An der Quelle des Lebens. Eugen Drewermann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eugen Drewermann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783843612487
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der Dinge und ihrer Verwaltung, so werden wir erleben, daß uns die Seele entweicht … Aber irgendwo muß sie hin, unsere Seele, und je weniger wir menschlich miteinander reden, desto sicherer werden die Dinge anfangen, mit uns zu reden und sich mitzuteilen. Das ist es, was man schließlich als Wahnsinn oder als Psychose bezeichnet: daß alle Dinge reden, weil man selber nie zu reden wagen durfte und es nie ein Gegenüber gab, dem man sich mit Hilfe der Sprache hätte verständlich machen können.

      Was uns Zukunft gibt 27

      WAS UNS DEN MUT GIBT, einen anderen Menschen aufzufordern, sich auszusprechen, er möge wagen, seine Person mitzuteilen, ist diese Weltsicht der Religion … Es ist dieser feste Glaube von uns Christen, daß Gott uns einzig deshalb geschaffen hat, damit wir das Wort, das in uns lebt, der Welt mitteilen. Sonst wäre unser Leben sinnlos. Wir sind nicht gemacht, gehorsame Sklaven fremder Befehle und Anweisungen zu sein. Wir haben den Beruf, zu existieren nach der Art von Künstlern, die auf ihre Weise die Welt so sehen, daß sie unvertauschbar eine Wahrheit verkündet und offenbart und allen anderen zeigt. Es gibt etwas, das dürfen wir uns nicht aus dem Mund stehlen lassen.

      Und legte ihnen die Hände auf 123

      WIR SPRECHEN VON GOTT … nur noch wie von weitem, aus den Jahrtausenden der Tradition. Es hat nichts mehr an sich von dem, was Jesus ausmachte: Er trat mit seiner eigenen Person vor die Menschen hin, und alles von Gott ereignete sich in dem Moment seiner Begegnung.

      Das Matthäusevangelium I 364

      DIE MENSCHEN VERLANGEN DANACH, wirklichen Personen zu begegnen. Doch eben deshalb sind sie überdrüssig dieser gottseligen Scharlatanerie hochwürdiger Amtsträger, die immer noch glauben, sie stünden näher dem Himmel … Man glaubt ihnen nichts mehr, schon weil sie ihre Glaubwürdigkeit zu einer Frage des Kostümzwangs erniedrigt.

      Glauben in Freiheit I 9

      NIEMAND HAT SICH SELBST GESCHAFFEN! Es mag im Um­gang miteinander peinlich sein, daran erinnert zu werden, wie angewiesen in vielen Fällen man auf andere Menschen gewesen ist und noch immer bleibt, von der Mutter beginnend bis zu all den Nachfolgegestalten, die im Leben an ihre Stelle traten (oder zu treten drohen); im Wesentlichen aber kann man und darf man über diese Tatsache sich nicht hinwegtäuschen: Ein Mensch ist nicht Gott, – er ist nicht absolut, nicht autonom, auch nicht autark, auch nicht perfekt, auch nicht zeitlos in unveränderter Befähigung zu Tüchtigkeit und Spitzenleistung, und wenn er es trotzdem zu sein versucht, steht ihm unvermeidlich eine Einschnürung in Einsamkeit, Verbitterung, Kälte und Starrheit bevor.

      Grenzgänger 350 f.

      EINE LIEBE ZWISCHEN ZWEI MENSCHEN ist nur wahr, wenn der eine den anderen nicht in ein Mittel zum Zweck, in ein Produktionswerkzeug seiner (biologischen, wirtschaftlichen oder künstlerischen) „Potenz“ verwandelt; das Leben eines Menschen im Umgang mit sich selbst wird nur wahr, wenn es kindlich genug bleibt, um in sich selbst stimmig zu sein – nicht „Erfolg“, sondern Identität ist hier wesentlich; und genauso beim Umgang mit den Dingen: es kommt nicht darauf an, sie planvoll in Mittel zum Erwerb von Macht und Reichtum zu verwandeln, es gilt, ihnen absichtslos gegenüberzutreten, wenn man sie in ihrer Wahrheit und Schönheit erkennen will.

      Das Matthäusevangelium II 470

      DIESER RUF „KOMM HERAUS!“ gilt uns heute, gleich wo wir stehen. Ob zwanzig-, vierzig-, sechzigjährig – es ist niemals zu früh und niemals zu spät, zu fühlen, zu sehen und zu hören, daß es nicht zwei Welten gibt, ein Diesseits und ein Jenseits, zeitlich und wesentlich getrennt. Der Gott Jesu Christi ist gegenwärtig heute im ewigen Präsens. Und dies ist unser ganzes Leben: zu glauben und zu wissen, dass es zwischen Erde und Himmel, zwischen Zeit und Ewigkeit, zwischen Menschlichkeit und Göttlichkeit keine Grenzen gibt, dass nur ein einziges Reich der Liebe und des Lebens ist, zu dem wir berufen sind.

      Leben, das dem Tod entwächst 125 f.

      WIRKLICHE FREIHEIT erwächst dem Menschen … durch sein Angerufensein durch die absolute Person … Einzig im Gegenüber dieser absoluten Person ist der Mensch in seiner individuellen Personalität ein Zweck an sich selbst, besitzt er eine unantastbare Würde, ist mit ihm unveräußerlich etwas gemeint, das für alle Ewigkeit gilt.

      Von Krieg zu Frieden = Kapital und Christentum III 362

      IN DER LIEBE bildet sich das Gefühl, dass dieser Eine oder diese Eine alles ist, dass er oder sie absolut unersetzlich ist. Vielleicht weiß man vom Verstand her noch, dass das „objektiv“, rein biologisch, nicht ganz so ist, aber die Liebe verschafft uns subjektiv genau diesen Eindruck. Wenn zwei Menschen einander gefunden haben, entdecken sie sich als unvergleichlich, als ganz und gar einmalig, als in sich absolut. Die Liebe verleiht dieses Gefühl, einander zu begegnen im Raum einer Absolutsetzung, die unaustauschbar diesem Einen gilt … Der andere ist nicht zu verzwecken. Er ist von Gott gegeben, indem er so ist, wie er ist. Insofern kommen wir jetzt dahin, dass Liebe und Religion zu einer Einheit werden. Plötzlich entdeckt man den Gedanken einer göttlichen Führung oder Vorsehung im Leben: Kaum dass zwei Menschen einander lieben, erzählen sie sich wechselseitig, dass sie einander schon immer gesucht haben.

      Die großen Fragen 35

      NUR DARAUS KANN EIN MENSCH LEBEN, dass da ein Punkt ist, zu dem er unbedingt sich zu wenden vermag … Wer diesen Punkt gefunden hat, der muß und wird in all seiner Freiheit und Verantwortung selber sehen, wie er mit dieser Einsicht zurückkommt in diese Welt.

      Dass auch der Allerniedrigste mein Bruder sei 162

      DAS BISSCHEN, DAS WIRKLICH VON UNS STAMMT und das wir freiwillig geben, genügt objektiv nicht, aber womöglich wollen die Menschen, mit denen wir umgehen, gar nicht unsere Werke und Erzeugnisse und Leistungen, sondern nur ein Stückchen von uns selber. Und das freilich wirkt oft Wunder und genügt, wo wir’s kaum für möglich halten. Kann es nicht sein, daß wir am Ende Menschen einen Frieden zu geben vermögen, den wir selber bis dahin nicht hatten, und ihnen durch die Bereitschaft, auf sie zuzugehen, ein Glück zu schenken vermochten, das wir selber bis dahin so noch nicht kannten? Es gibt diese Wunder der leeren Hände: daß wir anderen Menschen zu schenken vermögen, worauf wir selber nie zählen durften und was am Ende zu uns zurückkommt, reich und über die Maßen. Es kommt darauf an, in die Hände Gottes das wenige zu geben, das wir sind.

      Und legte ihnen die Hände auf 55 f.

      WIE, WENN DIE LIEBE EINER MUTTER die einzige Form wäre, dem Leid und der Not eines Menschen in seinen Verirrungen und Verwirrungen jemals gerecht zu werden? Dann wäre dieses Bild einer geschwisterlichen Madonna das Konterfei der wahren „Grenzgängerin“ aller Zeiten bis ans Ende der Tage, – die gestaltgewordene Einheit und Ver­söhnung all der sonst so verlorenen Wanderer jenseits der Demarkationslinien des Normalen, Normierten und Normativen, ein Bild der Verheißung über den Abgründen des Tartaros, das zu sehen allein schon den möglichen Absturz gerade der am meisten Gefährdeten gnädig umfängt.

      Grenzgänger 380

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