Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket. Mara Laue. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mara Laue
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745202748
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murmelte Jerel, als er den Hebel für den Lazaris-Kristall umlegte.

      Am Bug öffnete sich ein Schott und der Kristall wurde ausgefahren. Ein Energieimpuls wurde abgefeuert.

      Der Weltraum vor ihnen riss auf und sie verschwanden in den wirbelnden Farben des Lazaris-Raums.

      Im letzten Moment brach der Raptor die Verfolgung ab. Im Lazaris-Raum hätte er wegen der geringen Panzerung und der hohen Strahlung nur wenige Minuten überlebt.

      *

      ERLEICHTERT ATMETE Jerel aus. Er wandte sich von den Kontrollen ab und begab sich in den Aufenthaltsraum in der Mitte des Schiffes. Narlie betrat den Raum und setzte sich neben ihn auf die runde Bank. Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück.

      „Das wäre geschafft“, murmelte er. Er fühlte, wie das Adrenalin nachließ und die Erschöpfung sich in ihm breit machte.

      Narlie nickte, sah ihn aber nicht an. Sie wirkte abwesend. Inzwischen hatte sie die Augen wieder geöffnet und blickte ins Leere. Etwas schien an ihr zu nagen.

      „Dieser Raptor-Jäger ...“, begann sie, brach aber ab. Jerel sah sie interessiert an, er hatte sie selten so aufgewühlt gesehen.

      „Nicht üblich für hier“, stimmte er zu. Er wollte wissen, worüber sie nachdachte. Sie nickte nur.

      Eine Weile starrte sie wieder vor sich hin. Ihr Verstand schien fieberhaft an etwas zu arbeiten. Ihre Stirn legte sich in Falten.

      „Der Pilot des Jägers“, begann sie erneut, „er ... scheint die gleiche Ausbildung genossen zu haben wie ich. Vielleicht ... war er eine Kaiserliche Wache. Einige Manöver von ihm waren Teil unserer Ausbildung.“

      „Das ist es, was dir so zu schaffen macht? Dass er eine Wache ist?“, begriff Jerel. Sie nickte.

      „Ich hab zwar vermutet, dass ich irgendwann einer regulären Kaiserlichen Wache begegnen würde, aber ... ich möchte ihn nicht bekämpfen, ich bemitleide sie, weißt du? Ich war zufrieden, dass mir keine begegneten.“

      Sie war sichtlich erschüttert.

      „Naja, er hat weniger Skrupel dabei als du. Was ja auch euer größter Unterschied ist, du bist ... dratikanischer. Man bekämpft nicht die eigene Art“, versuchte er sie zu beruhigen.

      Jerel legte eine Hand auf ihre Schulter. Sie entspannte sich kaum merklich. Er sagte nicht menschlich, doch es war nicht als Beleidigung gemeint. Er war äußerlich zwar menschlich, doch die Dratikaner waren viele hundert Jahre ohne Kontakt zur Erde gewesen und hatten sich zu einem harten, zähen Volk entwickelt, das sich mit den Menschen im Allgemeinen so verbunden fühlte wie ein Mensch mit einem Schimpansen. Die Dratikaner waren Menschen, die mit einem Generationenschiff von der Erde gestartet waren, lange bevor es das überlichtschnelle Reisen gegeben hatte. So hatten sie sich weiterentwickelt. So waren sie besser geworden, ihrer Meinung nach. Sie hatten den Ruf, die besten und härtesten Krieger des Universums zu sein.

      Jerel konnte Narlies Verzweiflung nachvollziehen. Sie war wie alle Kaiserlichen Wachen ein Klon. Man hatte die erste Generation der Kaiserlichen Wache immer wieder geklont. Genetisch optimiert, nannten sie es. Jede Generation hatte man geringfügig modifiziert. Mehr Gehorsam. Schnelleres Denken. Gesteigerte Leistungsfähigkeit. Doch war es Narlies Generation gewesen, die als erste ihr Schicksal bedauert hatte, das Leben bedauerte, in das man sie gezwängt hatte.

      Sie waren anders gewesen. Ein Experiment. Sie hatten einen unliebsamen Defekt gehabt.

      Sie hatten Skrupel. Ein Gewissen. Einen eigenen, unabhängigen Verstand. Sie hatten Befehle verweigert.

      Ohne recht zu wissen, was er tat, nahm Jerel sie in den Arm.

      „Schhh, es ist gut“, flüsterte er. Er war seiner Meinung nach nicht gut in so etwas. Dratikaner weinten nicht. Nicht, dass sie es nicht konnten. Manchmal, vor Schmerzen oder vor Freude. Aber vor Verzweiflung weinen, das war ihnen kulturell unbekannt. Dratikanische Frauen weinten nicht einmal bei der Geburt, was ihnen zum Beispiel viele Frauen des Kaiserreichs als Herzlosigkeit auslegten. Dratikanische Frauen sahen dafür aber diese wiederum als schwach und verweichlicht an.

      Jerel konnte Krieg führen und es problemlos mit einer Überzahl Gegner aufnehmen, aber mit dem Trösten seiner ehemaligen Kommandantin, einer Person, die ihm einst Befehle erteilt hatte, fühlte er sich überfordert. Emotionen zu zeigen war bei dem Volk der Dratikaner nur unter engsten Vertrauten erlaubt, und Jerel war nie gut in solchen Sachen gewesen.

      Sie schien erst etwas unschlüssig, erwiderte dann aber die Umarmung. Eine Weile saßen sie schweigend da. Schließlich sagte sie leise: „Danke.“

      Kapitel 5: Die Bombe

      Ort: Zentralwelten der Terranischen Allianz Freier Völker, Megapolis-Planet Chutala, Chutala-City, untere Ebenen

      Zeit: 4699,1 NSüdK

      Genormte Galaktische Zeitrechnung

      ––––––––

      ISAAK FAND SCHLIEßLICH nach einigen Biegungen und Abzweigungen den Fahrstuhlschacht.

      Er war versiegelt. Die Türen hatte man aneinandergeschweißt.

      Isaak seufzte. Soviel dazu. Er steckte den Handcomputer kurz in seine Hosentasche und wollte nachdenken, als eine Stimme ertönte.

      „Wer da?“, fragte ein Mensch, der hinter Isaak auftauchte. Er hatte eine kleine Pistole auf ihn gerichtet.

      Isaak drehte sich ruhig um und lächelte den Neuankömmling an.

      „Gut, dass ich Sie treffe“, erklärte er. „Ich habe mich gnadenlos verlaufen.“

      „Verlaufen, ja?“, knurrte der Mann.

      Isaak war sich sicher, dass er nicht bei denen gewesen war, die ihn gefangen genommen hatten. Die Statur verriet ihm das.

      „Ja, ich bin neu hier“, erklärte Isaak. Er blickte unterwürfig zu Boden. „Und es ist mir verdammt peinlich, aber ich bin irgendwo falsch abgebogen.“

      Der Mann entspannte sich etwas und ließ die Waffe sinken. Nur ein Stück weit.

      Aber das war alles, was Isaak gewollt hatte. In einer fließenden Bewegung zog er eine seiner Pistolen, schlug deren Griff dem Mann gegen den Kopf. Dieser sackte mit einer blutigen Schramme an der Stirn und verdrehten Augen nach hinten. Er hob seine Waffe, die er verkrampft festhielt, richtete sie in Richtung Isaaks. Sein Finger krümmte sich um den Hahn. Isaak zögerte keine Sekunde lang. Er zielte und schoss.

      In der Stille der Korridore hallte der Knall unnatürlich laut wider.

      Mit einem rauchenden Loch in der Stirn und einem fragenden Blick sackte der Wachmann zusammen.

      Isaak verschwendete keine Zeit.

      „Entschuldigung“, sagte Isaak, als er den Toten filzte.

      Er besaß einen kleinen Handcomputer, der auch als Schlüssel für einige Türen fungierte. Zufrieden besah sich Isaak