Wenn dieser lockre Sand

       Und unsre Not uns nicht verächtlich machte.

       Und unsre Haut, so rußig