Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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lächelte. Sie war am Ziel ihrer Wünsche. »Ich liebe dich auch«, sagte sie. »Vom ersten Augenblick an.«

      Eine heiße Welle durchfuhr den jungen Tierarzt. Ihm war es halt nicht anders ergangen. Jörg wollte sich zu ihr beugen, um sie erneut zu küssen, als er von harter Hand zurückgerissen wurde, und eine Faust landete in seiner Magengrube.

      Wie ein Taschenmesser klappte er zusammen, während Christine entsetzt aufschrie. Sofort waren drei, vier Burschen da und hielten den Schläger zurück. Jörg japste nach Luft und richtete sich auf. Schwer atmend stand er, nach vorne gebeugt, und sah Franz Raudinger an.

      »Glauben S’ wirklich, daß Sie dadurch die Tatsachen ändern können?« fragte er.

      Der Knecht antwortete nicht, starrte ihn nur böse an.

      »Was ist denn hier los?«

      Max Trenker hatte von seinem Platz aus mitbekommen, daß an der Sektbar etwas vorgefallen sein mußte. Der Polizist drängte sich durch die Menschentraube, die sich drüben gebildet hatte.

      »Er hat angefangen«, deutete Jörg auf den Knecht, der immer noch von zwei Burschen festgehalten wurde.

      »Was soll das, Franz?« fuhr der Bruder des Bergpfarrers ihn an. »Hier wird net gerauft.«

      Max wandte sich an den Tierarzt.

      »Alles in Ordnung?«

      Jörg winkte ab.

      »Halb so wild.«

      »Möchten S’ gegen den Herr Raudinger eine Anzeige erstatten?«

      »Ich glaub’ net, daß das Sinn hat. Wahrscheinlich hat er ein bissel über den Durst getrunken. Das ist uns allen ja schon mal passiert.«

      »Möglich«, meinte Max, der ahnte, worum der Streit ging.

      Er hatte Christine und Jörg zusammen tanzen gesehen, und daß der Knecht vom Wendlerhof ein Auge auf die hübsche Magd geworfen hatte, wußte er ebenfalls. Also zählte er eins und eins zusammen.

      »Aber deswegen fallen wir net gleich über uns’re Mitmenschen her.«

      Der Polizist nahm sich den Knecht vor.

      »Kannst’ noch mal von Glück sagen, daß der Herr Urban auf eine Anzeige verzichtet«, sagte er. »Aber ich denk, für heut ist Schluß. Du hast die Wahl – entweder gehst’ friedlich nach Haus’, oder ich sperr’ dich in die Ausnüchterungszelle. Ganz, wie du willst.«

      Franz Raudinger starrte düster vor sich hin. Diese Aussicht, die Nacht in der Zelle auf dem Revier zu verbringen, behagte ihm gar nicht. Er warf Jörg einen wütenden Blick zu und spuckte vor ihm auf den Boden. Dann drehte er sich um stapfte hinaus.

      Die Musiker hatten inzwischen wieder zu spielen begonnen. Christine stand die ganze Zeit neben Jörg und strich ihm tröstend über das Gesicht. Der junge Tierarzt lächelte und zwinkerte ihr zu.

      »Komm«, sagte er und zog sie auf die Tanzfläche. »Davon lassen wir uns den Abend net verderben.«

      Viel zu schnell verging die Zeit. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, dann hätte dieser Abend nie ein Ende gefunden. Doch die Zeiger der Uhr rückten unerbittlich weiter, und die Stunde des Abschiedes näher.

      »Ich fahr’ dich zum Hof«, bot Jörg an.

      Christine schüttelte den Kopf.

      »Die Kathie nimmt mich mit«, antwortete sie. »Sie muß morgen – ach nein, es ist ja schon nach Mitternacht – also heut’ genauso früh aufsteh’n wie ich. Wahrscheinlich wartet sie schon am Wagen auf mich.«

      Sie verließen den Saal und traten hinaus in die Nacht. Es herrschte immer noch ein laues Lüftchen. Arm in Arm spazierten sie zum Parkplatz des Hotels, wo die Bauerntochter mit ihrem Liebsten stand. Florian Kreuzner machte sich mit dem Tierarzt bekannt.

      »Ich bin gleich soweit«, raunte Christine der Freundin zu und zog Jörg beiseite.

      Sehnsuchtsvoll schaute sie ihm in die Augen.

      »Ich kann mich gar net von dir trennen«, flüsterte sie.

      Er strich ihr zärtlich über das Haar.

      »Mir gehts net anders«, sagte er. »Aber ich komm nachher zum Hof, um nach dem Hubert zu schau’n. Dann seh’n wir uns ja vielleicht wieder, spätesten am Abend.«

      Sie verabschiedete sich mit einem nicht enden wollenden Kuß, dann standen die beiden Männer und winkten dem Wagen nach.

      »Geh’n wir noch einen trinken?« fragte Florian.

      Jörg überlegte. Zwar würde er nicht ganz so früh aufstehen müssen, wie Christine. Aber er hatte sich angeboten, den sonntäglichen Notdienst zu übernehmen, damit Elena und Toni Wiesinger endlich wieder einmal einen gemeinsamen freien Sonntag hatten. Trotzdem nickte er. Der Bauernsohn war ihm sympathisch, und wenn er für längere Zeit in St. Johann bleiben wollte, dann konnte es nicht verkehrt sein, ein oder zwei Freunde zu haben.

      »Aber nur ein Bier«, sagte Jörg.

      Sie gingen wieder hinein und stellten sich an den Tresen. Unkompliziert, wie sie waren, hatten sie sich schnell geeinigt, sich zu duzen.

      Florian Kreuzner hob sein Glas und prostete dem Tierarzt zu.

      »Ich hab’ vorhin geseh’n, wie der Raudinger-Franz auf dich losgegangen ist«, sagte er.

      Jörg erinnerte sich jetzt, daß Florian einer der Burschen gewesen war, die den Knecht vom Wendlerhof festgehalten hatten.

      »Ich würd’ vorsichtig sein«, fuhr sein neuer Bekannter fort. »Der Franz ist heimtückisch. Bei der Kathie hat er’s auch schon mal versucht und ist abgeblitzt. Noch so eine Niederlage nimmt er net so einfach hin. Also, paß auf dich auf.«

      Der Tierarzt trank sein Bier aus.

      »Danke für die Warnung«, erwiderte er.

      Sie wechselten noch ein paar Worte. Elena und Toni hatten den Saal bereits verlassen und waren nach Hause gegangen. Max Trenker und Claudia Bachinger verabschiedten sich gerade.

      »Ich denk’, für mich wird’s auch Zeit«, meinte Jörg und reichte Florian die Hand. »War schön, dich kennengelernt zu haben. Bestimmt seh’n wir uns bald mal wieder.«

      »Gute Nacht, Jörg«, antwortete der Bauernsohn. »Das selbe gilt für mich. Weißt’, ich hab’ net viele Freunde hier und bei uns im Dorf. Ich bin ja erst vor kurzem von der Bundeswehr wieder zurück. Da ist’s schon schön, jemanden, wie dich zu kennen.«

      Nachdenklich ging Jörg Urban zum Haus der Wiesinger. Vier Tage war es erst her, daß er in St. Johann angekommen war, und es waren die aufregendsten Tage seines Lebens.

      Er war gespannt, was noch alles daraus wurde.

      *

      »Madel, was willst denn mit dem Kerl?«

      Beinahe verzweifelt sah Franz Raudinger die Magd an. Vor dem Gesindehaus hatte er sie abgefangen, als Christine gerade hineingehen wollte.

      »Der ist doch nix für dich«, fuhr der Knecht fort. »Ein Tierarzt – glaubst wirklich, daß so einer dich heiratet? Wer weiß, wie lange der überhaupt bleibt. Die Frau Doktor wird sich doch net einen Kollegen für alle Zeiten ins Haus geholt haben. Irgendwann geht er wieder dorthin zurück, wo er hergekommen ist, und dann sitzt da.«

      Kein Auge hatte er in der Nacht zugemacht und nur auf diesen Moment gewartet. Christine stieß ihn beiseite.

      »Laß mich durch«, herrschte sie ihn an. »Ich muß mich für den Kirchgang umzieh’n.«

      Sie blickte ihn von oben bis unten an. Er trug immer noch denselben Anzug, wie am Abend, und gewaschen und gekämmt hatte er sich auch nicht.

      »Was ist denn mit dir? Gehst’ net mit?«

      Franz hatte natürlich den Blick bemerkt, mit dem sie ihn ansah. Verlegen fuhr