Sonar 31
Beka Adamaschwili, geboren 1990 in Tbilissi, studierte Journalismus und Sozialwissenschaften an der Caucasus University in Tbilissi. Für seine Kurzgeschichten, die bereits in frühen Jahren in Magazinen und Zeitungen publiziert wurden, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Mit »Bestseller« veröffentlichte Adamaschwili 2014 seinen Debütroman, der in Georgien schnell zum echten Bestseller avancierte und auf der Shortlist für den besten Roman beim SABA- und Tsinandali-Preis stand. 2019 wurde er für »In diesem Buch stirbt jeder« mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet.
Sybilla Heinze, geboren 1976 in Pößneck, studierte Kaukasiologie, Ostslawistik und Südosteuropastudien an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Georgischen, u. a. von Ana Kordsaia-Samadaschwili, Anina Tepnadse, Lasha Bugadze und Beka Adamaschwili. 2017 wurde sie mit dem SABA-Preis für die beste Übersetzung geehrt.
This book was published with the support of the Writers’ House of Georgia. |
Originaltitel:
© Bakur Sulakauri Publishing, Tbilisi 2018
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
1. Auflage 2020
Verlag Voland & Quist, Berlin, Dresden, Leipzig, 2020
(c) der deutschen Ausgabe by Verlag Voland & Quist GmbH
Korrektorat: Kristina Wengorz
Umschlagkonzept: Alexandre Lortkipanidze
Umschlaggestaltung: HawaiiF3
Satz: Fred Uhde
An alle Leser, die gerne Bücher auf Facebook, Instagram oder Twitter empfehlen: Macht weiter so.
Ebenso allen Pedanten gewidmet, die gedacht haben, dass in der vorhergehenden Widmung Hashtags gefehlt haben.
Inhalt
Entschuldigung, auf Sie wartet der Tod!
Ein kurzer Überblick über den Planeten Kyliejenn
Reise durch die Zeit und die Genres
Noch weniger über den Planeten Kyliejenn
Auf der Suche nach der verschwundenen Lea
Kapitel II – Es regnet in Macondo
Kapitel VII – Kapitel neunundzwanzig
Kapitel VIII – Der Planet des Kleinen Prinzen
Kapitel IX – Die vierzig Geheimnisse des Selbstmords
Kapitel X – Das Geständnis des Autors
Ein bisschen mehr über den Planeten Kyliejenn
Prolog
Der Tod stellte den Wecker auf vier Uhr und dreiunddreißig Minuten.
Alles, was bei Schlaflosigkeit gezählt werden sollte, hatte er gezählt. Erst Schafe (zehntausendeinhundertzehn!), dann durchwachte Nächte (siebentausendsiebenhundertsiebzig!), danach die beim Schafe- und Durchwachte-Nächte-Zählen verschwendeten Sekunden (achtzehntausenddrei!) … Irgendwann merkte er, dass es außer dem sinnlosen Zählen von irgendwelchen Dingen noch sechshundertzwanzig andere Methoden gab einzuschlafen, und er beschloss, eine andere Strategie anzuwenden.
Erst mal dachte er: »Ich werde nichts denken«, dachte aber sogleich, dass es ja schon ein Gedanke war, wenn man darüber nachdachte, über nichts nachzudenken – und sein Schädel fing an zu brummen. Dann nahm er einen Band von Prousts Roman zur Hand und dachte, er könne auf diese Weise eventuell vor Langeweile einschlafen, bereute aber sogleich, Zeit mit Proust verloren zu haben. Weder half es, die Augen vor allem Unrecht zu verschließen, noch, sich eine öffentliche Lesung des mehrbändigen Telefonbuchs von Tokio vorzustellen. Schließlich winkte er ab und versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass der Teufel, der niemals schlief, in einer viel schlechteren Situation sei, und starrte in Erwartung des Schlafes an die gegenüberliegende Wand.
Die gegenüberliegende Wand stellte den gemütlichen, aber leblosen Teil des Todesbüros dar. Links neben der Wand war die Tür, an der Tür ein riesiges Poster, auf dem Poster Jim Morrison – sein Lieblingssänger und ein kostbarer Bestandteil der noch zu schaffenden Sammlung. Diese Sammlung sollte insgesamt siebenundzwanzig einzigartige Exponate umfassen, aus denen der Tod dann die größte Band aller Zeiten zusammenstellen wollte. Bestehend aus schrillen Künstlern mit nicht weniger schrillen Namen und den Sequels der Hits verschiedener Epochen. Zum Beispiel »Also, Like, Haha and Wow« und »Five More Months, Please«.1 Für die Auswahl der kostbaren Exponate war allerdings die Präzision eines Juweliers vonnöten, denn je größer die Anzahl derer, die in die Sammlung gelangen sollten, desto