Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dante Alighieri
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783736428577
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ob unsers Rufs, beachte;

       Sprich, wer bist du? Wie lebend hier erscheinst?

       Und was dich sicher her zur Hölle brachte?

       Der, welchem du mich folgen siehst, war einst,

       Muß er auch nackt hier und geschunden rennen.

       Von höherm Range wohl, als du vermeinst.

       Wer hörte nicht Gualdradas Enkel nennen,

       Den Guidoguerra, dessen Schwert und Geist

       Wohl Puglia und Florenz als tüchtig kennen?

       Der hinter mir den lockern Sand durchkreist,

       Tegghiajo ists, des Rat man noch auf Erden,

       Obwohl man ihm nicht folgt, als heilsam preist.

       Ich, ihr Genoss in schrecklichen Beschwerden,

       Bin Jakob Rusticucci, und mich ließ

       Mein böses, wildes Weib so elend werden."—

       Wenn irgend was vorm Feuer Schutz verhieß.

       So stürzt ich gern mich unter sie hernieder,

       Auch litt, so glaub ich, wohl mein Meister dies.

       Allein verbrannt hätt ich auch meine Glieder,

       Drum unterdrückte Furcht in mir die Lust,

       Die Jammervollen zu umarmen, wieder.

       "Nicht der Verachtung bin ich mir bewußt,"

       Begann ich, "nur des Leids für euch Geplagte,

       Und schwer verwinden wird es meine Brust.

       Ich fühlt es, als mein Herr mir Worte sagte,

       Durch welche mir es deutlich ward und klar,

       Daß, wer hier komme, hoch auf Erden ragte.

       Ich bin aus eurer Stadt, und nimmerdar

       Wird eures Tuns ruhmvoll Gedächtnis schwinden,

       Das immer mir auch lieb und teuer war.

       Ich ließ die Gall, um süße Frucht zu finden,

       Die mein wahrhafter Führer prophezeit,

       Doch muß ich erst zum Mittelpunkt mich winden."

       "Soll lang noch deine Seele das Geleit

       Der Glieder sein," so sprach nun er dagegen,

       "Soll leuchten noch dein Ruf nach deiner Zeit,

       So sage mir, bewohnen, wie sie pflegen,

       Wohl unsre Stadt noch Kraft und Edelmut?

       Sind sie verbannt und völlig unterlegen?

       Denn Borsiere, welcher diese Glut

       Seit kurzem teilt, und dort mit andern schreitet,

       Erzählt uns manches, was uns wehe tut!—"

       "Neu Volk und schleuniger Gewinn verleitet

       Zu Unmaß dich und Stolz, der dich betört,

       Florenz, und dir viel Leiden schon bereitet!"

       Ich riefs, das Aug emporgewandt, verstört.

       Starr sahn die drei sich an bei meinen Reden,

       Wie man sich anstarrt, wenn man Wahrheit hört.

       "Wir wünschen Glück, wenn du so wohlfeil jeden

       Abfertgen kannst," war aller Gegenwort,

       "Und dirs bekommt, nach Herzenslust zu reden.

       Entkommst du einst aus diesem dunkeln Ort

       Und siehst den Sternenglanz, den schönen, süßen,

       Und sagst dann froh und heiter: Ich war dort,

       Vergiß dann nicht, die Welt von uns zu grüßen!"—

       Hier aber brachen sie den Kreis und flohn

       Voll Eil und wie mit Flügeln an den Füßen.

       Eh man ein Amen ausspricht, waren schon

       Sie alle drei aus meinem Blick verschwunden.

       Drum ging sogleich mein Meister auch davon.

       Ich folgt ihm nach, um Weitres zu erkunden,

       Worauf uns bald des Stroms Gebraus erklang,

       So nah, daß wir uns sprechend kaum verstunden.

       Gleich jenem Flusse mit dem eignen Gang,

       Des Fluten ostwärts vom Berg Veso toben.

       Vom Apennin an seinem linken Hang;

       Das stille Wasser heißt er erst dort oben,

       Dann senkt er sich und wird bei Forli bald

       Des ersten Namens wiederum enthoben—

       Des Sturz dort ob Sankt Benedikt erschallt.

       Wo seine Wellen in den Abhang brausen,

       Der groß für Tausend ist zum Aufenthalt:

       So brach von einem Felsenhang voll Grausen

       Der rotgefärbte Fluß sich brüllend Bahn,

       Und kaum ertrug das Ohr sein wildes Sausen.

       Mit einem Stricke war ich umgetan,

       Und manches Mal mit diesem Gurte dachte

       Ich das gefleckte Panthertier zu sehn.

       Nachdem ich los von mir den Gürtel machte,

       Wie ich vom Führer mir geboten fand,

       Macht ich ein Knäuel draus, das ich ihm brachte.

       Er aber kehrte dann sich rechter Hand

       Und schleuderte zum tiefen Felsenschlunde

       Das Knäul hinunter ziemlich weit vom Rand.

       "Entsprechend", dacht ich, "muß die neue Kunde

       Dem neuen Wink und diesem Blicke sein,

       Womit mein Meister schaut zum tiefen Grunde."

       Stets präge doch der Mensch sich Vorsicht ein

       Mit solchen, die des Herzens Sinn erspähen,

       Und nicht sich halten an die Tat allein.

       Er sprach: "Bald werden wir auftauchen sehen,

       Was ich erwart; und das, was du gedacht,

       Wird deutlich bald vor deinen Blicken stehen."

       Bei Wahrheit, die der Lüge gleicht, habt acht,

       Soviel ihr könnt, euch nimmer auszusprechen,

       Sonst werdet ihr ohn eure Schuld verlacht.

       Doch kann ich mich zu reden nicht entbrechen

       Und schwör, o Leser, dir, bei dem Gedicht,

       Dem nimmer möge Huld und Gunst gebrechen:

       Ich sah durch jene Lüfte schwarz und dicht

       Ein Bild, nach oben schwimmend, sich erheben,

       Dem Kühnsten wohl ein wunderbar Gesicht—

       Wie jemand kehrt, der sich hinabbegeben.

       Den Anker, der im Felsenrisse steckt,

       Zu lösen, wenn er sich beim Aufwärtsstreben

       Von unten einzieht und nach oben streckt.

      Siebzehnter Gesang

      Sieh hier das Untier mit dem spitzen Schwanze,

       Der Berge spaltet, Mauer bricht und Tor!

       Sieh, was mit Stank erfüllt das große Ganze!

       So hob mein Führer seine Stimm empor

       Und rief mit seinem Wink das Tier zum Rande,

       Bis nah zu unserm Marmorpfade vor.

       Da kam des Truges Greuelbild zum Lande

       Und schob den Kopf und dann den Rumpf heran,