Um die Antwort vorweg zu nehmen: Ja. Südafrika – geht – auch – schwanger. Unsere Reise führt uns in 18 Tagen mit Mietwagen entlang der Ostkapküste, ein bisschen Gardenroute, eine Prise Karoowüste, ein Ausflug in die Drakensberge und über die Wild Coast wieder zurück zum Flughafen Port Elizabeth. Nachdem ich bereits in Plettenberg Bay zu Beginn unseres Urlaubs eine kleine Treppe hinab fiel, dagegen den Rundweg im Nationalpark Robberg Island und eine Wanderung an der Wildcoast ohne Probleme meisterte, nachdem unser Auto inmitten der menschenleeren Tsitsikamma-Berge (es hätte auch der Bayerische Wald sein können) Bremsflüssigkeit verlor, um zurück in der südafrikanischen Zivilisation von einem unglaublich netten KfZ-Mechaniker gesagt zu bekommen, dass es sich lediglich um kondensiertes Wasser aus der Klimaanlage handelte, nachdem ich in Graaff-Reinet zum ersten Mal in meinem Leben im Hormonrausch Shops mit Kinderbekleidung plünderte, die mein Sohn immer noch trägt, kann ich heute wohl zu Recht behaupten: Die Gefahren lauern im Alltag und in Shopping Malls. Beides gibt es auch zuhause.
Einig waren wir uns bereits bei der Planung, dass wir uns Malariaprophylaxe als auch Malaria als „Mitbringsel“ ersparen wollten. Deswegen bewegten wir uns ausschließlich außerhalb des Malariagebiets. Damit fiel der Krüger National Park zwar flach, der lag aber sowieso nicht auf unserer Route, zudem hatten wir beide den größten Nationalpark Südafrikas schon unabhängig voneinander bereist. Unsere Wahl fiel daher auf den Addo Elephant Park. Bis auf wenige Meter kommen Besucher dort per Auto an Elefanten und Büffel heran. Aussteigen ist verboten, da es lebensgefährlich ist und die Tiere stört. Der „Addo“, wie er auch genannt wird, ist ein Tierpark mit geteerten Straßen und Erfolgsgarantie. Er eignet sich daher nicht nur für Schwangere, sondern vor allem auch für Familien mit Kindern. Wer mag, kann vor Ort Safaris in den dafür typischen Geländefahrzeugen buchen. Mit dem eigenen Mietwagen konnten wir den Park aber ebenfalls wunderbar von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends erkunden. Lediglich Offroad-Strecken und Nachtfahrten waren mit dem eigenen Fahrzeug nicht möglich.
Die vom Nationalpark und damit von der öffentlichen Hand betriebenen Chalets des Rest Camps befinden sich sehr nah beim Haupteingang. Sie sind sauber, reichen bequem für eine Familie mit zwei Kindern und ermöglichen eine der wichtigsten südafrikanischen Nationalsportarten: „Braai“ (= Grillen). Die privaten Unterkunftsmöglichkeiten, die gerne mit ihrer Nähe zum Park werben, erfordern oftmals eine zusätzliche Anfahrt und sind meist teurer. Ein weiteres Plus: Der zum Chalet gehörende Garten grenzt an den Zaun des Parks. In der Dämmerung kann man so ganz bequem vom Liegestuhl aus fressende Kudus beobachten, eine afrikanische Antilopenart. Allerdings hört man dafür nachts auch mal die Schreie der Tiere, die gefressen werden. Nach zwei Tagen und vier Safaris haben wir 17 von 33 möglichen Tierarten auf der Liste abgehakt. Neben Elefanten und Büffeln haben wir auch Hyänen, jede Menge Warzenschweine und sogar einen Luchs beobachten können.
Zwei Reisetage und etwa 400 Kilometer nach dem Addo Elephant Park, davon die letzten 60 auf ungeteerten Pisten, erreichen wir bei strömendem Regen Rhodes, einen kleinen, abgeschiedenen Ort in den Ostkap-Drakensbergen. Die in einem Reiseführer für ihre „entspannte Atmosphäre“ gelobte Unterkunft „Walkerabouts Inn“ (www.walkerbouts.co.za) entpuppt sich tatsächlich als gemütliches Gästehaus mit guter Küche und einem wunderschönen Garten, in dem die Gäste zum Sonnenbaden willkommen sind. Eigentümer Dave Walker, ein Mann in den Sechzigern mit weißem Rauschebart, ist gut informiert und vermittelt auf Wunsch Guides für verschiedenste Aktivitäten. Zum Beispiel lassen sich in der Gegend alte Felsenmalereien der San erkunden. Da sich viele davon auf privatem Gelände befinden, ist ein Besuch nur nach vorheriger telefonischer Anfrage möglich. Wir entscheiden uns für Fliegenfischen und buchen für 75 Euro für einen Tag einen Führer samt Ausrüstung. Unser Ausflug führt uns von Rhodes, 1821 Meter über dem Meeresspiegel, zu Gewässern in 2500 Metern Höhe. Die Beute besteht aus einer großen und einer kleinen Forelle, die wir beide wieder frei lassen. Auf der Tour durch die Drakensberge passieren wir Südafrikas einzigen Skiort Tiffindell. Tiffindell liegt nur 16 Kilometer von der Enklave Lesotho entfernt, einem von Südafrika unabhängigen Königreich. Die Straßen sind an einigen Passagen je nach Wetterlage nur noch mit Vierradantrieb zu bewältigen. Auf Ausflügen trifft man in dieser Region selten auf andere Menschen und falls doch, wird immer nett gegrüßt. Steht ein Auto am Straßenrand, hält ein passierender Fahrer stets an und fragt, ob alles in Ordnung ist, denn der Pannendienst ist weit, weit weg.
Unsere Reise führt uns weiter über die N2 durch die Transkei bis nach Idutywa, von dort führt eine Abzweigung über Willowvale nach Qora Mouth an die Wild Coast. An der „wilden Küste“ erwartet Reisende nicht nur eine wenig verbaute, leicht hügelige Küstenlandschaft mit einsamen Traumstränden am Indischen Ozean, sondern auch die Chance, ein Stück ursprüngliches Südafrika abseits der beliebten Garden Route zu erleben. Die in der Transkei lebende Bevölkerung gehört fast ausschließlich dem Volk der Xhosa an und lebt in sogenannten „Rondavels“ - Rundhütten in traditioneller afrikanischer Bauweise. Viele weiße Südafrikaner meiden die arme und ausschließlich von schwarzen Südafrikanern bewohnte Region, auch weil sie Angst vor der dort herrschenden Kriminalität haben. Das Bantuvolk der Xhosa begegnet Reisenden immer wieder in Erzählungen über das „große Rinderschlachten“: In den 1850er Jahren opferten die Xhosa aufgrund einer Prophezeiung den größten Teil ihres Viehbestandes und vernichteten ihr Korn. Dies führte zu einer Hungerkatastrophe, im Laufe derer mehrere zehntausend Xhosa-Angehörige starben.
Der Tipp der Reiseratte:
Unterkünfte im Voraus buchen! Mithilfe von Reiseführern und Internet kann man entspannt auswählen und man verschwendet keine wertvolle Urlaubszeit mit Unterkunftssuche, die in fremden Ländern ja auch mal stressig geraten kann.
In Qora Mouth finden wir eine landschaftlich abwechslungsreiche und menschenleere Küste vor. Wenn überhaupt, teilen wir uns die kilometerlangen Sandbänke mit friedlichen Kühen, denn sie suchen die Nähe der salzigen Gischt, um weniger von Ungeziefer geplagt zu werden. Spaziergänge entlang der Küste, entweder von Qora Mouth in Richtung Mazeppa Bay oder nach Norden in Richtung des Dwesa Nature Reserve, bergen nicht nur die Chance auf sehr schöne Muschelfunde, sondern ermöglichen je nach Gezeiten auch ein spontanes Bad in von Felsen geformten Naturbassins. Auf dem Weg vom „Kob Inn“, einem direkt am Meer gelegenen, etwas abgewohnten Familienhotel, in Richtung Süden, versuchen wir die seicht aussehende Flussmündung des Qora River zu Fuss zu durchqueren – sehr zum Amüsement einiger Xhosa-Frauen auf der anderen Flussseite. Nach kurzer Zeit geben wir unseren Durchquerungsversuch auf und lassen uns per Boot für zwei Rand pro Person auf die andere Seite bringen. Die Xhosa-Frauen sind immer noch da. Sie sammeln offenbar den am Strand kaum vorhandenen Müll ein. Wir wandern mit ihnen einen Trampelpfad an der Küste entlang, können uns aber leider nicht gut unterhalten, da sie kein Englisch sprechen und wir kein Xhosa.
Die Transkei ist nicht nur landschaftlich und kulturell ursprünglich geblieben, sondern auch in Bezug auf ihre Straßen: Abseits der N2 führen nur kleine Straßen, teilweise Schotterpisten, ans Meer. Eine Küstenstraße existiert an der Wild Coast nicht. Doch wahrscheinlich verdankt die zum ehemaligen Homeland „Transkei“ gehörende Küste auch diesen schlechten Straßen ihre Abgeschiedenheit.
Wir haben viel gebadet, in diesem Februar bevor Tim zur Welt kam und natürlich habe ich mir einen Sonnenbrand geholt, genaugenommen zwei – auf jedem Schienbein einen. Anfängerfehler, schließlich ist im Februar Spätsommer in Südafrika und die Sonneneinstrahlung ist generell intensiver als bei uns, da das Land näher am Äquator liegt.
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