PRIMORDIA - Auf der Suche nach der vergessenen Welt. Greig Beck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greig Beck
Издательство: Bookwire
Серия: Primordia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958353619
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einen Finger hoch. »Äh, ja, dazu gibt es etwas zu sagen – wir haben den Nachlass von Doyle recherchiert, und um es kurz zu machen: Das Anwesen gibt es nicht mehr. Sein ehemaliges Zuhause, das Windlesham Manor, ist jetzt ein gottverdammtes Altenheim.«

      »Denkt ihr, was ich denke?«, fragte Steve kichernd. »Wenn da nur Rentner wohnen, wird es wenig Widerstand geben, wenn wir dort ein bisschen graben.«

      Dan seufzte. »Wenn es doch nur so einfach wäre. Windlesham Manor steht auf einem acht Hektar großen Grundstück, also 80.000 Quadratmeter. Da gibt es jede Menge Platz, um etwas unter der Erde zu verstecken.«

      »Meine Güte, das ist ja fast unmöglich«, sagte Emma mit offenstehendem Mund.

      Dan nickte schmallippig. »Wir brauchen also entweder mehr Hinweise, um die richtige Stelle zu finden, oder wir brauchen eine Genehmigung des Eigentümers, um uns genauer umzuschauen – und das könnte dauern.«

      Steve schaute auf. »Ich habe eine Freundin da drüben – die Zoologin, die ich schon erwähnt hatte. Die könnte uns da reinbringen. Aber wie du schon sagtest, im Endeffekt brauchen wir mehr Hinweise, um das Gebiet einzugrenzen.«

      Ben fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich kann ja noch mal einen Blick auf die Familiengeschichte der Cartwrights werfen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich noch etwas Hilfreiches finde.«

      »Nun ja, lasst es uns mal logisch durchdenken.« Dan verschränkte seine Hände auf der Tischplatte. »Du hast uns gesagt, dass Doyle das Buch so viel bedeutet hat, dass er nicht wollte, dass es verloren geht. Deswegen hat er es behalten, statt es einfach an das Anwesen deines Vorfahren zurückzuschicken, weil er nicht wusste, wer es dann in die Finger kriegen würde und ob diese Person seine Wichtigkeit zu schätzen weiß. Stimmt's?«

      »Ich schätze schon«, antwortete Ben.

      »Also, wenn es ihm derart viel bedeutet hat, würde er wollen, dass es sicher ist, aber sich auch in seiner Nähe befindet. Von daher sagt mir mein Bauchgefühl, dass es sich sehr nah am Gebäude befinden wird. Also denke ich nicht, dass unser Suchbereich so groß sein wird.«

      »Das klingt ja schon etwas vielversprechender.« Emma strahlte.

      »Macht Sinn«, fügte Ben hinzu.

      »Aber im Prinzip ist es auch egal.« Dan grinste spitzbübisch. »Ich habe nämlich unsere Flüge schon gebucht!«

      »Um Himmels willen!« Ben verkrampfte sich. »Für wann denn? Ich habe meiner Mom noch gar nichts davon erzählt!«

      Steve kicherte. »Was, bist du erst 12 Jahre alt?«

      »Übermorgen, Freitag früh.« Dan breitete seine Arme aus. »Jetzt oder nie, Kumpel.« Dann wandte er sich Steve zu und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Du kontaktierst deine Freundin in England und sagst ihr, dass wir kommen. Finde heraus, ob sie uns eine Einladung zu dem Anwesen besorgen kann. Ihr anderen packt, lasst euch impfen und sucht eure Reisepässe.«

      Emma schnaubte. »Ich fühle mich auf einmal wie Dorothy im Zauberer von Oz, als sie von dem Tornado eingesaugt und fortgetragen wird.«

      Ben lachte. »Immerhin haben wir ein paar Tage Zeit, und ich glaube, Mom wird noch einen zweiten Kuchen brauchen, wenn ich ihr das sage.«

      Emma erwiderte sein Grinsen. »Klar, aber sie wird sich schnell beruhigen, wenn sie hört, dass ich auf dich aufpasse.«

      Kapitel 6

       Flughafen Heathrow, London, Großbritannien

      

      Als er aus dem Flughafengebäude ins Freie trat, atmete Ben die Abgase von Autos und Flugzeugen ein, spürte den feuchten Sprühnebel auf der Haut und schaute auf in den mit bleiernen Wolken verhangenen Himmel.

      »Es gibt da oben aber schon eine Sonne, oder?«

      »Kein Wunder, dass hier alle so blass sind.« Steve drückte die Hände in seinen unteren Rücken, um sich zu strecken, was ein knackendes Geräusch hervorrief.

      Andrea verzog das Gesicht. »Autsch«, kommentierte sie.

      »Ja, absolut! Vierzehn Stunden in einem Flugzeug eingesperrt zu sein grenzt an Körperverletzung«, sagte er und wandte sich an Dan. »Und wir mussten uns in die Business-Class quetschen! Warum keine Erste Klasse, du Geizhals?«

      »Ist das dein Ernst?« Dans Augenbrauen hoben sich. »Bist du überhaupt schon mal Erste Klasse geflogen?«

      »Hm, lass mich kurz überlegen.« Steve fasste sich für einen Moment ans Kinn. »Öhm, nein.«

      »Ist total überbewertet. Und abgesehen davon, Chambers, habe ich noch nie jemanden gesehen, der so viele Törtchen gegessen und die Stewardess so angehimmelt hat.«

      »Ich achte eben drauf, dass ich auf meine Kosten komme – äh, ich meine natürlich, auf deine Kosten. Danke, Onkel Daniel!« Steve salutierte vor seinem Freund.

      »Mir ist kalt.« Andrea zog ihre Jacke fester zu.

      Ben sah, dass sie bei der Wahl ihrer Kleidung eher auf Optik als auf Nutzen geachtet hatte. Dan hatte sie zwar gewarnt, dass es kühler sein würde, doch ihre Antwort darauf war lediglich ein Seidenschal.

      Dan begann in seinem Rucksack zu wühlen. »Ich habe vielleicht einen zweiten Pullover, dann kannst du …«

      »Hier ist einer!« Emma zog ein Oberteil aus ihrer Tasche und warf es Andrea zu. Sie stellte ihren Koffer ab und stöhnte. »Hey, Steve, deine Freundin wollte uns doch hier abholen, und zwar jetzt, oder?«

      »Genau, Jennifer Brock heißt sie übrigens, sie arbeitet beim Londoner Zoo.« Steve spähte die Straße hinunter.

      »Im Zoo?«, grinste Ben. »Dann ist es ja kein Wunder, dass sie auf dich steht.«

      Steve starrte ihn kurz an. »Sie sagt, ich sei wirklich ein feines Exemplar.« Dann streckte er einen Finger aus. »Da ist sie!«

      Ben drehte sich um – eine schlanke, athletisch gebaute Frau mit einer dunklen Bob-Frisur winkte zurück. Sie trug ein khakifarbenes Hemd mit einem gestickten Logo auf einer der Brusttaschen. Sie marschierte ohne Umschweife auf Steve zu, drückte ihn fest an sich und küsste ihn auf die Wange. Dann schob sie ihn ein Stück weg, um in sein strahlendes Gesicht zu schauen.

      »So weit bist du geflogen, nur um mich zu sehen?«

      »Natürlich, Jen.« Steve wandte sich den anderen zu. »Meine Freunde.« Dann stellte er alle vor: »Ben, Emma, Andrea und Dan, unsere mobile Reisekasse.«

      »Danke, Steve.« Dan streckte ihr die Hand entgegen. »Schön, dich kennenzulernen, Jennifer.«

      »Gleichfalls.« Sie nahm seine Hand entgegen. »Und dich, und dich …« Sie schüttelte jedem die Hand. »Bitte, nennt mich Jenny, und lasst uns gehen – wir können die Vorstellungsrunde ja noch in meinem Auto fortsetzen.« Sie drehte sich auf dem Absatz um. »Lasst uns das Parkticket bezahlen, bevor ich pleite bin!«

      ***

      Jenny hatte sie alle in einen Ford Transit gestopft, der das Logo des Londoner Zoos auf der Tür hatte, das auch auf ihrer Brust prangte. Der Wagen hatte sechs Sitze, drei vorn und drei hinten, und reichlich Platz für die Taschen.

      Ben roch sofort Heu sowie einen Hauch von feuchtem Fell und schloss daraus, dass Menschen nicht die einzigen Passagiere waren, die dieses Gefährt transportierte.

      Steve setzte sich direkt neben seine Zoologin, während Emma den Platz an der Beifahrertür einnahm. Hinten rutschte Ben ans Fenster, woraufhin Andrea schnell an seine Seite sprang und Dan den letzten freien Platz nahm.

      Als sie in rasender Geschwindigkeit das Flughafengelände verließen, schaute Ben mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Angst hinaus. Die Rush Hour in New York war nichts gegen einige der Manöver, die sie hier absolvierten.

      Der Hauptunterschied war allerdings, dass amerikanische