Warme arktische Nächte. Yuriy Tarnawsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Yuriy Tarnawsky
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783838275109
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sagte sie, und deutete auf die nackten Zweige, die sich vom Boden nach oben reckten. Dies sind Straßen und Wege, auf denen Leute laufen können. Es gibt diese kleinen Leute, von der Größe von Ameisen, die hier in kleinen Dörfern am Boden leben, die Erde beackern und alle Arten von Nahrung anbauen, die sie dann diese Straßen und Wege hinauftragen, um sie auf dem Markt zu verkaufen.

      Ihre Zeit ist anders als unsere. Dort ist immer noch Nacht und sie schlafen, aber wenn es heller wird, stehen sie auf und manche von ihnen gehen auf die Felder und andere laufen auf den Markt. Sie tragen das, was sie angebaut haben, verkaufen es dort und bringen das Geld und die von ihnen gekauften Sachen nach Hause, etwa Süßigkeiten und Spielzeug für Kinder, Töpfe und Pfannen, Messer, Löffel und Gabeln, Kämme und Spiegel, Halsketten für Mädchen und solche Dinge, die sie nicht selbst machen.

      Sie zeichnete die Wege entlang der Äste nach, als sie mir erzählte, wie diese Leute kletterten, und ich folgte ihr mit Interesse.

      Dann begannen wir so zu tun, als ob es in der Welt der kleinen Leute hell geworden sei, und sie sagte mir, was sie sah, und ich tat dasselbe, und so spielten wir bis zum Mittag.

      Von da an spielten wir jeden Tag auf diese Weise zwischen den Rhododendren, den schwarzen Johannisbeersträuchern vor dem Gebäude, in dem ich wohnte, und neben den Hofgebäuden des Herrenhauses sowie zwischen den Büschen und Bäumen im Park und sie lud mich ein in das Herrenhaus, um ihr Zimmer zu sehen, und ich war einige Male zu Tee und Kuchen bei ihr. So ging es den ganzen Sommer lang.

      Pinkeln?

      Als wir einmal unter den Rhododendren spielten, bemerkte ich, dass sie nicht mehr neben mir war, und als ich mich umsah, sah ich, dass sie ein paar Meter hinter mir hockte und, nachdem sie ihr Höschen heruntergelassen hatte, pinkelte.

      Ich wusste nicht, wie Mädchen dort aussahen und fand das, was ich sah, faszinierend und konnte meine Augen nicht von ihr lassen.

      Als sie das bemerkte, sagte sie mir, ich könne näher kommen und schauen, was ich tat. Sie ließ mich das eine Weile machen, auch nachdem sie aufgehört hatte zu pinkeln, aber dann bat sie mich, ihr zu zeigen, wie ich pinkelte.

      Ohne zu zögern, öffnete ich meine Shorts und versuchte zu pinkeln, konnte es aber aus irgendeinem Grund nicht. Sie hatte ihr Höschen inzwischen hochgezogen und kniete neben mir, streckte ihre Hände aus und berührte mein Ding.

      Es war hart und sie sagte, es sehe aus wie eine Eichel und fragte mich, ob es kaputt ist, weil es so hart sei und nicht pinkeln würde.

      Ich sagte, dass daran nichts verkehrt war, dass es manchmal wie jetzt hart wurde, aber bald wieder weich werden würde und dass es nur aus irgendeinem Grund war, dass ich nicht pinkeln konnte. Ich war mir sicher, dass ich es später schaffen würde.

      Sie war mit meiner Antwort zufrieden und wir fingen wieder dort an, wo wir aufgehört hatten, als wäre nichts geschehen.

      Danach haben wir nie darüber gesprochen, als hätten wir es aus unseren Erinnerungen gelöscht, und spielten wie zuvor, bis sie am Ende des Sommers fortging.

      Sie kam im nächsten Sommer zurück?

      Sie kam im nächsten Sommer zurück und danach noch einmal, aber wir haben nie wieder so gespielt wie im ersten Jahr. Sie war größer geworden und gab vor, eine junge Frau zu sein, zog sich schicke Kleider an und kämmte ihr Haar schön, und manchmal, wenn sie darankam, tönte sie ihr Gesicht mit dem Rouge der Hrabina und legte Lippenstift auf ihre Lippen, und es war, als wären wir nie Spielgefährten gewesen.

      Unter den Sternen?

      Für eine Weile schlief ich nachts draußen und versuchte, mich abzuhärten. Mein Vater hatte mir erzählt, wie er das als kleines Kind gemacht hatte, um sich für alles, was das Leben bringen mochte, zu stählen, also wollte ich das auch. Mutter war strengstens dagegen, aber Vater sagte, es würde mir gut tun und es wurde mir erlaubt.

      Ich dachte, ich würde es auf dem Boden neben unserem Haus tun, aber man sagte mir, es sei zu gefährlich, weil ein Tier kommen und mich beißen könnte, und da das Gebäude, in dem wir wohnten, nur eine Etage hatte und daher keinen Balkon, wurde es so eingerichtet, dass ich auf der Terrasse im Herrenhaus schlief. Ich hatte eine dünne, kleine Matratze, die ich zu Hause zusammengerollt hatte, und ich nahm sie mit, um sie auf der Bank, die dort war, auszubreiten, mich in eine Decke zu wickeln und so zu schlafen.

      Es war zuerst unangenehm, auf hartem Untergrund und ohne Kissen zu schlafen, aber nach und nach gewöhnte ich mich daran und am Ende fing ich an, es als etwas Angenehmes zu mögen. Jede Sekunde des Unbehagens, das ich fühlte, schien ein Tropfen Gegenmittel gegen den Schmerz zu sein, den ich in der Zukunft ertragen sollte. Wenn ich durchhielte, gäbe es nichts, dem ich nicht widerstehen könnte, wenn es schließlich kam.

      Es war Herbst und die Nächte wurden kalt, aber der Himmel war klar und voller Sterne, und ich konnte unter der Decke hervorschauend meine Augen nicht von ihm abwenden, bis ich, ohne es zu bemerken, einschlief, vollständig von seiner Schönheit und Weite getränkt wie ein Blatt Löschpapier, das die ganze Flüssigkeit absorbiert hatte, die darauf verschüttet worden war.

      Manchmal erwachte ich mitten in der Nacht und fühlte ich mich am Anfang einsam und hatte Heimweh nach meinem Bett und dem Schutz des Schlafzimmers meiner Eltern. Dann war ich überwältigt von dem Drang, meine Sachen zusammenzupacken und mit Tränen in den Augen nach der Liebe und dem Trost zu laufen, die ich dort finden würde, aber ich konnte mich jedes Mal beherrschen und blieb auf der Bank. Ich würde in Zukunft viel schwierigeren Dingen gegenüberstehen und wie würde ich ihnen widerstehen können, wenn ich diese kleine Einsamkeit, die ich erlebte, nicht ertragen konnte? Ich musste stark sein und durfte nicht meiner Schwäche nachgeben. Beruhigt schlief ich ein und wachte morgens auf, stolz darauf, nachts stark gewesen zu sein.

      Es regnete?

      Eines Nachts regnete es und ich wurde kalt und nass wach. Ich fühlte instinktiv, dass ich nicht bleiben sollte, wusste aber nicht, wie ich nach Hause kommen sollte. Die Türen im Herrenhaus waren alle verschlossen und wie sollte ich sie öffnen? Ich konnte die Leute nicht wecken. Was würden sie von mir denken? Ich dachte daran, mich auf der Galerie zu verstecken, aber dort war keine Bank und ich wollte nicht auf dem kalten Steinboden schlafen. Ich rollte mich so eng wie möglich zu einer Kugel zusammen, versteckte mich unter der Decke und lag zitternd da, ohne zu wissen, was ich tun sollte. Bald darauf hörte ich jedoch Mutters wütendes Schreien unter der Balustrade, die mich aufforderte aufzuwachen. Sie war vom Regen geweckt worden und zu mir herübergerannt.

      Irgendwie holten sie mich nach Hause, ich wurde abgetrocknet, in ein frisches Nachthemd gekleidet, mit warmer Milch versorgt und ins Bett gebracht, das sich besser als je zuvor anfühlte.

      Du wurdest krank?

      Am nächsten Tag ging es mir gut, aber nachts bekam ich Schüttelfrost, ich wurde ins Bett gebracht und bekam hohes Fieber. Am Morgen riefen sie den Arzt an, er kam herüber und es stellte sich heraus, dass ich eine Lungenentzündung hatte.

      Ich war mehr als einen Monat krank, hatte hohe Temperatur und war schweißgebadet, so dass meine Kleider und Laken oft gewechselt werden mussten, und ich hatte furchtbare Alpträume, meine Zunge sei eine riesige Ebene, die mit großen scharfen Steinblöcken bedeckt war, deren schreckliche Schärfe und Härte ich schmeckte, woran ich mich bis heute erinnere. Auf ihr musste ich reisen, stieß ständig auf die Felsbrocken und verletzte mich an den scharfen Kanten. Ich wurde mit klarer Hühnerbrühe und Limonade gefüttert und bekam meine Brust mit Dachsfett eingerieben, Schröpfköpfe auf meinen Rücken und hatte Blutegel an meinem Körper, die faul von selbst abfielen – nachdem sie sich an meinem Blut fettgefressen hatten, sie abzustreifen war ich zu schwach. Als es mir besser ging, musste ich mir selbst beibringen, wieder zu laufen, hielt mich an Stühlen und Tischen fest und rutschte auf dem harten Holzfußboden in meinen Schuhen mit harten Absätzen und harten Sohlen herum.

      Es dauerte mehr als einen Monat, bis ich gesund wurde. Mutter sagte, ich wäre krank geworden, weil ich mich erkältet hätte, aber Vater behauptete, man bekäme keine Lungenentzündung, weil man sich erkältet hatte, sondern von der Infektion mit einem Bazillus.