Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Daniel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740955656
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      Monas unverhoffte Schwangerschaft ging Dr. Daniel den ganzen Tag über nicht aus dem Kopf. Sogar am Abend beschäftigten sich seine Gedanken noch immer mit seiner jungen Patientin.

      »Manon, du bist eine Frau«, meinte er, als das Ehepaar noch im Wohnzimmer gemütlich zusammensaß. Die kleine Tessa war im Bett, und Irene werkelte in der Küche.

      »Es geht um eine Patientin von mir, die ich schon lange kenne, wenn ich sie in den vergangenen Jahren auch nicht mehr gesehen habe. Sie wurde einst in Steinhausen geboren und ist hier auch aufgewachsen.«

      Manon schmunzelte. »Ich nehme an, du hast sie auf die Welt geholt.«

      Doch Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Als sie geboren wurde, war ich gerade Assistenzarzt bei Professor Thiersch, aber ich war zu jener Zeit schon mit Christine verheiratet und wir lebten hier in Steinhausen, das damals noch ein richtiges Dorf gewesen ist, wo jeder jeden kannte.« Er lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Mona wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, und als sie die Hauptschule verlassen hatte, begann sie eine Lehre als Verkäuferin. Inzwischen ist sie achtundzwanzig und seit kurzem Managerin des Kaufhauses, in dem sie einst ihre Lehre gemacht hat.«

      »Das ist wirklich beachtlich«, urteilte Manon anerkennend. »Es gehört eine Menge dazu, sich so hochzuarbeiten. Allerdings verstehe ich noch nicht ganz, warum du mir das alles erzählst und was es vor allen Dingen damit zu tun hat, daß ich erwiesenermaßen eine Frau bin.«

      Dr. Daniel lächelte und zog sie liebevoll in seine Arme. »Das wirst du gleich verstehen.« Er wurde wieder ernst. »Stell dir vor, du wärst an ihrer Stelle und würdest nun an der Spitze der Karriereleiter stehen. An einer im Moment noch etwas wackligen Spitze, an der du dich erst wirklich etablieren müßtest. Was würdest du tun, wenn du gerade in dieser Zeit schwanger werden würdest… von einem Mann, mit dem du eben Schluß gemacht hast, weil er dich nach Strich und Faden betrogen hat.«

      »Das ist eine schwierige Frage«, meinte Manon. »Letztlich würde ich mich wohl für mein Kind entscheiden und die Karriere sausen lassen, allerdings will ich doch sagen, daß dieser Vergleich zwischen ihr und mir gewaltig hinkt. Erstens bin ich keine achtundzwanzig mehr, und zweitens… ich hätte so ziemlich alles dafür gegeben, ein eigenes Kind zu haben.«

      Überrascht blickte Dr. Daniel sie an. »Davon hast du mir nie etwas gesagt.«

      Manon lächelte, doch ihr Mann kannte sie gut genug um zu bemerken, daß dieses Lächeln nicht ganz echt war.

      »Wozu auch?« erwiderte sie. »Für mich ist der Zug längst abgefahren. Wenn man einmal vierzig ist…«

      »Das ist doch Unsinn, Manon«, fiel Dr. Daniel ihr energisch ins Wort. »Ich hatte schon eine Menge Patientinnen, die weit über vierzig waren, als sie schwanger wurden.«

      »Es ist ein großer Unterschied, ob man mit vierzig sein erstes oder ein weiteres Kind bekommt«, wandte Manon ein. »Im übrigen haben wir jetzt Tessa, die mir wie ein leibliches Kind ans Herz gewachsen ist. Das ist weit mehr, als ich noch vor ein paar Jahren erwarten konnte.«

      Doch Dr. Daniel spürte, daß sie nicht restlos glücklich war. Sicher, sie liebte Tessa von ganzem Herzen, aber das Gefühl einer eigenen Schwangerschaft würde sie immer vermissen.

      Mit einer sanften Geste streichelte Dr. Daniel durch ihr halblanges, kastanienbraunes Haar. »Was spricht eigentlich dagegen, daß wir Eltern werden?«

      »Du bist ja verrückt, Robert!« urteilte Manon sofort. »Wie ich vorhin schon sagte: Für mich ist dieser Zug abgefahren. Außerdem bin ich nicht sicher, wie unsere kleine Prinzessin reagieren würde, wenn sie plötzlich Konkurrenz bekäme.«

      »Es wäre keine Konkurrenz für sie«, widersprach Dr. Daniel.

      »Ich glaube, Tessa würde das anders sehen«, meinte Manon. »Und ihr möchte ich auf gar keinen Fall wehtun.« Sie beugte sich zu ihrem Mann und küßte ihn. »Ich liebe dich, Robert, und diese Liebe braucht keine Bestätigung durch ein Kind. Im übrigen haben wir Tessa und wenn dann erst mal Enkelkinder eintrudeln…«

      Dr. Daniel seufzte. »Ich fürchte, darauf werden wir noch lange warten müssen. Ob Karina jemals ein Baby bekommen kann, steht in den Sternen. Bei ihrer letzten Fehlgeburt wurde eine Menge zerstört, und ich glaube, sie selbst hat mit diesem Thema sogar schon abgeschlossen. Sie konzentriert sich jetzt voll und ganz auf ihre Karriere als Ärztin. Und Stefan… er ist mit Darinka zwar schon eine ganze Weile zusammen und es scheint beiden sehr ernst zu sein, aber sie schmieden ja noch nicht mal Heiratspläne.« Er grinste. »Wenn wir also ein Baby wollen, müssen wir uns wohl selbst darum kümmern.«

      Lächelnd stupste Manon ihn an der Nase. »Du bist ja wirklich verrückt.« Dann wechselte sie das Thema. »Was wirst du nun deiner Patientin raten?«

      Dr. Daniel seufzte. »Ich weiß es nicht. Vermutlich kann ich ihr überhaupt keinen Rat geben. Sie muß selbst entscheiden, was für sie wichtiger ist.«

      *

      Als Mona Lambardi zur nächsten Vorsorgeuntersuchung in die Praxis von Dr. Daniel kam, wirkte sie wesentlich gelöster als beim ersten Mal.

      »Sie sehen aus, als gäbe es in Ihrem Leben jetzt wieder etwas Erfreuliches«, meinte Dr. Daniel und vermutete, daß sich Mona mit ihrem Verlobten vielleicht doch ausgesöhnt hatte.

      »Das ist richtig«, stimmte Mona zu. »Ich habe mich entschlossen, mein Baby zu behalten.«

      Dr. Daniel nickte. »Das freut mich. Ich nehme an, zwischen Ihnen und Dirk hat inzwischen eine Aussprache stattgefunden.«

      Doch Mona schüttelte den Kopf. »Nein, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie Sie es jetzt denken. Dirk hat mich zwar tatsächlich noch einmal im Büro aufgesucht und wollte von vorn beginnen. Ich wäre auch beinahe schwach geworden, aber bereits am nächsten Tag sah ich ihn wieder in innigster Umarmung mit Vera. Das Kapitel Dirk ist damit für mich abgeschlossen – und zwar endgültig.« Ein selbstbewußtes Lächeln trat auf ihr Gesicht. »Ich habe es geschafft, mich von der Verkäuferin zur Managerin hochzuarbeiten, da werde ich auch Kind und Beruf unter einen Hut bringen. Bis ich in Mutterschutz gehe, werde ich dem Vorstand schon erste Ergebnisse vorweisen können. Die Herren werden also nichts dagegen haben, wenn ich die Geschicke des Kaufhauses dann für ein paar Wochen von zu Hause aus leiten werde. Nach dem Mutterschutz beginne ich wieder zu arbeiten. Ich habe mein eigenes Büro, da wird mein Baby niemanden stören.« Sie lächelte zärtlich. »Mich schon gar nicht.«

      »Hoffentlich muten Sie sich da nur nicht zuviel zu«, wandte Dr. Daniel besorgt ein. »Sie dürfen nicht vergessen, daß die Versorgung eines Babys allein schon ein Vollzeitjob sein kann.«

      Gelassen winkte Mona ab. »In den ersten Wochen schlafen Babys die meiste Zeit und später… ich werde das schaffen, Herr Doktor, ich weiß es.«

      Davon war Dr. Daniel allerdings nicht restlos überzeugt. Er glaubte vielmehr, daß sich Mona alles viel zu einfach vorstellte.

      »Vielleicht sollten Sie sich mal mit ein paar jungen Müttern unterhalten«, schlug er vor. »Verstehen sie mich nicht falsch, Mona, es ist durchaus möglich, daß Sie Beruf und Kind unter einen Hut bringen, vielleicht schaffen Sie es sogar völlig unbeschadet. Sehr viel wahrscheinlicher ist es aber, daß Sie sich dabei aufreiben. Eine Geburt ist keine Kleinigkeit, und für die meisten Mütter reichen die sechs Wochen danach nicht aus, um sich vollständig zu erholen, vor allem, weil nicht alle Babys so pflegeleicht sind und in den ersten Lebenswochen viel schlafen. Wesentlich häufiger kommt es nämlich vor, daß ein Neugeborenes mindestens einmal, in ungünstigen Fällen sogar mehrmals in der Nacht schreit. Darüber hinaus…«

      »Wollen Sie mich etwa entmutigen?« fragte Mona in teils gespielter, teils echter Verzweiflung.

      »Ganz und gar nicht«, verwahrte sich Dr. Daniel. »Ich will vielmehr, daß Sie die ganze Sache realistisch sehen. Ihre leitende Position verlangt Ihnen eine Menge ab, und ich weiß aus Erfahrung, daß die meisten jungen Mütter ihr erstes Baby nicht einfach nebenher versorgen können. Es ist eine gewaltige Umstellung im Leben einer Frau oder auch eines Ehepaares. Ich habe schon miterlebt, wie glückliche Ehe