Ein Mensch in zusammengewürfelter Schutzkleidung saß auf einem Stuhl und besah sich die vor ihm auf dem Tisch liegenden Pistolen Isaaks.
Isaak steckte den Handcomputer weg und schlich hinter ihn. Bevor der Wächter wusste, wie ihm geschah, packte Isaak diesen von hinten und schlug ihm mit der Handkante gegen bestimmte Stellen seines Halses. Die meisten hatten dort stets die dünnste Panzerung. Sein Gegner war ihm sicherlich in der Körperkraft ebenbürtig, doch da der völlig unvorbereitet war, hatte Isaak leichtes Spiel.
Der Wachmann sackte bewusstlos in sich zusammen.
Isaak steckte seine Waffen ein und sah sich um.
Sicher war das hier einmal Teil eines größeren Komplexes von Wohnungen gewesen. Er besah sich eine Tür genauer. Dahinter fand er den erhofften Wandschrank. Wo früher einmal Putzutensilien verstaut waren, hatte man nun Waffen aufgereiht. Die meisten Gewehre hatten elektronische Schlösser, so dass nur ihre Besitzer sie herausnehmen konnten, durch Eingabe eines mehrstelligen Codes.
Isaak sah zu dem Wächter hin und schleifte ihn dann in den Schrank. Es gab keinen Öffnungsmechanismus im Inneren. Somit wäre der erstmal ausgeschaltet, entschied Isaak. Er erschoss ihn nicht nur nicht, weil er es ungerecht gefunden hätte. Es wäre auch dumm. Immerhin konnte jemand den Schuss hören. Denn bei allem, was seine Pistolen waren und konnten, waren sie nicht sehr leise.
Isaak nahm erneut seinen Handcomputer und betrachtete die groben Pläne, die er von den Roten Hachee bekommen hatte.
Er fand schließlich seine Position und den Ort, an den er gelangen musste.
Missmutig machte er sich auf den Weg.
Kapitel 4: Der Deal
Ort: Raumstation Kalagath im Orbit um den Planeten Dalagotha, äußerster Rand des Galaktischen Kaiserreichs
Zeit: 4699,1 NSüdK
Genormte Galaktische Zeitrechnung
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NARLIE LEHNTE SICH zurück. Sie trank einen Schluck des dampfenden Getränkes, das sie sich bestellt hatte. Angewidert verzog sie das Gesicht.
„Wie viel würden wir denn bekommen?“, fragte sie nach einem Moment. Ihr Mund fühlte sich pelzig von innen an. Das war auch nicht normal bei diesem Getränk. Nicht wenn es noch haltbar war.
„Nun“, antwortete Parlius, „wenn man den Wert bedenkt, wären fünfzehntausend Kaiserliche Jarin doch recht angebracht.“ Jarin war die gängige Währungseinheit im Kaiserreich und vielen Grenzwelten. Selbst auf gesetzlosen Welten wurde diese Währung akzeptiert. Nur die Allianz weigerte sich offiziell, nur die Allianzwährung der Alizes waren gültig. Inoffiziell waren Jarin aber auch auf Grenzwelten der Allianz gut zu tauschen.
„Und wo genau sollen wir den Datenblock abliefern?“, fragte nun Jerel.
„Diareon, schon mal von dieser Welt gehört?“, fragte Parlius.
„Nein, nicht wirklich“, antwortete Jerel.
„Das ist nicht verwunderlich, es ist eine abseits der wichtigen Handelsrouten gelegene Welt. Hat auch keine besonderen Ressourcen. Es gibt nur eine große Stadt mit vielleicht etwas mehr als drei Millionen Einwohnern, hat einen einige Systeme weit reichenden Einfluss als Agrarproduzent“, erklärte Parlius. „Dort hat das Kaiserreich keinen spürbaren Einfluss mehr, der Planet liegt jenseits der imperialen Grenze. Je nachdem wen Sie fragen, liegt er aber auch noch innerhalb des Kaiserreichs. Es scheint da unterschiedliche Auffassungen zu geben. Jedenfalls ist die Welt unbedeutend.“
Er reichte Jerel eine kleine Speicherkarte. „Die Koordinaten. Damit Sie Diareon auch finden. Der Planet ist nämlich wirklich sehr unbedeutend.“
„Und das macht den Planeten perfekt für das Verstecken einer kleinen Widerstandsarmee, richtig? Keine Garnisonstruppen. Keine Flottenstützpunkte“, spekulierte Jerel. Er steckte die Speicherkarte ein. „Gut. Wem genau sollen wir diesen Datenblock nun bringen?“
„Es gibt dort ein paar Schiffe. Sie werden sicher angefunkt, wenn Sie in das System kommen. Es kommen selten ungeladene Besucher. Fragen Sie nach Darien Kolas“, begann Parlius. „Erzählen Sie ihm, dass Sie mich getroffen haben und dass ich Ihnen gesagt habe, dass er hat, was Sie suchen. Merken Sie sich das Codewort gut, Darien Kolas.“
„Gut“, willigte Jerel ein. „Wie wird bezahlt?“
„Fünftausend jetzt und der Rest bei Übergabe“, antwortete Parlius.
„Einverstanden“, sagte Jerel. Der Fremde erhob sich und legte einen kleinen Beutel mit den fünftausend Jarin, aufgeladen auf diversen Chipkarten, auf den Tisch.
„Dann viel Glück Ihnen beiden“, verabschiedete er sich und verließ das Lokal.
„Glaubst du ihm?“, fragte Jerel. Er verlor den Unterhändler aus den Augen.
„Ja, er meinte es ehrlich, als er sagte, er würde beschattet, und dass er die Ware nicht selber abliefern könne, war auch keine Lüge, denke ich. Du weißt, dass man mich im Lesen von Körpersprache geschult hat“, erwiderte Narlie. „Ich irre mich selten.“
„Es ist wirklich praktisch, einen Lügendetektor dabei zu haben“, sagte Jerel grinsend, was sie allerdings nicht sehen konnte, da er seine volle Rüstung trug. Die Dämonenfratze seines Helms verbarg dabei sein Gesicht.
„Glaub mir, ich kann mehr in den Leuten lesen als ich manchmal wissen will“, erwiderte sie.
„Wenn du wirklich so gut darin wärst, wie du behauptest, könnte ich es mir dann nicht oft sparen etwas zu sagen? Vielleicht ganze Erklärungen?“, sagte er und sah Narlie an.
„Du hast so eine ‚sympathische‘ Art, dass es mich nicht wundert, dass du im ganzen Kaiserreich gesucht wirst“, erwiderte sie.
„Wir wissen beide, warum ich gesucht bin, und mein Charme ist nicht der Grund.“
„Tut mir leid“, sagte sie plötzlich, als sie begriff, dass sie zu weit gegangen war.
Damals auf der AGGRESSOR, einem Paladin-Klasse-Schlachtschiff, hatte er sie vor der Exekution gerettet. Er hatte als Söldnerkommandant in der Kaiserlichen Marine gedient, sie war als Kaiserliche Wache die Augen, Ohren und der Wille der Kaiserin gewesen. Nun wurde er als Hochverräter im gesamten Kaiserreich gesucht, weil er sie nicht wie befohlen wegen Befehlsverweigerung getötet hatte. Er hatte damals alles verloren. Das Kaiserreich hatte fast sämtliche Konten in seinem Besitz sperren lassen. Sie hatten ihm alles genommen, auf das sie Zugriff bekommen hatten. Nur sein Schiff war ihm geblieben. Er hatte sich nie offen über seine Entscheidung damals beschwert, aber von Zeit zu Zeit sah man ihm an, dass er überlegte, ob es richtig gewesen war. Sie wunderte sich bis heute, wieso er nicht einfach in seine Heimat geflohen war oder sie ausgeliefert hatte.
„Schon okay, es war kein Fehler“, antwortete er und rief die