Wie aus dem Ei gepellt .... Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wie aus dem Ei gepellt ...
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960744115
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die Wiese und hängte seine Freunde ab. Nur Mümmelnase, ein kräftiger Schlappohrhase, konnte mit ihm mithalten.

      „Du wirst gewinnen“, keuchte sein Freund. Der Neid brachte seine Stimme zum Klirren.

      Ein freudiges Zittern durchlief Hoppels Körper, sodass er beinahe den Sack mit den Ostereiern fallengelassen hätte.

      Wie viele Minuspunkte das gewesen wären? Dabei lag Hoppel in Führung. Man hatte alle Anwärter auf den Titel Osterhase des Jahres gleichzeitig losgeschickt. Eine fünfköpfige Jury aus allen Teilen des Waldes würde am Ende des Tages den Gewinner verkünden. Auch wenn er schon feststand. Punkte gab es für Schnelligkeit und die ausgeklügelten Verstecke.

      „Was ist das?“ Hoppels milchweiße Ohren deuteten nach rechts.

      „Ein Fehler“, belehrte ihn sein Freund. „Du weißt, dass wir nicht in Gebäude reingehen dürfen.“

      Ungehalten zwirbelte Hoppel an seinen Barthaaren.

      Aber das würde bedeuten, dass die Zweibeiner dort niemals Ostereier finden würden. Nein, das konnte er nicht zulassen! Entschlossen hoppelte er los – raus aus der Hasenversammlung – rein in … was war das hier? Mit seinen Hasenzähnen schleifte er den schweren Sack hinter sich her. Warme, stickige Luft strömte dem Feldhasen entgegen. Zum Glück war er so klein. Nachdem die Drehtür ihn ausgespuckt hatte, schlitterte der Fellball über den rutschigen Boden. Seine Krallen fanden keinen Halt. Mit angelegten Ohren huschte Hoppel verunsichert weiter. Hier waren so viele Zweibeiner. Aber sie waren alle beschäftigt, rempelten sich gegenseitig an und wirkten gehetzt. Die Weißkittel übersahen ihn einfach.

      „Ein Polytrauma kommt gleich herein!“, verkündete eine langbeinige Ärztin.

      Aufgeschreckt sauste Hoppel davon. Seine Pfoten trugen ihn weg von dem Tumult und stattdessen auf eine ruhigere Station. Pädiatrie stand in großen Buchstaben über dem Türrahmen. Gerade als der Hase überlegte, die Flucht zu ergreifen, schwang die Tür auf. Umständlich hopste das schokoladenbraune Nagetier hindurch. Durch die Vorhänge fiel Licht herein, das seine Nase wie flüssiges Gold glänzen ließ. Er musste sich beeilen. Es war schon fast Morgen. Bald würden die Kinder anfangen zu suchen. Wobei er das Gefühl hatte, dass die Kinder sich hier nichts mehr von Ostern erhofften.

      Etwas schlich sich in den Blick des Hasen, das über sein Alter und seine Natur weit hinausging. Dann würde er eben Letzter werden. Hauptsache er bescherte den Kindern hier ein unvergessliches Osterfest. Geschickt versteckte Hoppel die Eier. Zuerst auf dem Gang, dann wagte er sich in die Zimmer. Schließlich blieb ihm nur noch zu warten. Die Morgenvisite rollte heran, bestehend aus einem Stationsarzt und einer weiteren Ärztin, sodass sich der Hase flach an die Wand presste.

      Plötzlich wurden Kinderstimmen laut. Angestrengt trat ein Mädchen auf den Flur und hielt ein gesprenkeltes Ei in ihren Händen. Weitere Kinder kamen. Zögerndes Lächeln verwandelte sich in breites Grinsen. Die Weißkittel waren ratlos, als ihnen die Kinder plötzlich die herrlichsten Sachen entgegenstreckten. Sauerstoffflaschen wurden hochgehoben, Matratzen ausgeschüttelt und Krücken inspiziert. Köpfe drehten sich, Stühle wurden gerückt und die Kinder halfen sich gegenseitig. Ein Junge, der kaum stehen konnte, wurde rechts und links unter der Schulter gepackt und zusammen fanden sie ein besonders hübsches Nest. Hoppel wusste, dass es Zeit war, zu gehen. Außerdem wusste er, dass er nicht der Osterhase des Jahres werden würde. Aber er hatte es geschafft, dass sich in ein paar Herzschlägen die ganze Station verwandelt hatte.

      Sophie-Christine Feige, Jahrgang 1997, wurde in Bayern geboren. Neben ihrem Medizinstudium in Wien widmet sie sich leidenschaftlich dem Schreiben.

      *

      Fröhliche Osterzeit

      Fröhliche Ostern!

      Die bunten Grußkarten

      rechtzeitig abschicken

      Ostern vor der Tür

      freudige Erwartung

      selbst der Frühjahrsputz macht Spaß

      Das Üben macht die Meister

      ein Mädchen verziert

      Ostereier im Malbuch

      Ostersonntagmorgen

      frische Frühlingsblumen

      auf dem Frühstückstisch

      Osternester warten

      die kleinen Langschläfer

      als Frühaufsteher

      auf Ostereiersuche

      die kleinen Entdecker

      so früh schon so emsig

      verspätetes Glück

      vom Christkind gewünscht

      im Osternest gefunden

      geniales Versteck

      heuer erst gefunden

      ein Osterei vom Vorjahr

      den echten verpasst!

      Als Trost der Osterhase

      aus Schokolade

      was will man noch mehr?

      Beim Osterspaziergang

      Hasen und Lämmer geseh’n

      ein Osterwunder

      den Kindern schmecken

      hartgekochte Eier

      toller Osterbrauch

      auch im letzten Duell

      ist ihr Ei heil geblieben

      Ostern ohne Oma

      getröstetes Mädchen

      freut sich auf Weihnachten

      Wolfgang Rödig, geboren in Straubing, lebt in Mitterfels, hat bisher etwa 400 seiner Texte in Anthologien, Literaturzeitschriften, Tageszeitungen und Kalendern veröffentlicht.

      *

      Das Osterflugzeug

      Jedes Jahr am Abend vor dem Ostersonntag versuche ich, wach zu bleiben, denn ich möchte einmal im Leben den Osterhasen sehen. Aber gelungen ist es mir noch nie. Immer schlafe ich ein, und dann bin ich am nächsten Tag enttäuscht, egal wie viel Schokolade ich bekomme. Aber das sollte sich ändern. Dieses Jahr war es das beste Ostern, das sich ein Mensch nur vorstellen konnte. Und das kam so:

      Ich wollte wieder einmal nicht einschlafen, aber ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Wie immer. Als ich gerade aufgeben wollte, weil ich merkte, dass ich müde war, hörte ich ein lautes Scheppern aus dem Garten. Dann ertönte ein: „Verdammt! Welcher Trottel hat denn eine Gießkanne hier hingestellt?“

      Schlagartig war ich hellwach und sauste an die Terrassentür. Da stand er – in Hülle und Fülle. Wortwörtlich, denn der Osterhase schien nicht gerade unterernährt. Er starrte mich einen Moment lang an, dann rannte er weg. Oder er versuchte es, denn er fiel erneut über die Gießkanne.

      „Mist“, rief er. Dann sah er mich an. „Ich bin sicher, das wirst du für dich behalten. Ich muss jetzt weiter. Komm mit, du musst mir helfen, ich hab schon genug Zeit verloren!“

      „Ach, ich bin nicht so der Fan von großen Spaziertouren“, winkte ich ab.

      Der Osterhase lachte. „Wer sagt denn was von einer Spaziertour? Wir fliegen mit dem Flugzeug, was meinst du denn?“ Er zeigte auf ein altes Klapperflugzeug, das jeden Moment zusammenbrechen konnte. „Hast du gedacht, ich würde im Morgengrauen rumhoppeln und Eier verstecken, die ich in einem Korb habe?“

      „Äh, nee, natürlich nicht, ich bin ja nicht blöd“, murmelte