6. Er sorgte für eine der größten Pleiten in der deutschen Geschichte: der "Baulöwe" und verurteilte Betrüger Jürgen Schneider. In wenigen Jahren schaffte er sich ein Immobilienimperium - von der Öffentlichkeit bestaunt, von Politik und Banken hofiert. In der Zeit des Baubooms der 1980er-Jahre wird für den hessischen Bauingenieur Schneider das Frankfurter Fürstenhof-Gebäude zur goldenen Eintrittskarte. Den ehemals glanzvollen Hotelpalast in der Bankenmeile kauft er für 40 Millionen Mark, lässt ihn für mehr als 200 Millionen Mark entkernen, aufwendig sanieren und verkauft das Gebäude schließlich für 350 Millionen Mark. Das ist für viele der endgültige Beweis, dass Schneiders Strategie aufgeht. Mit diesem Erfolg stehen ihm alle Türen offen. 1994 soll ihm sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen werden. Schneider ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
7. Von 1997 bis 2001 saß Harry Wörz im Gefängnis für den versuchten Totschlag an seiner Ex-Frau – eine Tat, die er nie begangen hat. Ein Justizirrtum. Der Prozess hatte ein großes mediales Echo. Am 29. April 1997 wurde die Ex-Frau von Harry Wörz – eine Polizistin – mitten in der Nacht aufgefunden: stranguliert mit einem Schal. Am selben Tag wurde Wörz verhaftet. Die Pforzheimer Polizei ermittelte anfangs gegen Wörz und den Geliebten des Opfers. Das Opfer überlebte die Tat schwer verletzt und ist seither ein Pflegefall, kann keine Angaben zum Täter machen. Vor Gericht gestellt wurde schließlich Harry Wörz. Das Landgericht Karlsruhe verurteilte ihn zu elf Jahren Gefängnis, er legte Revision ein. In den nächsten Jahren folgte ein nervenaufreibendes Hin und Her von Freispruch und Wiederaufnahme des Verfahrens. Seit 2010 gilt Harry Wörz rechtskräftig als freigesprochen. Bis Ende 2016 zogen sich noch mehrere Verfahren um Entschädigung für das Justizopfer hin. In den Medien erzeugte der Fall ein großes Echo. So bezeichnete die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen das Verfahren als einen der „ungewöhnlichsten Prozesse der deutschen Rechtsgeschichte“. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender und zahlreiche Zeitungen berichteten über den Justiz-Skandal, der Harry Wörz Besitz und Familie kostete: Für die Prozesse hat er sich hoch verschuldet, der Kontakt zum Sohn brach ab. Wörz verlangt bis heute, dass die Ermittlungen fortgesetzt werden und der versuchte Totschlag an seiner Ex-Frau aufgeklärt wird. 2013 hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe alle Ermittlungen eingestellt. Für einen anderen Täter gebe es keinen Anfangsverdacht.
8. Manipulierte Spiele in der Bundesliga – man hat es fast vergessen, aber schon in der Saison 1970/71 kam es zum ersten Mal zu kriminellen Machenschaften bei Bundesliga-Spielen. Es ging um 1,1 Millionen D-Mark Schmiergeldzahlungen. 52 Spieler, zwei Trainer und sechs Funktionäre wurden bestraft. Ein Film über den zunehmenden Einfluss des Geldes im Fußball und Skandale, die so oder so ähnlich bis heute passieren.
9. Es ging um einen fragwürdigen Kredit, ein Einfamilienhaus in Großwedel, Urlaubsreisen, Zoff mit der „Bild“-Zeitung – die Affäre um den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Im Februar 2012 trat Wulff medienwirksam zurück. Der Fall gipfelte im Vorwurf der Bestechlichkeit – und in einem Freispruch. Eine Affäre, die sich letztlich immer darum drehte, wie der Bundespräsident mit ihr umging. Und der beste Beweis dafür, dass nur allzu oft Leute abtreten müssen, weil ihr Krisenmanagement schlecht ist.
10. Der gebürtige Schweizer Jörg Kachelmann war jahrelang Deutschlands bekanntester Wetterfrosch. Kachelmann gründete eine eigene Firma und belieferte das Fernsehen mit Vorhersagen und Beiträgen. Kachelmann selbst reüssierte nicht nur vor der Wetterkarte im Fernsehen moderierte er Talk-Sendungen und Quiz-Shows. Am 20. März 2010 wurde Kachelmann überraschend am Flughafen festgenommen. Wegen Fluchtgefahr kam er sofort in Untersuchungshaft. Er wurde beschuldigt, eine Frau sexuell missbraucht zu haben, mit der er eine Affäre hatte. Die Staatsanwaltschaft Mannheim erhob Anklage gegen Kachelmann wegen des Verdachts der besonders schweren Vergewaltigung mit gefährlicher Körperverletzung. Kachelmann bestritt diese Vorwürfe und wurde am 31. Mai 2011 vor dem Landgericht Mannheim freigesprochen: „Im Zweifel für den Angeklagten“, hieß es da.
11. Diese Folge dreht sich um einen Fall deutscher Wirtschaftsgeschichte, der das Land erschütterte: die Schlecker-Pleite im Jahr 2012. Eine Milliarde Euro Schulden, 25 000 Mitarbeiter, vor allem Frauen, auf der Straße. Höhepunkt der beispiellosen Pleite: 2017 der Prozess gegen Firmenpatriarch Anton Schlecker und seine beiden Kinder, der mit Verurteilungen der Angeklagten endet. Die Drogeriemarktkette ist berüchtigt für die Arbeitsbedingungen. Alles muss möglichst billig sein – es gibt kein Telefon in den Filialen, die „Schlecker-Frauen“ werden schlecht bezahlt, streng kontrolliert – und nach der überraschenden Insolvenz mitleidlos auf die Straße gesetzt. Anton Schlecker ist als eingetragener Kaufmann voll haftbar für sein Unternehmen. Noch 2011 schätzt das „Manager Magazin“ das Vermögen seiner Familie auf 1,9 Milliarden Euro. Doch bereits 2012 kommt die Pleite. Schlecker hat sich mit einem immer dichteren Filial-Netz überhoben. Es zeigt sich, dass die Familie Schlecker angesichts der drohenden Insolvenz Millionen beiseitegeschafft hat. Am Ende eines aufsehenerregenden Prozesses erhalten die Schlecker-Kinder eine Haftstrafe. Der Senior selbst kommt mit einer Bewährung davon. Schleckers Aufstieg und Fall ist deutsche Wirtschaftsgeschichte pur. 1944 in Ehingen geboren, stand Anton Schlecker schon als Kind im Geschäft seines Vaters Anton senior – einem Metzger. Anton junior schuf aus der baden-württembergischen Provinz heraus ein Handelsimperium. 1975 stieg er ins Drogeriegeschäft ein – die maximale Ausdehnung gelang 2007. Da beschäftigte Schlecker mehr als 50 000 Mitarbeiter.
Skandal um eine ermordete Edelhure (1957)
Sie war sehr aktiv im Stadtgeschehen und hat die Männer aus dem Auto heraus angesprochen und abgeschleppt, was für die damalige Zeit etwas Unerhörtes war. Eine sogernannte Edelhure, war die schöne Rosemarie Nitribitt. Ihre Freier waren Bänker, Manager und Wirtschaftsbosse. Sie war für ihre Zeit im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik Deutschland ein Statussymbol. 1957 wird die 24jährige in ihrer Wohnung erwürgt aufgefunden.
„Es sind mehrere Minuten des Würgens erforderlich“, sagt der ehemalige Mordermittler Axel Petermann, „die dem Täter endlos vorkommen müssen und man fast verzweifelt, weil das Opfer nicht stirbt.“
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Mordsache Nr. 68331/57 war nicht der „ganz normale Prostituiertenmord“, als den ihn die Polizei verzeichnete. Die Fallakte Nitribitt legte Seite für Seite, Aussage für Aussage den ersten handfesten gesellschaftspolitischen Skandal der Nachkriegszeit frei. Es ging um Sex, Macht, Geld. Der Wirbel zog weite Kreise, Nitribitts Kundenkartei sich hoch bis in die höchsten Kreise der neu- und noch immer reichen Frankfurter Wirtschaftsbosse und sonstigen sogenannten besseren Gesellschaft hinein.
Ein mutmaßlicher Täter wird festgenommen und angeklagt. Was war geschehen?
Der 1. November 1957, am späten Nachmittag. Die Stiftstraße ist in den 50igern eine der teuersten Adressen Frankfurts (Main). Polizeibeamte lassen die Wohnungstür von Rosemarie Nitribitt in der Stiftstraße 36 öffnen. Die Putzfrau hatte einige Tage nichts von ihr gehört, hat die Wohnung dann aufgesucht du hat bemerkt, dass Brötchentüten vor der Wohnungstür standen. Sie wurde argwöhnisch. Die Putzfrau Erna Krüger zählt später selbst zum Kreis der Verdächtigen. Noch am Tattag hatte sie einen heftigen Streit mit Rosemarie Nitribitt.
Doch nun macht sie sich Sorgen, ruft die Polizei und bittet die Beamten, in der Wohnung nachzuschauen. Die Tür war nicht abgeschlossen, sondern nur zugezogen wurden. In der Küche finden die Polizisten einen Topf mit den Resten von Reisbrei. Der Pudel „Joey“ ist im Schlafzimmer eingesperrt. Die Tür zum Bad steht offen, an der Wand lehnt ein Rohrstock.
Im Wohnzimmer stoßen die Beamten auf Rosemarie. Sie liegt tot auf dem Boden, ein Bein auf dem Sofa, dass andere darunter. Neben dem Kopf ein blutiges Frottiertuch. Das Blut rührte von einer Platzwunde am Kopf her. Das Telefon ist von der Kommode gefallen, der Hörer blutverschmiert, daneben ein zerbrochener Aschenbecher.
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