10 Straße der Kasbahs und südlicher Hoher Atlas 632
Zwischen der im Frühjahr schneebedeckten Gipfelkette des Hohen Atlas im Norden und der braunen Steinwüste des Djabal Saghro im Süden verläuft die „Straße der (1001) Kasbahs“ nach Nordosten und durchquert dabei spektakuläre Landschaften, vorbei an zahlreichen festungsartigen Lehmburgen und -dörfern, z.B. Boumalne du Dadès (S. 649). Von Boumalne sollte man einen Ausflug in die Dadès-Schlucht mit ihren roten Felsformationen nicht verpassen. Von Tinerhir führt eine Asphaltstraße durch die Todrha-Schlucht bis nach Imilchil (S. 665) im zentralen Hohen Atlas; hier sind schöne Wanderungen in der Bergwelt und an den Seen möglich. Skoura (S. 641) ist eine idyllische Palmenoase, die zur Entspannung einlädt. Der letzte, weniger besuchte Teil der Straße der Kasbahs führt von Tinerhir durch karge Wüstenlandschaft bis nach Errachidia.
11 Der Südosten und das Tafilalet 678
Im dünn besiedelten und infrastrukturell kaum entwickelten Südosten Marokkos zwischen Plateau du Rekkam, Aïn Beni Mathar und Figuig sind Touristen fast unbekannt. Nomaden ziehen mit ihren Tieren durch die kargen Wüstenlandschaften und Halfagrassteppen. In der Bilderbuchoase Figuig (S. 687) im äußersten Südosten des Landes lernt man das uralte Bewässerungssystem der Foggaras kennen. Das Tafilalet weiter südwestlich ist das größte zusammenhängende Oasengebiet Marokkos und Heimatregion der bis heute herrschenden Alawiten-Dynastie. In der Wüstenoase Erfoud (S. 693) kann man sich in eine Werkstatt begeben und zusehen, wie uralte Fossiliensteine zu Tischplatten und Schalen verarbeitet werden. Eine der schönsten Trekkingrouten in Marokko führt in fünf Tagen quer durch die eindrucksvolle Bergkulisse des Djabal Saghro (S. 728) bis nach Nekob. Bei Merzouga (S. 704) befindet sich das größte und von Touristen viel besuchte Dünengebiet Marokkos, der Erg Chebbi: Bis zu 200 m hoch türmen sich die Sandmassen und heben sich golden schimmernd gegen die schwarze Steinwüste und den blauen Himmel ab.
Reiserouten und Touren
Verkehrsmittel
Marokko lässt sich sehr gut auf eigene Faust bereisen, egal ob man mit dem Campingmobil oder Pkw/Geländewagen von Europa (Fährüberfahrt von Spanien oder Italien) anreist, sich einen Mietwagen vor Ort nimmt (ca. 30 €/Tag) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Das Asphaltstraßennetz ist sehr gut ausgebaut, sodass man mit einem Kleinwagen problemlos alle Highlights erreicht und auch abseits der Touristenströme schöne Routen findet. Gleichzeitig bleibt noch genug Raum für abenteuerliche Touren mit dem 4x4-Wagen auf abgelegenen Pistenstrecken in den Bergen und der Wüste. Die großen Städte im Norden (Tanger, Rabat, Casablanca, Fès, Oujda) erreicht man am bequemsten und schnellsten per Zug (südlichster Bahnhof ist Marrakesch). Kleinere Orte und die Ziele südlich des Hohen Atlas kann man gut mit den zuverlässigen, modernen CTM- oder Supratours-Bussen (und den weniger verlässlichen Bussen anderer Gesellschaften) ansteuern. Ansonsten gelangt man mit Sammeltaxis (bis zu 6 Pers.) und Minibussen in fast jedes Dorf, muss dann allerdings mehr Geduld mitbringen.
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Oase Tadakoust nahe Icht in Südmarokko
Wegen der Größe und Vielfältigkeit des Landes sollte man sich unbedingt genug Zeit nehmen und gerade bei einer individuellen Reise nicht versuchen, in zwei Wochen alles von Nord nach Süd abzuklappern, sondern sich lieber für einen Landesteil entscheiden. Es gibt überall so viel zu sehen, dass man besser nicht taggenau durchplant, sondern die Flexibilität behält, auch mal an einem Ort oder in einer Region länger zu bleiben, wenn es einem dort gut gefällt.
Reiseberatung
Afrika-Neulingen fällt es manchmal schwer zu beurteilen, welche Landesteile sich wie bzw. mit welchen Verkehrsmitteln am besten bereisen lassen, die passenden Reiseziele und -zeit für die eigenen Interessen auszuwählen und die Sicherheitslage einzuschätzen. Die Autorin Astrid Därr ist seit früher Kindheit in ganz Marokko und Afrika unterwegs – mit dem eigenen Fahrzeug, mit Bus und Bahn und als Reiseleiterin von Trekking- und Wandertouren, häufig auch als allein reisende Frau. Bei Interesse an einer individuellen Reiseberatung und -planung können Leser mit der Autorin Kontakt aufnehmen: www.daerr.net, [email protected] (Beratung gegen Honorar, Terminvereinbarung notwendig).
Routenvorschläge
Die vorgeschlagenen Routen führen durch verschiedene Landesteile und sind straff geplant – an vielen Orten kann man wesentlich mehr Zeit verbringen. Um nicht in Stress zu geraten, sollte man unbedingt zusätzliche Erholungs- bzw. „Puffer“-Tage einkalkulieren.
Die klassische Rundreise (Königsstädte)
Diese Route zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Marokkos wird von den meisten Reiseveranstaltern in nur 10 Tagen angeboten, jedoch mit sehr straffem Programm.
1. Tag: Casablanca, Besichtigung der Moschee Hassan II.
2./3. Tag: Fahrt zur Königsstadt und Hauptstadt Rabat (Zug, Küstenstraße oder Autobahn), Besichtigungspunkte: Medina, Kasbah des Oudaïas, Königspalast, Mausoleum Mohammed V. und Hassanturm.
4./5. Tag: Fahrt nach Meknès (Zug oder Autobahn), Besichtigungspunkte: Cité impériale, Mausoleum Moulay Idriss, Heri es-Souani, Stadtmauer. Bei der Anfahrt oder auf der Weiterfahrt lohnt sich ein Besuch der heiligen Stadt Moulay Idriss und der römischen Ruinen von Volubilis. Dafür ist ein weiterer Tag notwendig.
6./7./8. Tag: Weiterfahrt nach Fès, der dritten Königsstadt (Zug, Bus oder mit dem Auto),