Lost Island. Annika Kastner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Annika Kastner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947115204
Скачать книгу

      Lost Island

      Ich finde dich

       Roman

      Annika Kastner

      Booklounge Verlag

      Erstausgabe im November 2020

      Alle Rechte liegen beim Verlag

      Copyright © November 2020

      Booklounge Verlag

      Johann-Boye-Str. 5

      23923 Schönberg

      Coverbild: @ Korionov - Can Stock Photo Inc.

      978-3-947115-20-4

      Widmung

      Die Ge­schich­te von Ha­zel und Nick geis­tert schon lan­ge in mei­nem Kopf he­rum und ich freue mich, dass sie end­lich die Chan­ce ha­ben, euch ih­re Ge­schich­te zu er­zäh­len.

      Wie immer sind die Fi­gu­ren frei er­fun­den. Auch die Or­te und Ge­scheh­nis­se, doch macht es sie nicht we­ni­ger le­ben­dig für mich. Immer wenn ich ein Buch be­en­de, ist es so, als wür­de ich gu­ten Freun­den Le­be­wohl sa­gen. Es macht mich glü­cklich und trau­rig zu­gleich.

      An die­ser Stel­le ein Dan­ke­schön an je­den ein­zel­nen mei­ner Le­ser. Dan­ke, dass du mei­ne Ge­schich­ten liest, den Fi­gu­ren Le­ben ein­hauchst, re­zen­sierst und mich ver­linkst – das be­deu­tet mir sehr viel. Ich wid­me dir die­ses Buch, denn oh­ne dich wür­de es mei­ne Bü­cher nicht ge­ben! Außer­dem mei­nem Mann, Phi­lipp, und mei­nem Sohn, Jos­hua. Ich lie­be euch bei­de sehr, Jungs. Ich glau­be, es ist nicht immer ein­fach mit mir, wenn ich in ei­ner Schreib­pha­se bin, in mei­ner ei­ge­nen Welt he­rum ti­ge­re, oder von un­ter­wegs an­ru­fe, dass du, Phi­lipp, mal eben schnell ein Post-it an mei­nen PC hän­gen sollst – mit Stich­wor­ten, die du eigent­lich über­haupt nicht ver­stehst. Aber du lachst mit mir da­rüber und da­für lie­be ich dich noch mehr.

      Dei­ne An­ni­ka

      Kapitel 1 - Hazel

       1 Jahr vor­her

      Ich la­che herz­haft über Dr. Con­ners Witz. Er ist mit Ab­stand mein Lie­blings­kol­le­ge, denn ich mag sei­ne freund­li­che, humor­vol­le und väter­li­che Art. Wo­bei, Kol­le­ge ist gut, eigent­lich ist er mein di­rek­ter Vor­ge­setz­ter, das ver­ges­se ich nur oft, weil es eher freund­schaft­lich zwi­schen uns zu­geht. Gut ge­launt lau­fe ich ne­ben ihm über den kar­gen Kran­ken­haus­gang, wo­bei un­se­re Schrit­te von den Wän­den wi­de­rhal­len und un­se­re Soh­len quiet­schen­de Ge­räu­sche ver­ur­sa­chen.

      »Ha­ben Sie sich schon über­legt, wo Sie nach Ih­rem Stu­di­um ar­bei­ten möch­ten? Nicht mehr lan­ge und Sie ha­ben es ge­meis­tert – mit Bra­vour, wie ich ver­mu­te.« Er schiebt sei­ne leicht schief hän­gen­de Ni­ckel­bril­le auf dem Na­sen­rü­cken hoch. Ei­ne Ge­ste, die mir ziem­lich ver­traut ist, weil er dies alle paar Mi­nu­ten wie­der­holt. Sei­ne grau­en Augen, die von Lach­fal­ten um­ge­ben sind, schau­en mich eben­so neu­gie­rig wie er­war­tungs­voll an. Er war­tet auf ei­ne Ant­wort. Das ist et­was, was ich wirk­lich an ihm schät­ze – er ist an mir als Mensch in­te­res­siert, hört ge­spannt zu. Et­was, was viele vor lau­ter Stress ver­lernt ha­ben. Bei ihm füh­le ich mich ernst ge­nom­men.

      »Nein, ich ha­be noch kei­ne Idee«, ge­be ich zu, rei­be mir da­bei ver­le­gen über den Na­cken. Das ist nicht die Ant­wort, die er ger­ne ge­habt hät­te, denn er fragt mich schon zum zwei­ten Mal nach mei­nen Plä­nen. Ich weiß, dass ich die Ant­wort nicht ewig hin­aus­schie­ben kann, aber was will ich über­haupt? Wo will ich mich nie­der­las­sen? Hier? Oder möch­te ich noch mehr von der Welt se­hen? Ich ha­be immer viel rei­sen wol­len, die Er­de ent­de­cken, statt­des­sen bin ich seit Jah­ren nicht im Ur­laub ge­we­sen. Das Stu­di­um ist hart und for­dert über­durch­schnitt­li­chen Ein­satz, mit Un­men­gen an Über­stun­den. Ir­gend­wie ist da­durch alles an­de­re auf der Stre­cke ge­blie­ben. Bin ich be­reit, gleich in die Vol­len zu ge­hen, oder neh­me ich mir ei­ne klei­ne Rei­se­aus­zeit?

      »Nun, es ist kein Ge­heim­nis, dass wir hier alle sehr an­ge­tan von Ih­rer Ar­beit sind. Wenn Sie sich vor­stel­len kön­nen, zu un­se­rem Te­am zu ge­hö­ren, wür­de ich ein gu­tes Wort für Sie ein­le­gen. Ha­zel, Sie kön­nen hier viel er­rei­chen. Ich wer­de nicht jün­ger und Sie könn­ten ei­nes Tages mei­ne Nach­folg­erin sein, wenn Sie Ih­re Kar­ten rich­tig aus­spie­len. Die Fä­hig­kei­ten ha­ben Sie, was wir bei­de wis­sen.« Ich spü­re, dass ich er­rö­te. Väter­lich legt Dr. Con­ner mir die Hand auf den Arm, nickt auf­mun­ternd. »Nun, mein Kind, Sie wer­den ja ganz rot. Neh­men Sie das Lob an, Sie ha­ben es sich ver­dient. Sie sind flei­ßig, die Kol­le­gen und Pa­tien­ten schät­zen Sie sehr, auch ich schät­ze Sie, aber das wis­sen Sie.«

      »Dan­ke, Dr. Con­nor«, stamm­le ich deut­lich ver­le­gen. Ich kann ein­fach nicht mit Kom­pli­men­ten um­ge­hen.

      Un­se­re Schu­he ver­ur­sa­chen er­neut ein lau­tes Quietsch­ge­räusch, wäh­rend wir in den näch­sten Kor­ri­dor ein­bie­gen. Nach­denk­lich runz­le ich die Stirn, als ich den lee­ren Gang vor uns er­bli­cke. »Soll­te der Pa­tient nicht von ei­nem Poli­zis­ten rund um die Uhr be­wacht wer­den?« Dr. Con­ner spricht mei­ne Ge­dan­ken aus, ehe ich selbst Ge­le­gen­heit da­zu ha­be.

      Ich blät­te­re in mei­nen Un­ter­lagen, che­cke die vor­hand­enen No­ti­zen. »Ja, Per­so­nen­be­wa­chung. Es hat sich nichts an der Si­tua­tion ge­än­dert, des­we­gen liegt er von den an­de­ren Pa­tien­ten iso­liert. So ist es der Wunsch der Staats­an­walt­schaft ge­we­sen«, le­se ich vor. Merk­wür­dig. Aber es ist auch das er­ste Mal, dass ich ei­ne Pa­tien­ten­be­wa­chung durch die Poli­zei er­le­be. Ir­gend­wie auf­re­gend und be­äng­sti­gend zu­gleich. »Viel­leicht ist er in ei­ner Un­ter­su­chung, die kurz­fri­stig an­geord­net wor­den ist?« Ich zu­cke mit den Schul­tern, es wird schon sei­ne Grün­de ha­ben, hat es immer. Hier wer­den so oft Un­ter­su­chun­gen fest­ge­legt, die erst im An­schluss ver­merkt wer­den. »Immer­hin sind wir ei­ne Stun­de zu früh dran«, wer­fe ich noch hin­ter­her. Es ist al­so nicht un­mög­lich.

      »Oh, das wä­re wirk­lich är­ger­lich. Ma­ry freut sich so auf un­se­ren Hoch­zeit­stag und dass ich et­was eher kom­me. Wir wol­len zum Es­sen ge­hen, so rich­tig schick«, seufzt der Mann ne­ben mir. Ich weiß ge­nau, was er meint. Er macht so viele Dop­pel­schich­ten, dass Ma­ry sich si­cher nach et­was ex­tra Zeit sehnt. Der Ge­dan­ke, dass sie nach all den Jah­ren noch roman­tisch es­sen ge­hen, ein­an­der so wich­tig sind, er­wärmt mein Herz. So­was wün­sche ich mir auch. Je­man­den, der mich liebt – in gu­ten und schlech­ten Zeiten, bis ich alt, grau und fal­tig bin. Lei­der gibt es sol­che Ver­bin­dun­gen heut­zu­ta­ge äu­ßerst sel­ten, und bei der vielen Ar­beit wer­de ich ver­mut­lich nie je­man­den ken­nen­ler­nen. Noch ein Grund mehr, der fürs Rei­sen spricht.

      Ich schie­be die­se Ge­dan­ken bei­sei­te, schaue mich um. Der Flur ist leer und still. Die Pa­tien­ten sind auf an­de­re Eta­gen auf­ge­teilt wor­den, da­mit die Poli­zei Über­sicht über das Kom­men und Ge­hen be­hält, aber jetzt ge­ra­de wirkt es gru­se­lig, wie in ei­nem die­ser Zom­bie-Hor­ror­fil­me, als bricht je­de Se­kun­de das Cha­os aus. Okay, mei­ne Fan­ta­sie geht mit mir durch, hier wird si­cher­lich kei­ne Zom­bie-Ar­mee durch­ren­nen. Auf die­ser Sta­tion liegt ein ehe­ma­li­ges Gang­mit­glied ei­nes gro­ßen Dro­gen­rin­ges. Er ist an­ge­schos­sen und we­gen Be­sitz il­le­ga­ler Sub­stan­zen ver­haf­tet wor­den. Er hat ei­nen De­al mit der Poli­zei aus­ge­han­delt, wird ge­gen sei­ne Leu­te aus­sa­gen, um nicht ins Ge­fäng­nis zu müs­sen, und in den Zeugen­schutz über­führt. Das macht ihn aller­dings zu ei­ner Ziel­schei­be für sei­ne al­ten Kol­le­gen und zu ei­nem wich­ti­gen Zeugen für die Staats­an­walt­schaft, die seit Ewig­kei­ten nach solch ei­nem Glücks­fall ge­sucht hat, um den Ring end­lich zer­schla­gen zu kön­nen – wie im Fern­se­hen, wirk­lich ver­rückt. Ich be­wun­de­re sei­nen Mut, denn so wie ich