Becca - Liebe ist nichts für Feiglinge. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783765574740
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Hause. Ich muss nachdenken. Eine Lösung finden.“ Ich taxiere meine beste Freundin eine Sekunde lang, dann laufe ich zu ihr und nehme sie in den Arm. „Danke, dass du für mich da bist.“

      „Ich komme heute Abend vorbei.“

      „Bring was vom Chinesen mit.“

      Kapitel 3

      Sobald ich zu Hause bin, beschließe ich, das zu tun, was jede Frau mit meinem Bildungsstand und meinem Status tun würde: Rückzug in die Schmollecke. Ein großes Bad Selbstmitleid für eine Person, bitte! Ich werfe mich in mein entsprechendes Selbstmitleidsoutfit: einen ausgebeulten roten Jogginganzug.

      Noch vor zwei Stunden war es Veronicas mieses Vorgehen, das mir nicht aus dem Kopf wollte. Jetzt ist es das Bild von Chris und dieser unglaublich sympathischen jungen Frau.

      Im Spiegel über der Couch checke ich mein Erscheinungsbild: Meine Haare hat der Regen verklebt, meine Augen sind rot und verschwollen und Reste von schwarzer Wimperntusche haben Streifen auf meinen Wangen hinterlassen. Ich sehe aus wie ein Zirkuskünstler vom Cirque du Soleil.

      Es ist reine Dummheit, mich in diesem Moment mit einer flotten Masterstudentin am Florida Tech zu vergleichen. Aber reine Dummheit hat mich noch nie geschreckt.

      Als ich mich auf die Couch fallen lasse, kommt mir der flüchtige Gedanke, dass ich in einer solch dunklen Stunde eigentlich beten sollte. Aber jetzt einen Dialog mit Gott anzufangen käme mir allermindestens scheinheilig vor. Wir sind schon ein paar Monate lang nicht mehr so direkt im Gespräch miteinander, und mich jetzt an ihn zu wenden, weil mein Leben gerade zu Bruch gegangen ist, fühlt sich einfach nicht richtig an.

      Okay, vielleicht ist das genau der Zeitpunkt, an dem man sich an Gott wenden sollte. Aber offen gestanden: Als ich Chris kennengelernt habe, habe ich das Ruder meines Lebensschiffchens selbst übernommen. „Danke, Herr. Ich habe meine Karriere und einen guten Mann. Mit dem Rest komme ich jetzt allein klar.“

      Ich drehe mich auf den Bauch, vergrabe das Gesicht in einem dicken Fransenkissen und dresche auf das Sofa ein, bis mein Arm nach drei ­Hieben lahm ist. (Memo: Dringend neuen Vertrag fürs Fitnessstudio machen.) Ich lasse mein Leben mit Chris Revue passieren, um herauszufinden, ab wann etwas falsch gelaufen ist.

      Kennengelernt habe ich ihn bei einem gemeinnützigen Einsatz. Wir haben in einem Stadtviertel hier in Melbourne, Florida, Müll weggeräumt. Das war kurz vor meinem dreiunddreißigsten Geburtstag und kurz nach dem ersten Alarm meiner biologischen Uhr: Hallo, Becca, du bist jetzt über dreißig.

      Das hat mich wirklich erschüttert. Ich hatte mir eine Karriere und ein Leben jenseits meiner verschlafenen Heimatstadt Beauty in Georgia sehnlich gewünscht. Aber ich hatte nie im Leben eine dieser Workaholics werden wollen, die mit fünfundvierzig aufwacht und merkt: „Uups, ich hab ganz vergessen, eine Familie zu gründen.“

      Und in diesem Zustand, in dem die Babyglocken noch läuteten, traf ich auf Chris und er lud mich kurz darauf zum Dinner ein. Er hatte im Chart House reserviert – wirklich nett! – und es hat Klick gemacht, als würden wir einander schon seit Ewigkeiten kennen. Plötzlich rückte der Gedanke an eine Heirat ganz oben auf meine Prioritätenliste. Einen Mann wie Chris hatte ich schon lange nicht mehr getroffen: attraktiv, zielstrebig, echt nett, eloquent und gut betucht. Mein persönlicher Ich-will-keine-­alte-Jungfer-werden-Angstfaktor verhinderte, dass ich Gott nach seiner Meinung fragte.

      Und so bin ich jetzt genau da gelandet, wo dieser Plan mich hingebracht hat: Im Klub der gebrochenen Herzen. Mist!

      Das Telefon klingelt und reißt mich aus meinem Selbstmitleidsbad. Ich angele nach dem Handy, das irgendwo unter dem Couchtisch liegt, und hole mir dabei eine Beule am Kopf.

      „Hallo?“ Ich setze mich auf und reibe mir die Stirn. Winterliches Nachmittagslicht fällt auf den Wohnzimmerboden. Ich werfe einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. Es ist zwei.

      „Rebecca?“

      Meine Nachbarin von der anderen Straßenseite. „Mrs Woodward, wie geht es Ihnen?“ Die Worte kommen langsam und gequält und es klingt, als ob eine von uns beiden leicht schwachsinnig ist, und diese eine ist nicht sie.

      „Ich hab gesehen, dass Sie mitten am Tag heimgekommen sind. Sind Sie krank?“

      „Könnte man sagen.“

      „Oh, das tut mir leid. Also, ich habe eine Suppe auf dem Herd stehen.“

      Ich zucke zusammen. Ich weiß nicht, zum wievielten Mal sie mich jetzt in diesem Jahr schon zum Essen einlädt, und wir haben erst Februar. Ich habe noch nie zugesagt, weil ich keine Zeit hatte. Muss es jetzt wirklich endlich mal tun.

      „Vielen Dank, Mrs Woodward, aber ich war gerade zum Lunch, und ehrlich gesagt bin ich im Moment auch nicht gerade eine angenehme Gesellschaft.“

      „Ich verstehe. Wie wäre es zum Abendessen?“

      Ich zucke noch einmal. „Da kommt schon jemand zu Besuch.“

      „Männer- oder Frauenbesuch?“

      Also wirklich! „Frauenbesuch. Lucy. Die kennen Sie ja.“

      „Natürlich. Ich kann für sie auch mitdecken.“ Bei auch dehnt sie ihre Stimme, als ob sie mit einer Million Dollar locken wollte.

      „Sie bringt was vom Chinesen mit.“

      „Ach so. Also dann ein andermal. Bis dann.“

      „Ja, bis dann.“

      Gegen halb acht schwankt Lucy beladen mit Tüten vom Chinesen durch die Tür. Ich habe Heißhunger.

      „Hier.“ Sie reicht mir ein paar Briefe. „Hat Dan Montgomery mir gerade in die Hand gedrückt. Er meinte, die sind aus Versehen bei ihm im Kasten gelandet.“

      Ah, der smarte Dan, blendend aussehender Anwalt aus unserem Apartmentblock. Eine Mischung aus George Clooney und Arnold Schwarzen­egger.

      „Du siehst furchtbar aus“, sagt Lucy auf dem Weg in die Küche.

      „Danke. Ich hab’s auf absolut grauenhaft angelegt, aber furchtbar tut’s auch.“ Ich werfe noch einen Blick in den Spiegel über der Couch. Nein, ich denke, ich habe absolut grauenhaft geschafft.

      „Geh dich waschen. Ich hole die Teller. Ist dir klar, dass Dan schon vor der Tür stand und gerade klingeln wollte?“

      „Oh, wirklich?“ Das wäre die Krönung dieses glorreichen Tages gewesen. Dem smarten Dan die Tür zu öffnen und selbst auszusehen wie ein totes Stinktier. Ich wette, er hatte seine Freundin im Schlepptau, Miss Perfect.

      Unten im Bad schrubbe ich mir das Gesicht mit Seife. Ich bin zu müde und mir ist alles zu egal, um die überteuerte Reinigungsmilch von oben zu holen. Seife tut’s auch.

      Lucy ruft irgendwas zu mir runter. „Was?“, brülle ich zurück und drehe den Wasserhahn zu.

      „Denkst du noch an dein Dinner mit ihm?“

      „Ihm? Wem? Chris?“ Natürlich denk ich noch dran.

      „Nein. Dan! Als du hier eingezogen bist.“ Lucy schwebt mit einem Essenstablett vorbei.

      Ich tupfe mir das Gesicht ab. „O Dan. Ja.“

      Sie lacht. „Du hast ihn gefragt, in welche Gemeinde er geht …“

      „… woraufhin er die Kellnerin um die Rechnung gebeten hat …“ Ich stimme in Lucys Lachen ein. Manche Dinge sollen einfach nicht sein. Ein paar Monate nach unserem kleinen Desasteressen hat Dan Miss Perfect kennengelernt und seitdem kleben die beiden zusammen wie Pech und Schwefel.

      Ich mache gemütliches Licht an, fülle mir auf und pflanze mich in den großen Sessel. Es tut gut, dass Lucy da ist.

      Aber sie kommt schon zur Sache, bevor ich auch nur einen Bissen von meinem Hühnchen Kung Pao genommen habe. „Also, wie steckst du die Sache mit Chris weg?“

      „Oh, total easy, wie einen netten Tag im