...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jost Müller-Bohn
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783869548739
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- Im Nebenzimmer des Kranken saß an jenem Tag der Sohn des Hauswirtes und musste für den Religionsunterricht dieses Lied auswendig lernen. Deshalb wiederholte er immer wieder den Refrain: „Heute lebst du, heut‘ bekehr‘ dich, eh‘ es Morgen wird, kann‘s ändern sich.“

      Bekehren heißt: sich zum Heiland hinwenden. Habt ihr euer Herz auch schon dem Heiland übergeben? Er will uns reinigen durch sein heiliges Blut.

      Lasst uns nun miteinander singen: „Hab‘ ich Unrecht heut getan, sieh es, lieber Gott, nicht an; deine Gnad‘ und Jesu Blut machen allen Schaden gut!“ Amen.

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      4.

       März

      „Da fiel der Knecht nieder und warf sich auf sein Angesicht vor ihm und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dir‘s alles bezahlen. Da jammerte den Herrn des Knechts und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch.“

      Matthäus 18,26.27

      Seht ihr den kleinen Hirten beten? Er dankt Gott für seine große Güte und bittet, dass alle Schafe gesund und munter bleiben. Auf der Schwäbischen Alb lebte einmal ein Hirte, der sehr arm war, aber immer auf die Hilfe Gottes vertraute. Er hatte acht Kinder und eine fleißige Frau. An einem hellen Morgen trieb er seine große Schafherde auf das Feld. Alle Sorgen ließ er zu Hause. Es war ein frischer, sonniger Tag, der Gesang der Vögel aus den Büschen stimmte ihn auch zum frohen Singen. Dann zogen aber dunkle Wolken am Himmel auf, in der Ferne donnerte es, bald fielen schwere Tropfen und Hagelkörner vom Himmel. Es war ein sehr schweres Gewitter. Der Hirte trieb seine Schafe schnell in den nahen Wald, um sie unter den schützenden Bäumen vor Unheil zu bewahren.

      Das sah der Förster, der ihn von seinem Hause aus beobachtet hatte.

      „Du elender Lump“, schrie der Förster später, „wer hat dir erlaubt, deine Herde in den Wald zu treiben? Zur Strafe sollst du mir so viele Gulden zahlen wie du Schafe hast. Wie viele Schafe hast du zu hüten?“

      „Guter Mann“, rief der Hirte erschrocken, „wenn ich so viele Gulden zahlen soll wie ich Schafe zu hüten habe, werde ich ein armer Mann, denn es sind sechzig Schafe. Habt doch Erbarmen, ich habe acht Kinder und meine Frau ist schwach und krank. Bitte klagt mich nicht beim Forstamt an!“

      „Sechzig Gulden zahlst du!“ erwiderte der Förster, „denn deine Schafe haben im Wald einen beträchtlichen Schaden angerichtet.“ Der Hirte, der am Morgen so fröhlich zur Arbeit gegangen war, kehrte nun ganz traurig am Abend mit seiner Herde zurück ins Dorf.

      Kurze Zeit darauf bekam er vom Forstamt die Aufforderung, nach Urach zu kommen.

      „Ist es wahr“, fragte ihn streng der Oberförster, „dass du sechzig Schafe in den Wald getrieben hast?“

      „Ach Herr, mein ganzer Jahreslohn beträgt nur vierzig Gulden, seid gnädig und verringert meine Strafe!“ - „So zahle vierzig Gulden!“ brummte der Oberförster.

      „Ach, denkt doch daran, dass meine Frau krank ist und ich acht Kinder zu ernähren habe“, bat der Hirte, „verringert doch noch einmal meine Strafe!“

      „Also, dann zahle zwanzig Gulden - eigentlich sollten es ja sechzig sein.“

      „Vielen Dank, Herr Oberförster“, sagte der Hirte mit zitternder Stimme. Doch als er schon die Treppe hinuntergeht, denkt er: Ich wage es noch einmal, denn in meiner Bibel steht, dass Gott dem hilft, der ihn darum bittet. Lieber Gott, lenke doch das Herz des Oberförsters!

      Der Hirte kommt wieder ins Amtszimmer: „Guter Herr Oberförster, es ist doch mein halber Jahreslohn - ich bin so arm, erlasst mir doch die Strafe!“ - „Mach, dass du fortkommst!“ brüllt ihn der Oberförster an. Doch der Hirte wiederholt seine Bitte aufs Neue.

      „Also gut, dann zahle drei Gulden und geh!“ Freudigen Blickes geht der Hirte und dankt Gott.

      Doch als er vor dem Rathaus steht, denkt er, vielleicht schenkt mir der Herr auch noch die drei Gulden. Mit gefalteten Händen kommt er zurück: „Verzeiht, gnädiger Herr, dass ich nochmals komme. Bitte, seid so gut und schenkt mir noch den Rest der Strafe.“ Der Förster war gerührt und überwältigt: „Also in Gottes Namen, geh ohne Strafe davon, denn Jesus hat uns ja allen die Strafe erlassen.“

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      Könnt ihr euch vorstellen, wie fröhlich der Hirte nach Hause lief? Wir können ja alle heute ganz fröhlich sein und Gott danken, denn er hat uns auch alle, alle Sündenstrafen erlassen. Wir brauchen ihn nur einmal von ganzem Herzen darum zu bitten und er hat uns alles vergeben, so gut haben wir es bei dem Guten Hirten.

      Nun wollen wir beten: Lieber Heiland, wir danken dir, dass du uns alle Schuld und Sünde vergeben hast. Wir singen fröhlich: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart.“ Amen.

      5.

       März

      „Wasser ergossen sich aus dem Gewölk, die Wolken donnerten und deine Pfeile fuhren einher. Dein Donner rollte, Blitze erhellten den Erdkreis, die Erde erbebte und wankte.“

      Psalm 77,18.19

      Die Glocken läuteten über Stadt und Land. Sie riefen die Menschen ins Gotteshaus. „Ach, ich fühle mich nicht so wohl“, sagte Carlas Großmutter, „ich kann ja auch daheim mein Vater unser beten.“

      „Es ist aber besser, Großmutter, wenn wir in der Kirche das Wort Gottes hören. Man sollte doch, wenn es nur irgendeine Möglichkeit gibt, am Sonntag in die Kirche gehen. Komm, wir fassen dich am Arm.“ So eilte die ganze Familie Fischer zum Gottesdienst, der Vater, die Mutter, ihre drei Kinder und die Großmutter. Während die Menschen in der Kirche saßen, brach ein heftiges Gewitter aus. Es blitzte und donnerte ununterbrochen. Da rief der Prediger von der Kanzel: „Seht, wie der Herr anklopft, wie ernst und freundlich er zu euch redet! Habt ihr euch auch schon von ihm finden lassen? Könnt ihr getrost vor seinen Richterstuhl treten, wenn ihr heute sterben müsstet, wenn jetzt ein Blitz einschlagen würde?“

      Plötzlich durchzuckte ein greller Feuerschein die volle Kirche, ein furchtbares Krachen erfolgte, die großen Fensterscheiben klirrten, viele Leute begannen laut vor Angst zu schreien. Da begann der Prediger laut zu singen: „Ach, bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.“

      Mit starkem Klang begleitete die Orgel den Gesang der Kirchengemeinde. Als die Besucher der Kirche das Lied zu Ende gesungen hatten, konnte der Prediger weitersprechen: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ - „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten und hilft ihnen aus.“ Als die Besucher aus der Kirche kamen, sahen sie ringsumher eine große Verwüstung, Bäume waren umgestürzt, Fensterläden lagen auf der Erde und in der Ferne brannte lichterloh ein Haus. Es war das Haus der kleinen Carla und ihrer Familie. Die Feuerwehr versuchte noch etwas zu retten, aber das Haus war ein altes Holzhaus und brannte bis auf die Grundmauern nieder.

      Als die Familie zu dem niedergebrannten Haus kam, waren sie sehr erschrocken und traurig, dass sie nun alles verloren hatten, aber sie dankten doch Gott dem Herrn, weil er sie behütet hatte, besonders auch die Großmutter, die ganz erschöpft auf den Steinen sitzt. Die kleine Carla freut sich über ihre Puppe, die sie mit in die Kirche genommen hatte. Auch der Spitz hebt dankbar seine Pfote. Der Vati hat den Dieter auf dem Arm und küsst ihn aus großer Dankbarkeit. Dann beten sie alle: „Ach bleib mit deinem Schütze, bei uns, du starker Held.“

      Ja, wir wollen keinen Gottesdienst versäumen, denn Gott behütet die Menschen, die ihn fürchten.

      Nun wollen wir beten: Herr, deine Güte und Gnade ist bei uns alle Tage. Du bewahrst die Deinen auch im großen Unwetter. Wir danken dir für all‘ deine Hilfe. Amen.

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