PRIMORDIA - Auf der Suche nach der vergessenen Welt. Greig Beck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greig Beck
Издательство: Bookwire
Серия: Primordia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958353619
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würde wirklich eine tolle Ehefrau abgeben. Nicht, dass ich damit etwas sagen will«, sagte sie mit einer erhobenen Augenbraue.

      Er kicherte. »Was? Ich bin erst seit ein paar Tagen wieder da und du versuchst schon, mich unter die Haube zu bringen?«

      »Du wirst ja auch nicht jünger, mein Schatz. Barry ist es nicht mehr vergönnt, seine Enkelkinder zu erleben, aber ich möchte wirklich gern welche haben!«

      »Boah, Mama!« Er verzog das Gesicht, konnte aber nichts dagegen tun, dass seine Mundwinkel nach oben wanderten.

      Es klopfte an der Tür.

      »Ah, sie ist ungeduldig, dich zu sehen – ein gutes Zeichen«, sagte Cynthia mit gesenkter Stimme. »Sie hat auch oft nach dir gefragt, weißt du?«

      Ben gebot ihr zu schweigen und war gerade im Begriff, die Tür zu öffnen, als er sich ihr noch einmal zuwandte. »Brauchst du noch irgendwas?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, habt einen schönen Abend, ihr zwei!«

      »Es sind nicht nur wir zwei«, flüsterte er zurück. »Ich werde nicht lange bleiben. Ruf mich an, wenn du irgendwas brauchst.« Ben kam noch einmal zu ihr zurück und küsste sie auf die Wange. Dann trat er wieder an die Tür und öffnete sie, wobei ihm sofort der Geruch eines herrlichen Parfüms in die Nase drang. Emma stand in einem enganliegenden Baumwollkleid da. Ihre glatte, gebräunte Haut, die perfekte Figur, die leuchtend grünen Augen und das schimmernde Haar ließen sein Herz aufgehen.

      »Wow, du hast dich aber herausgeputzt.« Das meinte er wirklich ernst.

      »Das klingt ja, als wäre ich ein Paar alter Schuhe!« Trotzdem grinste sie anerkennend. »Du siehst auch nicht schlecht aus. Obwohl du ein paar neue Klamotten brauchen könntest.«

      Er breitete seine Arme aus. »Second-Hand-Schick, das ist in Colorado der letzte Schrei!«

      Sie nickte. »Ich glaube dir das, aber Tausende andere würden es nicht!« Sie lehnte sich zur Seite, um einen Blick hinter ihn zu werfen. »Hallo, Misses Cartwright, brauchen Sie irgendwas?«

      Seine Mutter winkte. »Nein, aber vielen Dank für deinen fantastischen Kuchen! Allerdings hatte Ben das meiste schon aufgegessen, bevor ich ihn auch nur probieren konnte!«

      Ben erhob entschuldigend die Hände. »Das stimmt.«

      »Dann backe ich noch einen«, antwortete Emma strahlend.

      »Habt einen schönen Abend, ihr zwei!« Cynthia ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken. »Und du musst ihn nicht früh zurückbringen, er braucht mal eine Pause davon, sich um eine alte Frau zu kümmern!«

      »Autsch …« Ben zwinkerte ihr zu.

      »Geh schon!«, scheuchte Cynthia ihn nach draußen und Emma packte seinen Arm.

      »Bis bald, Misses Cartwright!« Sie winkte und zerrte ihn die Treppen hinunter, wobei sie ihm kaum genug Zeit ließ, die Tür hinter sich zuzuziehen.

      Ihr Auto war ein alter Land Rover, der bis zu den Türgriffen mit Staub bedeckt war.

      »Wow, ein echtes Wunderwerk britischer Ingenieurskunst«, lächelte er anerkennend.

      »Die Tür ist offen«, rief sie und sprang auf den Fahrersitz. Ben folgte ihr. »Du hast recht, es ist ein 1998er Land Rover Discovery. Ein verdammt zähes Biest und dabei äußerst günstig. Außerdem hat er einen V8-Motor, Vierradantrieb und einen hohen Radstand für Offroad-Betrieb. Es gibt kaum Wege, die dieses Monster nicht bezwingen kann.«

      »Cool.« Er schnallte sich an. »Wo geht’s denn hin, Frau Chauffeurin?«

      »Erinnerst du dich an diese angesagte Grillstube, wo die ganzen coolen Kids immer abgehangen haben?«

      »Ricky's?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

      »Genau. Die coolen Kids gehen da immer noch hin, nur dass sie jetzt älter und nicht mehr so cool sind«, kicherte sie.

      »Und du brauchst auch keine gefälschten Ausweise mehr, um dich in Bars reinzuschummeln.« Er lächelte zurück.

      »Genau so war ich: gesetz- und skrupellos. Daran hat sich allerdings nichts geändert.« Sie schaute ihn kurz an, um ihm ein umwerfendes Lächeln zu schenken, dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße. Ben genoss ihre Gesellschaft sichtlich, und sie unterhielten sich, als wären sie nie voneinander getrennt gewesen. Er war fast ein bisschen enttäuscht, als sie an Ricky's Bar ankamen, denn das bedeutete, dass er sie nun mit anderen teilen musste.

      »Der Laden hat sich ja überhaupt nicht verändert.« Ben schaute sich die Neonreklame an, die immer noch in Kirschrot vor sich hinleuchtete und ein Bild von saftigen Spareribs mit Soße in die Nacht hinausstrahlte. Durch die Fenster sah er einige Familien beim Abendessen, sowie eine Gruppe jüngerer Menschen, die eher im hinteren Bereich des Restaurants saßen.

      Die Tür quietschte, als er sie für Emma aufhielt, und sie führte ihn zu den anderen.

      »Ja leck mich doch, es stimmt wirklich!« Ein dünner, junger Mann asiatischer Abstammung mit Stoppelfrisur stand auf und grinste breit. Er trug lässige, aber teure Kleidung. Ben grinste zurück. »Mister Daniel Murakami, du bist noch hier?« Sie umarmten sich und wurden dann von den anderen umringt.

      »Nee, ich komme nur öfters mal zurück, das solltest du auch tun, Kumpel! Lange nicht gesehen«, stichelte Murakami.

      »Er mischt sich unter das gemeine Volk!«, rief eine tiefe Stimme und eine Pranke klatschte auf Bens Schulter. Er drehte sich um und stand einem blonden Mann gegenüber, der ein Kinn wie eine Straßenlaterne hatte, so breit gebaut war wie Ben und der freudig lächelte. »Willkommen zurück, Großer!« Er hielt ihm seine Hand entgegen und Ben schlug ein.

      »Steve«, rief Ben. Die Hand von Steven Chambers fühlte sich an wie eine Mischung aus Holz und Leder. Dann wandte er sich einem weiteren Mitglied seiner alten Clique zu: Andrea Ashley, immer noch so wunderschön wie zu Schulzeiten. Er erinnerte sich vage, dass sie ihr Glück in Hollywood versuchen wollte, doch er glaubte nicht, dass sie nun wieder in Greenberry war, um ihn zu treffen.

      »Andrea!« Er lächelte und sie schaute ihn kurz wohlwollend an, bevor sie an ihn herantrat, um ihn zu umarmen – und ihn dann noch ein bisschen weiter umarmte.

      »Um Himmels willen, hat mal jemand einen Eimer kaltes Wasser, um die beiden abzukühlen!« Steve drückte Ben eine Flasche Bier in die Hand und Emma bekam auch eines, als sie sich erfolgreich zwischen Ben und Andrea drückte, um sie ebenfalls zu begrüßen.

      Dann hielt Steve sein eigenes Bier in die Höhe. »Auf die Rückkehr der verlorenen Töchter und Söhne – Salud!«

      »Salud!« Flaschen und Gläser wurden klangvoll zusammengestoßen. Dann verbrachten sie die nächsten Stunden damit, sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen, Blödsinn zu reden, laut zu lachen und Rippchen und Bier zu verzehren. Schließlich ließen sie sich an einem Ecktisch nieder, um den Abend mit Kaffee und Whiskey ausklingen zu lassen.

      »Echt hart mit deinem Dad, Ben. Er war wirklich ein cooler Typ.« Steve lächelte ihn verlegen an.

      »Ja, vielen Dank. Meine Mutter ist noch ziemlich mitgenommen.« Ben starrte in seinen Kaffee.

      »Das wird auch noch eine Weile so bleiben, aber dann kommt sie darüber hinweg«, meinte Emma. »Unsere Eltern sind aus härterem Holz geschnitzt als wir.«

      Andrea lehnte sich vor und nahm seine Hand. »Es ist toll, dass du hergekommen bist, um ihr Beistand zu leisten. Bleibst du noch ein bisschen?«

      Ben sah, wie sich Emmas Lippen zu einem schmalen Strich wandelten. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich dadurch geschmeichelt. Er tätschelte Andreas Hand und zog seine dann zurück. »Ein bisschen werde ich noch hierbleiben. Ich dachte, ich könnte ja mal mein Studium der Tiermedizin abschließen. Und dann möchte ich mich irgendwo niederlassen.«

      »Du? Tierarzt?« Daniel tat überrascht und riss seine Augen weit auf – dann grinste er. »Wäre vielleicht mal was anderes für