"Geben Sie auf, Belmont! Es hat keinen Sinn!", rief ich.
Ich erhielt keine Antwort. In geduckter Haltung schlich ich um das Haus herum.
Dann ballerte Belmont drauflos.
Die großkalibrigen Kugeln drangen einfach durch das Holz, und ich hatte großes Glück nicht erwischt zu werden. Eine Art Lotteriespiel, das mir nicht gefiel.
Er ist ein Marine gewesen!, rief ich mir ins Gedächtnis zurück. Er hatte gelernt, wie man tötet - und wie man gegebenenfalls auch mit einer Übermacht fertig wird.
In kurzen Abständen schoss Belmont mehr oder minder aufs Geratewohl durch das Holz.
Dann herrschte einige schreckliche Augenblicke lang wieder Stille.
Ich schlich weiter um das Blockhaus herum.
Milo hatte sich inzwischen von der anderen Seite an das Haus herangearbeitet.
Und dann...
Ein Geräusch!
Ich kannte dieses Geräusch nur zu gut und mir war in dieser Sekunde klar, dass ich blitzschnell handeln musste.
Belmont wechselte sein Magazin.
Ich sprang auf.
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich Milo Tuckers entsetzten Blick, aber mein Freund hatte nicht hören können, was ich gehört hatte.
Ich stürmte zur Tür des Blockhauses, trat sie mit einem wuchtigen Tritt ein und blickte in den Lauf von Belmonts Schnellfeuergewehr. Ein kräftiger Ruck nur und er hätte das Magazin eingeschoben. Seine Sehnen waren gespannt wie ein Bogen. Aber er hielt in der Bewegung inne. Eine Sekunde und er würde mich über den Haufen schießen können. Ein Feuerstoß von mehr als zwanzig Geschossen innerhalb einer Sekunde würde mich durchsieben.
Aber ich brauchte nicht einmal eine halbe Sekunde, um meine Waffe abzudrücken.
Und das wusste er.
Er ließ die Waffe sinken.
Sein Mörderspiel war ausgespielt.
41
Paul Mincuso machte ein ziemlich erstauntes Gesicht, als er von unseren Leuten in Empfang genommen wurde.
Er hatte wohl vorgehabt, möglichst schnell dafür zu sorgen, dass das Camp spurlos verschwand. Und dem Telefon hatte er nicht mehr getraut. In den Verhören, die in den nächsten Tagen durchgeführt wurden, entwirrte sich dann nach und nach alles. Es dauerte nicht lange und die unteren Chargen in Mincusos Killer-Organisation hatten keine Lust, die Schuld allein auf sich zu nehmen. Einer belastete bald den anderen und so kam alles ans Tageslicht. Mincuso war der geistige Kopf der KÄMPFER DES LICHTS gewesen. Er hatte sogar die Opfer zum Teil selbst ausgewählt. Die Durchführung lief weitgehend unter dem Kommando von Chuck Belmont, der von dem Security Man, nach dessen Aussage ein Phantombild von Shokolevs Mördern erstellt worden war, als einer jener Männer wiedererkannt wurde, die Big Vlad ermordet hatten.
Dem Prozess konnten wir in aller Gelassenheit entgegenblicken.
Und das galt auch für Catherine Dobbs. Da sie bereit war, umfassend auszusagen, plädierte der Staatsanwalt dafür, die Strafe, die sie wegen Verdunkelung einer Straftat erwartete, zur Bewährung auszusetzen.
ENDE
Alfred Bekker
ZUM DESSERT: EIN MORD!
Sie hatten sich zu einem gepflegten abendlichen tete-a-tete verabredet.
"Ich kann auch über nacht bleiben", hatte Nadine gesagt.
"Sagt dein Mann nichts dazu?"
"Nein, Robert."
"Aber..."Er runzelte die Stirn.
"Die Wahrheit ist: ich habe ihn schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen."
"Hattet ihr Streit?"
"Ja, ein bißchen. Aber ich hätte nicht gedacht, daß es so schlimm kommt und er einfach davonläuft und nicht wieder auftaucht."
Jetzt saßen sie vor einem vorzüglichen Essen. Robert war ein guter Hobby-Koch und hatte sich gehörig ins Zeug gelegt.
Es war ein alter Jugendtraum von ihm, Koch in einem Restaurant der haute cuisine zu sein. Aber daraus war nichts geworden.
Er hatte Jura studiert und war Anwalt geworden.
Robert hatte Lachs mit Kräuterbutter auf den Tisch gebracht und er sah mit Genugtuung, daß Nadine solche Kostbarkeiten zu würdigen wußte.
Sie hoben die Weingläser und prosteten sich zu.
"Auf meinen charmanten Gast", sagte Robert.
"Auf einen excellenten Koch!" erwiderte Nadine freundlich lächelnd. "Und auf einen faszinierenden Mann!"
"Sagen wir einfach: Auf uns!"
Sie nickte.
"Ja, das ist gut. Damit bin ich auch einverstanden."
Zum Nachtisch gab es köstliche Eistorte. Robert hatte sie selbstverständlich eigenhändig kreiert.
Nadine dachte kurz an ihren Mann und daran, was er wohl sagen würde, wenn er sie hier mit Robert hätte sehen können.
Nadines Mann war temperamentvoll und sehr eifersüchtig. Und vor allem war er nicht bereit, Nadine freizugeben Nadine wiederum war keine sehr starke Persönlichkeit. Sie hatte zwar schon oft Robert gegenüber angekündigt, daß sie sich nun endlich von ihrem Mann trennen wollte, aber wenn es dann ernst wurde, schreckte sie regelmäßig davor zurück.
Das war ein Punkt, den Robert nur schwer schlucken konnte und den er auch nicht verstand.
Er mußte es hinnehmen, schon deshalb, weil ihm wirklich etwas an Nadine lag. Er würde ihr soviel Zeit geben, wie sie brauchte.
"Was weiß dein Mann eigentlich von mir?" fragte Robert.
"Er weiß, daß da etwas ist. Aber er weiß keinen Namen. Er kennt dich also nicht, jedenfalls soweit ich weiß." Sie lachte und zeigte dabei ihre strahlend weißen Zähne. "Und das ist auch gut so, Robert!"
"Ich weiß nicht. Vielleicht würde es einiges klären..."
"Das glaube ich nicht! Ich kann dir sagen, was passieren würde, Robert!"
"Und