Tuppy war durch den Kanzlerwunsch nach Anfertigung einer Studie über »Die Glücksbefindlichkeit der österreichischen Bevölkerung« in eine Situation geraten, in der selbst Sisyphus verzweifelt wäre. Überdies hatte der arme, weil sensible Mensch sehr unter dem Ministerialkommissär Dr. Benkö zu leiden, einem allzu karrieresüchtigen jungen Menschen, der eine verdächtige Neigung zeigte, sich mit seiner Arbeit über »Psychische Koordinationssysteme des österreichischen Staatsbürgers« in alle übrigen Arbeitsbereiche hineinzudrängen. Dr. Benkös übertriebenes »Meine besondere Verehrung, Herr Legationsrat, spezielle Hochachtung allerseits!« wurde denn auch von Tuzzi mit einem kühlen »Guten Morgen, Doktor Benkö«, von Tuppy mit einem geradezu beleidigenden »Morgen!«, von allen anderen aber mit einem bloßen verächtlichen »Grüß Sie Gott« oder »Grüße Sie!« beantwortet, je nachdem, ob der Grußerwidernde eher der konservativen oder der sozialistischen Partei nahestand. Der Ministerialoberkommissär Goldemund schließlich, Neuling in diesem Kreise und schwer unter dem Makel leidend, aus einem »jungen« Ministerium, nämlich dem für Verkehr, zu kommen, sorgte heute für eine kleine Sensation insofern, als er sich zum ersten Mal nicht mit allseitigen stummen und ziemlich angemessenen Verbeugungen begnügte, sondern Tuzzi mit einem überraschenden »Meine Verehrung, Herr Doktor!« begrüßte. Hier deutete sich durch die Weglassung des amtlichen Titels der Versuch an, persönliche Beziehungen aufnehmen zu wollen. Tuzzi erstickte diese Absicht im Keime, indem er »Begrüße Sie, begrüße Sie, Herr Kollege« murmelte; das »Begrüße Sie« enthielt Herablassung, während das »Kollege« angesichts des Umstandes, daß ein Ministerialoberkommissär mindestens zwei Rangstufen unter dem Legationsrat steht, an blanken Hohn grenzte. Die Verdoppelung des eigentlichen Grußes deutete Zerstreutheit und flüchtiges Desinteresse an. Der Ministerialoberkommissär sah in den nächsten Stunden recht verstört drein.
Wir könnten nun natürlich auch die übrigen Grüße aufzählen, die zwischen den einzelnen Herren – Tuppy, Haberditzl, Benkö etc. – ausgetauscht wurden (insgesamt weitere 36, wenn wir richtig gezählt haben), um die Rangordnung innerhalb des Komitees einigermaßen vollständig darzustellen, verzichten aber im Interesse des Lesers auf solch übertriebene Genauigkeit; die bisher angeführten Begrüßungen haben ja wohl genug deutlich gemacht, daß der Legationsrat Dr. Tuzzi in diesem Beamtenrudel eine unangefochtene Leitposition innehatte.