Perry Rhodan 3102: Der Eiserne Kontinent. Robert Corvus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Corvus
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845361024
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will nicht, dass du in Drakanur dabei bist. Du wirst die GEVELU AVALANI in Bereitschaft halten.«

      Eine kleinere Welle rollte über den Rumpf und brach am Kommandoturm. Wasser spritzte ihnen in die Gesichter.

      »Die Untersuchungen wegen meines Vorgehens auf Frobher.« Assena-Drees Miene versteinerte. »Daran liegt es, nicht wahr? Weil ich die Raketen abgefeuert habe, während unsere Soldaten im Kampf mit dem Feind waren.«

      Lat-Antin sah zu, wie sich die Haluter aufrichteten. Mit breiter Brust und zur Seite gestreckten Armen trotzten sie den Wellen. Vor ein paar Tagen waren sie noch Feinde gewesen, inzwischen jedoch Verbündete. Diese Entwicklung brachte einen politischen Ertrag, kostete aber auch einen Preis.

      »Mehrere Ratsmitglieder drohen damit, dir den Prozess zu machen«, sagte sie.

      »Und auf diese heroische Expedition, wenn nach Jahrhunderten wieder andere Bhanlamurer als ein paar Wahnsinnige und flüchtige Verbrecher den Eisernen Kontinent betreten, soll nicht der Schatten einer Mörderin fallen.«

      Lat-Antin fühlte ihr Herz heftiger schlagen. Sie musste dem Impuls widerstehen, sich fluchtartig ins Innere des Tauchträgers zurückzuziehen. Es ging nicht um Freundschaft, sondern um Politik.

      »Zieh den Kopf ein«, riet sie. »Für eine Weile. Bhanlamur braucht Militärs wie dich. Wenn ich Temart bin, kann ich mehr für dich tun. Du wirst deinen Platz haben.«

      Assena-Dree schwieg.

      »Gardari Thont wird uns an deiner Stelle begleiten.«

      Die Kommandantin zuckte zusammen. »Er ist mein Adjutant.«

      Vor einer Stunde, in Lat-Antins Bett, hatte Thont keinen Zweifel daran gelassen, wie sehr er sich wünschte, Teil der Expedition zu sein. Die Finger dieses Mannes waren noch überzeugender als seine Zunge.

      Das wusste sie ebenso gut wie Assena-Dree. An diesem Tag sang ihr Lied eine schwierige Strophe.

      »Wenn die GEVELU AVALANI vor Anker liegt, wirst du ihn entbehren können«, sagte Lat-Antin. »Und falls wir dich zur Verstärkung rufen, ist es gut, wenn er bereits vor Ort ist. Er kann eure Ankunft koordinieren.«

      »Ich werde einen Protest dagegen dokumentieren.«

      Der Trotz der Kommandantin erleichterte es Lat-Antin, ihre Empathie zurückzudrängen. »Das wirst du nicht tun. Es wäre ein Fehler.«

      6.

      Vor Anker

      »Bhanassu – das Zentralgestirn – steht nur knapp über dem nördlichen Horizont«, diktierte Axelle Tschubai in den Chronikspeicher. »Es ist beinahe Mittag, also wird es nicht mehr viel heller werden. Wegen Bhanlamurs Achsneigung ist selbst in diesen Breiten ein wenig Dämmerung alles, worauf man hoffen darf. Dabei ankert die GEVELU AVALANI an der Nordspitze Drakanurs.«

      Eine kalte Brise fuhr in Axelles Haar.

      Sie stand oben auf dem Rumpf des Tauchträgers, an einer Stelle, wo sie nicht störte. Viele Hangarluken standen offen, Rotorflieger kreisten über der Küste. Matrosen verluden geschäftig Vorräte in Landungsboote. Andere setzten bereits Soldaten und Fracht am flachen Strand ab, aber Axelle gehörte nicht zur ersten Welle.

      »Der Kontinent zieht sich in einem Sichelbogen nach Süden, wo er den Pol bedeckt. In dieser Richtung liegt unser Ziel, der Turm der Bestien. Auf dem Weg dorthin werden wir die Absturzstelle der ONOKKO passieren. Verständlicherweise sind die Bhanlamurer in gespannter Erwartung. Nur in der Frühzeit der Besiedlung haben sie Expeditionen zu diesem Ursprung ihrer planetaren Zivilisation geschickt, die aber auf Bestien getroffen sind. Brutale Gewalt hat diese Begegnungen geprägt.«

      Das Meer war schwarz wie Tinte. Es gab kaum Wellengang, der Tauchträger lag so ruhig, als stünde er an Land.

      Axelle ließ die Hand mit dem Chronikspeicher sinken. »SERUN – Helm ausfalten!«, befahl sie.

      Das flexible Material löste sich aus dem Kragen, bildete eine Hohlkugel um ihren Kopf und härtete aus. Im Sichtbereich blieb es transparent. Sofort spürte Axelle, dass die Kälte der Umgebung ausgesperrt wurde.

      Sie nutzte die Sichtverstärker des Anzugs, um das Land zu studieren, das auf sie wartete. Das Helmvisier intensivierte die Farben, der Sand war rostrot. In einiger Entfernung schimmerte Eis.

      Axelle wandte sich nach Süden, wo Dunkelheit über dem Land lag. Dorthin würden sie gehen. Hinein in die Polarnacht.

      7.

      Wärme

      Ein beständiger Wind aus Südsüdwest trieb Eiskörner über das flach gewellte Land, die in Perry Rhodans Gesicht prickelten. Die Galaktiker benutzten keine Prallschirme. So weit es ging, verzichteten sie auf Hypertechnologie. Sie kannten die Möglichkeiten der Bestien nicht und wollten vermeiden, noch einmal durch Emissionen aufzufallen, die auf Bhanlamur allzu ungewöhnlich wären.

      Eine Staffel Raumlandesoldaten nahm an dieser Expedition teil. 100 Männer und Frauen und noch einmal so viele TARA-VIII-UH-Kampfroboter. Die Maschinen hatten die Reise auf der GEVELU AVALANI eingezwängt in die letzten Stauräume hinter sich gebracht, die noch einen zweieinhalb Meter hohen Kegelstumpf mit 85 Zentimetern Basisdurchmesser hatten aufnehmen können. Einige hatten wortwörtlich den Platz von Torpedos eingenommen.

      Durch den Verzicht auf Hochtechnologie boten die Roboter einen auch für die Terraner ungewöhnlichen Anblick. Sie schwebten nicht mithilfe ihrer Antigravs, sondern hatten alle vier Arme nach unten abgespreizt und die Rollen ausgefahren, die in jeder der Multifunktionsmanschetten untergebracht waren. Darauf bewegten sich ihre kegelstumpfförmigen Rümpfe über den unebenen Grund wie Pfosten, die im Sturm schwankten.

      Die dicht stehenden Sterne Cassiopeias und die Andromedagalaxis, die bereits größtenteils aufgegangen war, erhellten die bhanlamurische Polarnacht so stark, dass sogar die Zapfen der menschlichen Netzhaut ausreichend Licht bekamen. Die Farben in der Umgebung waren nur gedämpft zu erkennen.

      Das machte das Leuchten der flechtenähnlichen Pflanze umso auffälliger. Sie überwucherte den Hang am Südrand der Mulde, in der die Expedition die Zelte für eine siebenstündige Ruhepause aufstellte, und bedeckte damit ein Areal von einem Quadratkilometer. Das tiefe Rot der verästelten Pflanzenstränge wechselte im Zentrum des bewachsenen Gebiets ins Orangefarbene.

      Rhodan berührte die Flechte mit seiner behandschuhten Hand. Sie klebte. Die Sensoren in den Handflächen nahmen mikroskopische Proben. Wie erwartet zeigte die Positronik des SERUNS über das Multikom an Rhodans Handgelenk organische Verbindungen an. Auffällig waren dabei Zuckermoleküle. Wieso beließ die Flechte die wertvollen Energieträger in ihren Ausläufern? Wenn sie diese Stoffe über Fotosynthese bildete, hätte sie erst nach dem Ende der Polarnacht wieder Gelegenheit dazu. Oder reichte ihr das Sternenlicht?

      Zweifelnd sah Rhodan zu Andromeda auf, betrachtete die riesige Galaxis, durch die sich die charakteristische braune Staubspirale zog.

      Natürlich konnten auf Bhanlamur andere biochemische Prozesse ablaufen. Oder war der Zucker ein Lockstoff für Drakanurs Fauna? Damit mochte die Flechte Tiere dazu verführen, ins Zentrum des Bewuchses zu kommen, wo dann vielleicht Verdauungssäuren auf all jene warteten, die allzu sorglos das Zuckergeschenk annahmen.

      Rhodan wäre dem Lockruf der Flechte gerne selbst gefolgt. Aber er widerstand. Falls es wirklich eine fleischfressende Pflanze war, könnte sie ihre Beute mit Fangarmen greifen oder den Boden unterhöhlt haben, um Fallgruben zu schaffen. Der SERUN würde den Terraner schützen, aber wenn er Schirme, Antigrav oder gar den Desintegrator benötigte, um sich zu befreien, gäbe er ein schlechtes Beispiel ab. Er hoffte, dass sich eine Gelegenheit böte, diesen Ort gemeinsam mit Loscozar Totuyeret, dem Xenobiologen der BJO BREISKOLL, zu besuchen.

      Gardari Thont näherte sich von den Zelten her. Rhodan konnte nicht benennen, woran er ihn erkannte, war er doch wenig mehr als ein Schattenriss vor Andromedas gelber Scheibe. Er trug einen ähnlichen Pelzumhang wie die meisten Bhanlamurer. Vor der Kälte schützten die luftigen Capes, die ihrer