SchattenSchnee. Nané Lénard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nané Lénard
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783827183903
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einfach, es heißt ,Nie’ und da gibt es herrliche Schnulzen auf YouTube. Liebeslieder wahrscheinlich. Habt ihr Bock, dass ich euch das vorspiele? Schmonzetten auf Dänisch oder Schwedisch?“

      „Untersteh dich“, drohte Nadine. „Sonst schläfst du heute draußen.“

      Peter grübelte. „NIE MORD?“ Er rieb sich das Kinn. „Vielleicht eine Erklärung, dass der Tod der Dame nicht gewollt war. Und darum auch die engelsgleiche Inszenierung. Das ergäbe doch einen Sinn.“

      Detlef schlug sich die Hände vor den Kopf. „Man kann sich eine Erklärung auch zurechtbasteln, wenn einem nichts Gescheites einfällt.“

      „Was fällt euch nicht ein?“, fragte Wolf und bog mit seinem Rolli um die Ecke.

      Nadja, die vorhin versucht hatte ihn anzurufen, war hinterher nicht mehr zu erreichen gewesen. Vielleicht hatten die Kollegen schon etwas gehört. Er stutzte. Durfte er das eigentlich noch sagen? Nach dem langen Krankenstand?

      „Komm erst mal richtig rein, Alter“, sagte Peter und klopfte Wolf auf die Schulter. „Tut gut, dass du mit von der Partie bist.“

      Die anderen nickten.

      „Ohne dich ist das Team unvollständig“, bekräftigte Detlef.

      Wolf war gerührt. Sie meinten das wirklich ernst und hatten ihn nicht nur aus Mitleid dazugebeten.

      „Wir kommen nicht weiter, weil wir komische Buchstaben oder Worte haben, mit denen wir nichts anfangen können“, erklärte Nadine. „Vielleicht hast du eine Idee?“

      Nach und nach ließ sich Wolf berichten, worüber sie eben schon gesprochen hatten.

      „Ihr müsst alle Gedanken zulassen“, erinnerte Wolf seine Kollegen, „und zusammentragen. Macht nicht den Fehler, eure Eingebungen gegenseitig zu verwerfen. Das blockiert euch sonst. Alles ist immer möglich. Vergesst das nicht.“

      „Okay, machen wir eine Liste“, schlug Nadine vor.

      Plötzlich klingelte Peters Smartphone. Er hielt den Zeigefinger vor seine Lippen. „Es ist Nadja. Gleich wissen wir mehr!“ Dann ging er ran. „Grüß dich, wir sitzen hier alle zusammen. Wolf ist auch dabei. Ich stelle mal auf laut.“

      „Ja, Hallo an alle! Schön, Wolf, dass du mit von der Partie bist. Seid ihr schon neugierig, was es mit eurem Engel auf sich hat? Ich habe ein paar spektakuläre Erkenntnisse. Welche Schlüsse ihr daraus ziehen werdet, da bin ich gespannt. Für mich reimt sich da erst mal nichts zusammen.“

      „Schieß los, und spann uns nicht auf die Folter“, bat Peter eindringlich. „Wir kommen hier nämlich nicht so recht weiter. Vielleicht kannst du unsere grauen Zellen erleuchten.“

      „Gut, dann also kein höfliches Geschwafel, sondern gleich zu den Fakten“, begann Nadja. „Folgende Dinge waren besonders auffällig. In der Frau befand sich überhaupt kein Blut. Man muss es entfernt haben. Vermutlich war es das Blut, mit dem die ominöse Botschaft geschrieben worden ist. Stattdessen habe ich eine chemische Substanz gefunden. Die Analyse läuft noch. Was mich am Fundort schon gewundert hat, war, dass die Haut so unversehrt schien. Deshalb habe ich ein paar Zellproben unter das Mikroskop gelegt.“

      „Ja, und?“, hakte Wolf nach. Er war vollkommen in seinem Element, als sei er nie weg gewesen. In diesem Moment hatte er total vergessen, dass er eigentlich nur Gast war.

      „Sie hätten durch den Frost oder das Gefrieren, so ganz genau wissen wir das noch nicht, in größerem Ausmaß geplatzt sein müssen.“

      „Aha, ja stimmt“, fiel Nadine wieder ein. „Wasser dehnt sich ja beim Gefrieren aus, und der Körper besteht zum Großteil aus Wasser.“

      „Und wenn man ihrem Körper vor dem Einfrieren das Wasser entzogen hat?“, überlegte Detlef.

      „Glaubst du, sie war in Salz eingelegt?“, lachte Peter. „Ich denke nicht. Beim Pökeln wäre sie doch weggeschrumpelt.“

      „So ganz unrecht hat Detlef nicht“, wandte Nadja ein. „Wobei ich der Ansicht bin, dass man den Zellen nur insoweit das Wasser entzogen hat, damit sie nicht platzen. Wie das gehen kann, ist mir schleierhaft.“

      „Ja, so was hatten wir noch nicht, wenn wir auch schon mit vielem konfrontiert worden sind“, stimmte Wolf zu. „Aber es muss ja seinen Grund haben, warum das so gemacht worden ist. Der Mörder wollte sich die Frau erhalten und zwar so, wie sie war.“

      „Und warum hat er sie dann doch irgendwo abgelegt und der Verwesung preisgegeben?“, bohrte Peter nach. „Das passt wohl kaum zusammen.“

      „Nun“, antwortete Nadja, „Vorlieben oder Bedürfnisse können sich ändern. Vielleicht brauchte er die Frau nicht mehr, weil er sich neu orientiert hatte.“

      „Hoffentlich diesmal eine lebendige Partnerin“, orakelte Nadine, „sonst werden wir bald wieder fündig.“

      „Wie kommst du darauf, dass er sich neu orientiert haben könnte?“, wollte Wolf wissen. „Gibt es dafür einen Anhaltspunkt?“

      „Wie man’s nimmt“, gab Nadja Auskunft, „ihr fehlt noch was Entscheidendes. Jemand hat ihr die Gebärmutter entfernt …“

      Nadine musste schlucken.

      „Okay“, sagte Wolf, „das ist nicht uninteressant. Vermutest du sexuelle Motive?“

      „Moment. Ich war noch nicht fertig“, erklärte Nadja. „Also der Uterus wurde herausgetrennt, aber an Ort und Stelle im Unterbauch belassen.“

      „Puh“, seufzte Nadine, und Niklas verdrehte die Augen.

      „Was soll das denn für einen Sinn machen?“, fragte er. „Wenn schon rausschneiden, warum dann nicht entfernen? Und wenn man das Organ eben nicht herausnimmt, warum dann die Schnippelei?“

      „Da wollte wohl mal einer gucken, wie es dahinter aussieht oder probieren, wie es funktioniert, wenn man so was macht“, fiel Peter ein. „Könnte das sein?“

      „Du weißt doch, es kann immer alles sein, denk an Wolfs Worte“, erinnerte ihn Detlef. „Er könnte auch dabei gestört worden sein.“

      „Ein Detail solltet ihr noch wissen“, berichtete Nadja. „Ist was Kurioses, was ich mir auch nicht erklären kann. Ich mache bei Frauen im gebärfähigen Alter immer einen Schwangerschaftstest. Ist so eine Marotte von mir. Ich hätte es in diesem Fall sicher weggelassen, wenn ich das mit dem Uterus vorher festgestellt hätte.“

      „Ja, und?“, erkundigte sich Wolf aufgeregt. „Jetzt sag nicht, dass sie schwanger war?“

      „Doch, der HCG-Wert war extrem erhöht. Das spricht eindeutig für eine Gravidität“, erklärte Nadja. „Ich hab aber dann sicherheitshalber im Uterus nachgesehen, und da war kein Braten in der Röhre.“

      Hier und dort hörte man erleichtertes Aufatmen.

      „Jetzt fragt ihr euch sicher, wie es zu dem falsch positiven Ergebnis kommen kann. Stimmt’s?“

      Nadja machte eine Pause, der allgemeines Gemurmel folgte.

      „Ehrlich gesagt, weiß ich es selbst nicht“, gab sie zu. „Ich muss erst weitere Untersuchungen vornehmen und kann nur sagen, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht verdickt war oder Ähnliches oder gar eine Vergrößerung des Organs vorlag. Das spricht eindeutig gegen eine Schwangerschaft.“

      „Trotzdem mysteriös“, fand Peter.

      „Sehr“, pflichtete Niklas ihm bei. „Ich bin gespannt, was da dahintersteckt. Keine Ahnung, was wir mit diesen merkwürdigen Informationen anfangen sollen. Sorry, Nadja, damit meine ich nicht dich, nur die Sachlage.“

      „Schon klar“, erwiderte die Angesprochene. „Mir kommt das ja selbst ziemlich verrückt vor. Alles in allem, meine ich: Ihr Aussehen, ihr Zustand, die Befunde, ihre Auffindesituation. Nichts davon ist normal oder gewöhnlich. Vieles erscheint direkt paradox. Wäre da im Unterleib nicht dieser riesige Schnitt gewesen, hätte ich