Dorian van Delft
Kassandras langer Schatten
&
Trojas dunkles Geheimnis
Phantastische historische Abenteuer
Zwei Romane in einem Band
comediantes
Verlag für Lyrik und Belletristik des 21. Jahrhunderts
1. Auflage der komplett überarbeiteten Neufassung
Herstellungsleitung: Uta Christ
Illustrationen: Ralf-Alex Fichtner
Bearbeitung: comediantes Lektorat
Cover: Zschiesche GmbH Repro Druck
e-book / EPUB
ISBN 978-3-946691-20-4
© 2020 www.comediantes.de
Dies Buch widme ich allen,
die sich ihr kindliches Vergnügen
am echten Abenteuer bewahren konnten.
In Dankbarkeit für die phantastischen Welten, die
uns Paul Delvaux und Jules Verne in ihren
Gemälden und Romanen hinterließen.
Band 1 – Kassandras langer Schatten – Inhaltsverzeichnis
Landung auf dem Mont Saint-Michel
Band 2 – Trojas dunkles Geheimnis – Inhaltsverzeichnis
Kassandras langer Schatten
Die Überlebende von Pompeji
Tagebuch des Dorian van Delft Donnerstag, 12. Mai anno Domini 1870, an Bord des Dampfschiffes „St. Egidius“
Doktor Ingmarson! Zum Kuckuck. Das Schiff schlingert. Fast wäre ich gestürzt. So kann kein Mensch schreiben. Geschweige denn etwas suchen. Irgendwo klirrt es. Splitterndes Glas. Der Seegang wird stärker. Ich bin der Verzweiflung nahe. Ingmarson verdammt, ich kann mein Eau de Toilette nirgends finden. Wozu bezahle ich Sie eigentlich? Doch nicht aus purer Liebe zur Wissenschaft!
Zugegeben, seine Forschungen, die Theorien zu mythischen Kräften und deren Auswirkungen auf Mensch und Natur bereiten mir Freude. Sonst hätte ich ihm keinesfalls versprochen, seine zweifelhafte Unternehmung zu finanzieren. Natürlich unter der Voraussetzung, dass wir das Abenteuer gemeinsam bestehen. Trotzdem. Nie im Leben hätte ich mich ausgerechnet auf diesen Trottel eingelassen, wenn ich mir davon nicht persönlichen und sehr praktischen Nutzen verspräche.
Es mag beruhigen, mir auf diesem Blatt Papier den Frust von der Seele zu schreiben. In der Sache bringt es mich nicht weiter. Ingmarson muss mir helfen. Wo steckt der Kerl? Es kann einfach nicht sein, dass der gute Herr Ingmarson sich rarmacht und irgendwelche Messungen an Bord durchführt, während ich hier unten in der Kabine vergeblich mein Eau de Toilette suche! Und das bei den Wellen! Will er mich umbringen? Was sollen die Leute nachher beim Dinner sagen, wenn sie auf meine aparte Duftnote verzichten müssen?
Fußnote van Delft, Rotterdam im Januar 1871
Ich unterbreche nur ungern. Es lässt sich nicht vermeiden. Bei Durchsicht meiner Notizen aus dem vergangenen Jahr sehe ich mich gezwungen, die eine oder andere Bemerkung einzufügen. Nicht, um das seinerzeit Niedergeschriebene zu korrigieren und also zu verfälschen, wohl aber, um mit bedachtvoller Strenge Dinge zu erläutern, die, im Übereifer des Moments zu Papier gebracht, späteren Lesern ein falsches Bild meiner damaligen Absichten vermitteln möchten.