5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213874
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Gespräch war zu Ende.

      "Seltsamer Kauz", murmelte Martin Feller halblaut zu sich selbst. Es war nicht der erste Anruf dieser Art, den er bekam, und er begann sich zu fragen, was das zu bedeuten haben konnte.

      Die Tür ging auf.

      Jürgen kam herein, der schlaksige Azubi. Er kaute auf einem Kaugummi herum und das konnte Martin Feller auf den Tod nicht ausstehen. So eine Undiszipliniertheit, ging es ihm durch den Kopf. Zu unserer Zeit...

      Aber wen interessierte das noch? Niemanden, wenn man ehrlich war. Aber Martin Feller stand heute nicht der Sinn nach Ehrlichkeit. Die war ein Luxus für bessere Tage.

      Martin Feller blickte kurz auf.

      "Was ist?

      "Also, äh..."

      "Kannst du nicht reden oder was?" Feller verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln und fügte noch hinzu: "Mit dem DING da zwischen den Zähnen ist das auch schwierig, was?"

      "Hm."

      "Und wenn ich jetzt ein Kunde wäre? Der wär' doch längst über alle Berge bei der Konkurrenz, ehe du das Scheißding so in deinem Rachen platziert hast, dass du was 'rauskriegst!"

      Jürgen schluckte. Sein Adamsapfel wippte dabei auf und nieder.

      Dann sagte er: "Sie sind aber kein Kunde, sondern nur der Chef, woll?"

      "Wie wahr", seufzte Feller. Bei jüngeren Leuten zog er irgendwie immer den Kürzeren. Das war mit seinem Sohn so und auch mit Jürgen. Er hatte auch keine Ahnung, woran das lag. Es war einfach so.

      Zu meiner Zeit...

      Aber er hatte heute nicht die Energie, sich wirklich darüber aufzuregen. Ein lähmender Schatten lag schwer auf seiner Seele und drückte ihn nieder.

      Jürgen machte mit dem Kaugummi im Mund eine Blase, ließ sie mit einem Knall platzen und meinte dann: "Ich fahre zur Pommes-Bude. Wollen Sie wieder ein halbes Hähnchen, wie immer?"

      Feller schüttelte den Kopf. Er schien gedanklich abwesend zu sein und nur halb hinzuhören.

      "Nein", murmelte er.

      Jürgen runzelte die Stirn.

      "Was dann?", fragte er.

      "Nichts."

      "Was?"

      "Ich habe keinen Appetit."

      Jürgen zuckte die Achseln und machte ein ungläubiges Gesicht.

      "Sind Sie krank oder was?

      "Hau schon ab und lass mich in Frieden!"

      "Ist ja schon gut!"

      Jürgen wandte sich um, steckte die Hände in die Taschen seines Blaumanns und ging hinaus.

      Martin Feller sah ihm kurz nach.

      Verdammter Mist!, dachte er dabei. So ein gottverdammter Mist!

      Dann klingelte erneut das Telefon. Martin Feller fühlte sich wie elektrisiert. Wieder und wieder klingelte es. Feller spürte, wie ihm der Puls bis zum Hals schlug. Dann überwand er sich und griff doch nach dem Hörer.

      "Ja?", sagte er.

      "Martin, bist du es?"

      Eine Frauenstimme. Barbara Wolfs Stimme. Martin Feller registrierte es mit Erleichterung.

      "Warum dauert das denn so lange bei euch, verdammt nochmal?"

      "Was ist los, Barbara?"

      "Es ist etwas geschehen..."

      13

      Eine halbe Stunde brauchte Simitsch mit seiner vorsichtigen Fahrweise bis zur Listertalsperre, die vom Biggesee nur durch eine Staumauer getrennt wurde. Zusammen bildeten sie ein riesiges, einzigartiges Seensystem. Im Sommer kam Moeller des öfteren hier herunter, um Abends nach dem Dienst noch ein erfrischendes Bad zu nehmen. Und an schönen Sonn- oder Feiertagen war es manchmal so voll, dass man auf den dicht am Ufer entlanggeführten Straßen kaum noch einen freien Parkplatz finden konnte. Und wenn sich nach längeren Perioden der Trockenheit der Wasserstand etwas abgesenkt hatte, gab es hier sogar so etwas wie einen richtigen Strand.

      Ein Einsatzwagen der Polizei parkte am Straßenrand. Das war kurz hinter einer Kurve, und Simitsch musste ziemlich hart in die Eisen treten. Er quetschte den Volvo so dicht wie möglich an die Leitplanken und stellte den Motor ab. "Ihr müsst auf meiner Seite aussteigen", meinte er an Moeller und Brenner gewandt. Moeller seufzte.

      "Es bleibt einem auch nichts erspart..."

      Durch die Bäume warf er einen Blick über den schmalen, langgezogenen See. Das Wasser glitzerte in der Sonne. Eine leichte Brise wehte von den gegenüberliegenden Bergen herunter, an deren Hängen sich schmucke Blockhäuser und ein Campingplatz befanden.

      Sie stiegen aus.

      Über eine bröckelige Treppe gingen sie hinab zum steinigen Strand, an den der Tote gespült worden war.

      Moeller ließ den Blick umherschweifen und sog die frische Luft ein. Wenn die Leiche auf der anderen Seite angespült worden wäre, hätten wir den Fall erst mit einiger Verzögerung auf dem Schreibtisch gehabt!, ging es ihm durch den Kopf. Denn der See war gleichzeitig die Kreisgrenze. Hier Märkischer Kreis, drüben Kreis Olpe.

      Was, wenn ein Angler den Toten genau in der Mitte aus dem Wasser gefischt hätte?, dachte er. Eine Frage, mit der ein Klaus Simitsch sich intensiv befasst hätte...

      Moeller wandte sich der Leiche zu, konnte aber nur die Beine sehen, weil Simitsch, Brenner und zwei Uniformierte sich über den Toten beugten.

      Moeller betrachtete die Slipper, die der Tote trug. Die Absätze waren schiefgelaufen.

      Oben, auf der Straße hielt ein Wagen. Jemand stieg aus und wenig später kletterte der Gerichtsmediziner die Böschung herunter. Simitsch und Brenner erhoben sich. Jetzt erst sah Moeller die Leiche zur Gänze.

      Das bleiche, aufgequollene Gesicht von Norbert Wolf blickte ihn starr und ausdruckslos an.

      Mitten in der Stirn hatte er ein kleines, rundes Einschussloch.

      "Der Tote liegt noch nicht lange im Wasser!", stellte der Gerichtsmediziner nach kurzer Untersuchung fest. "Vielleicht seit Mitternacht... Alles andere können Sie in meinem Gutachten nachlesen."

      "Wer hat den Toten entdeckt?", fragte Moeller.

      "Ein Spaziergänger", meldete sich einer der Uniformierten zu Wort. "Er wohnt hier ganz in der Nähe. Wir haben seine Aussage aufgenommen."

      Moeller nickte düster.

      Jetzt ist es zweifellos UNSER Fall!, ging es ihm durch den Kopf. Denn niemand konnte ernsthaft bestreiten, dass hier ein Tötungsdelikt vorlag. Dieser Dummkopf!, dachte Moeller ärgerlich und meinte den Toten damit. Er hätte reden sollen, der blöde Hund!

      14

      Als Simitsch und Moeller wieder im Präsidium waren, warfen sie eine Münze. Der Verlierer musste der Witwe die schlechte Nachricht überbringen. Moeller verlor. Und so fuhr er nochmal nach Wettringhof, während Simitsch den wichtigen Schreibkram erledigte.

      Als Moeller dann eine Viertelstunde später vor dem Haus in der Timbergstraße parkte, in dem Wolfs wohnten, sah er wieder den kleinen dicken Jungen. Diesmal rupfte er gerade die Geranien aus einem Vorgarten.

      Moeller starrte ihn an.

      Und der Kleine starrte zurück.

      "Ey, was guckste, du Asi!"

      Von irgendwoher war das Klappen einer Tür zu hören. Der kleine Dicke wandte den Kopf. So unbeholfen wie ein zu fett geratenes Kaninchen hoppelte er dann davon, so schnell er konnte.

      Barbara Wolf erwartete