doch der Meister von der Reederei
sagt: „Für dich ist an Bord keine Koje mehr frei“
Und so fährt er abends wieder zurück nach Beton City
Block 912, Wohnklo Nummer 4
Und seine Illusionen verwandeln sich in Aggressionen
und um cool zu bleiben, besäuft er sich
mit dem Supermarktsonderangebotsbier
Seine Eltern haben ihn hängen lassen
die Schule war ’ne Pleite
dieses langweilige Schnarch- und Gähneprogramm
kam bei ihm überhaupt nicht an
Der Pauker sagt: „Es wird immer fataler
dein Weg wird immer schmaler“
Und dann hat ihm Freddy die Fresse poliert
seine Nerven waren einfach schon zu strapaziert
Und dann haben sie ihn gefeuert, schlechte Aussicht
kriegst keinen Job aufm Dampfer
und auch anderswo nicht
’n paar Kumpels von ihm
haben zwar die Schule zu Ende gemacht
das hat ihnen aber auch keinen Job gebracht
Und nun lungert er rum mit denen
im Neue-Heimat-Ghetto
und er nennt sich „Satellit City Fighter“
und er geht, um sich die Kohlen
aus den Automaten rauszuholen
das ist immer noch besser als Fließband-Hilfsarbeiter
Er prügelt sich gern und ist meistens voll
doch er merkt, auf die Dauer ist das auch nicht so toll
der große Bruch ist sowieso zu riskant
Zehn Jahre Knast wär’n nicht so charmant
Doch er ist kein Fuzzi, er ist kein Verlierer
und Durchhängen hat nun absolut keinen Sinn
Und so packt er alle Energien, die er hat
in den Kopf, und verlässt diese Abtörnstadt
es wird zwar hart, doch er weiß: Er kriegt’s hin
(1976)
Jenny
Jenny, Jenny, Jenny ging noch zur Schule
doch was da passierte, nervte sie sehr
Die streben da rum, die Beamten von morgen
Horror vor der Zukunft, Zeugnissorgen
gerade erst sechzehn, doch jetzt schon keine Power mehr
Selten, dass mal einer das Maul aufmacht
und dem Pauker so richtig die Meinung sagt
die Duckmäuser kriechen ihm lieber barsch
für ’ne gute Note in den…
Und Jenny denkt:
Weg, weg, abhauen, weg
ich mach ’ne Biege, ich mach ’ne Fliege
weg, weg, abhauen, weg, ich will Randale
Jenny, Jenny, Jenny schloss sich ein in ihr Zimmer
sie knallt den Saphir in die Rille
und abends in der Küche
klopft der Alte seine Sprüche:
„Du siehst das alles durch die falsche Brille
denk an Krise und Inflation
sonst landest du später bei der Bahnhofsmission“
Und so wühlt in ihr der totale Stress
wie das Ungeheuer von Loch Ness
Abenteuerträume, große weite Welt
und dann hat sie sich an die Autobahn gestellt
Weg, weg, abhauen, weg
ich mach ’ne Biege, ich mach ’ne Fliege
weg, weg, abhauen, weg, ich will Randale
Und dann kam sie an in München an der Isar
und sie törnte sich an
bis sie schief war wie der Turm von Pisa
Sie rannte da rum
auf der Suche nach Sensationen
sie sagte: „Oh Mann, das verschärfte Leben fängt an“
Und abends ging sie in den Larry-Laden
wo die Band lärmte, für die sie so schwärmte
Sie traf einen Typ mit der gleichen Antenne
und ausgerechnet der war Lehrer an ’ner Penne
und als sie sich dann liebten
sagte er: „Jenny, weißt du
manchmal möcht’ ich auch
weg, weg, abhauen, weg
doch eigentlich hat Flüchten auch keinen Zweck
Wir könnten zwar los, auf Never Come Back
doch die Schule ändern, das wär’ der Gag“
(1976)
Sie ist vierzig
Morgens zum Frühstück kommt ihr Mann mit dem Spruch:
„Ich hab’ dich lieb, doch wo ist meine Zeitung?“
Er glotzt da rein, und ihr fällt auch nichts mehr ein
dann latscht er ins Büro, und sie ist wieder allein
Manchmal denkt sie: Ich säge sie an, uns’re Wasserleitung
und dann bestell’ ich den charmanten Installateur
bei Frau Nachbar geht er aus und ein
Ja, so was las sie auch schon mal im Frauenjournal
aber weg mit solchen Ideen, und sie lässt es lieber sein
Und dann staubsaugt sie los, im Zimmer ihrer Tochter
und wieder sieht sie das Plakat von James Dean
und sie versinkt in seinen Augen und träumt die alten Träume
Sie ist jenseits von Eden mit zitternden Knien
Sie ist vierzig, und sie fragt sich:
„War das nun schon alles, was für mich vorgesehen war?“
Vielleicht sollte sie jeden Tag so leben, als ob’s der letzte wär’
mit so einem Typ wie Jimmy
in Kalifornien, am Meer
Als sie ihren Tarzan geheiratet hat, ganz in Weiß, ’58 im Mai
da sagte er: „Meine Hitze wird niemals verglüh’n“
Doch wenn sie sich heute einmal die Woche im Bett bemüh’n
dann schlafen sie nur aneinander vorbei
Sie ist vierzig, und sie fragt sich:
„Wie komm’ ich raus aus diesem Wartesaal