Sammelband 6 Krimis für Strand und Ferien - Club der Mörder und andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203356
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      31

      Bevor wir bei Catherine Dobbs aufkreuzten, sprach ich noch über Funk mit der Zentrale. Ich wollte alles über Paul Mincuso wissen. Alles, was vielleicht in den Archiven des FBI schlummerte.

      Catherine Dobbs blickte uns ziemlich abweisend an, als wir vor ihrer Tür erschienen. Sie trug Jeans und einen blauen Sweater. Ihr Haar wurde mit einer Klammer zusammengehalten.

      "Wir brauchen Ihre Aussage", sagte ich ruhig. "Können wir hereinkommen?"

      "Ich werde es wohl nicht verhindern können!"

      Wir traten ein.

      Das Wohnzimmer ihres Bruders sah immer noch so chaotisch wie am Abend zuvor aus. Sie führte uns in ihren Teil der Wohnung.

      "Erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen Kaffee anbiete", sagte sie.

      "Es reicht, wenn Sie unsere Fragen beantworten."

      "Na, schön, dann kommen Sie zur Sache!"

      Sie sah mich herausfordernd an. Kurz ließ ich den Blick über die Einrichtung schweifen. Es war nichts besonderes darunter. Helles Mobiliar aus Kiefernholz. Ein halbes Dutzend Bücher, darunter die Bibel. Und ein Fernseher mit Videorecorder. Aber alles lag an seinem Platz und das hatte mich schon am Abend zuvor stutzig gemacht.

      "Der Kerl, der hier gestern Abend eingedrungen ist, schien genau Bescheid zu wissen." Es war eine Feststellung, keine Frage. Ich studierte dabei genau Catherines Reaktion.

      Sie hob die Augenbrauen und wich meinem Blick aus.

      "Ach, ja?"

      "Der Täter wusste, welche Räume Ihnen gehören und welche Ihrem Bruder!"

      "Das sagen Sie!"

      "Ich glaube, dass es jemand war, den Ihr Bruder sehr gut kannte."

      "Pflegen Sie auch bei Ihren Bekannten einzubrechen, Mr. Trevellian?", erwiderte sie spitz.

      "Nennen Sie mich doch Jesse." Ich machte einen Schritt auf sie zu. "Ihr Bruder ist umgekommen, und wir versuchen die Hintergründe dieser Tat aufzuklären. Das ist alles."

      "Einer Ihrer Leute hat ihn umgelegt. Vermutlich wollen Sie diese Tatsache doch nur irgendwie rechtfertigen..."

      "Das ist Unsinn!"

      Sie atmete tief durch. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass sie unter einem immensen Druck stand.

      Jetzt mischte sich Milo ein. "Kennen Sie einen Mann namens Chuck Belmont?"

      "Nein, nie gehört!"

      "Immerhin hat Billy mit ihm Bowling gespielt."

      "Tut mir leid."

      "Und ein gewisser Reverend Paul Mincuso?"

      "Mir völlig unbekannt."

      "Gilt dasselbe auch für eine Organisation, die sich KÄMPFER DES LICHTES nennt?"

      Sie schluckte und musterte Milo. In ihren Augen flackerte es unruhig. Ihre vollen Lippen öffneten sich ein bisschen.

      Beinahe so, als würde sie noch mit sich ringen. Aber dann kam die alte Litanei.

      "Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen..."

      Milo versuchte es noch ein paarmal. Immer wieder kam er auf dieselben Punkte zu sprechen. Aber Catherine erwies sich als eiserne Jungfrau. Sie sagte keinen Ton.

      Ich machte Milo schließlich ein Zeichen und schüttelte leicht den Kopf.

      "Lassen wir es, Milo", sagte ich. Und dann wandte ich mich an Catherine. "Ich habe keine Ahnung, warum Sie uns nicht helfen wollen. Aber falls Sie es sich anders überlegen: Die Nummer der FBI-Zentrale an der Federeal Plaza steht in dem dicken Klotz da draußen, der sich Telefonbuch nennt. Sie können uns über diese Nummer jederzeit erreichen... Gespräche werden weitergeleitet."

      "Darauf wäre ich nie gekommen, Jesse!"

      Sie betonte meinen Vornamen auf eine Weise, die mir nicht gefiel. Mir entging die leichte Gänsehaut nicht, die ihre Unterarme überzogen hatte. Und das, obwohl die Wohnung eher überheizt war. Ein leichtes Zittern erfasste sie.

      Ich zuckte die Schultern.

      "Nur für den Fall, dass Sie es sich doch noch anders überlegen!"

      32

      Als wir wieder in meinem Sportwagen saßen, führte ich von dort aus ein Gespräch mit der Zentrale. Immerhin hatte man Reverend Mincusos Adresse herausfinden können. Er wohnte in Brooklyn, Myrtle Street, Hausnummer 567.

      Hier in Queens waren wir wenigstens schon mal auf der richtigen Seite des East Rivers.

      Ich sprach mit Agent Max Carter, einem Innendienstler der FBI-Fahndungsabteilung. Und was er mir mitzuteilen hatte, war durchaus interessant.

      "Reverend Mincuso war Mitglied einiger rechtsradikaler Organisationen, bevor er sich als eine Art Wanderprediger selbständig machte", berichtete Carter. "Er äußerte zwar immer sehr radikale Ansichten, war aber selbst wohl nie an irgendwelchen Gewalttaten beteiligt. Über eine Organisation mit der Bezeichnung KÄMPFER DES LICHTS ist uns nichts bekannt..."

      "Scheint wohl auch kein öffentlicher Verein zu sein", meinte ich.

      Carter fuhr fort: "Für einen Reverend ist es allerdings schon recht erstaunlich, dass er mal wegen Verstoßes gegen die Waffengesetze verurteilt wurde. Ist zwar schon zehn Jahre her und seitdem sind die Gesetze liberalisiert worden, aber...

      Für einen Mann Gottes nicht gerade alltäglich, oder?"

      "Das ist allerdings wahr", zischte ich zwischen den Zähnen hindurch. "Und was ist mit Belmont?"

      "Die Fahndung läuft. Und inzwischen sogar mit Erfolg!

      Wir haben nämlich Belmonts Wohnung gefunden. Sie war zweimal untervermietet, deswegen hat es so lange gedauert, ihn ausfindig zu machen. Er wohnte in der Lower East Side..."

      "Wohnte?", echote ich. Das klang nicht sehr gut.

      "Ja, Jesse. Das hast du richtig verstanden. Alles spricht dafür, dass Belmont untergetaucht ist. Medina und Caravaggio sind gerade in seiner Wohnung. Vor ein paar Minuten habe ich mit den beiden gesprochen..."

      "Dann hat es wohl nicht viel Sinn, wen wir da auch noch auftauchen, was?"

      "Nein."

      "Danke, Max."

      Milo, der alles mitangehört hatte, meinte: "Immerhin dürfte Belmont in der Falle sitzen. Er kann das Land nicht verlassen..."

      "Der Käfig, in dem er frei herumläuft ist mir allerdings ein bisschen zu groß!", erwiderte ich.

      Ich ließ den Motor des Sportwagens an und fuhr los. Über den Queens Expressway ging es südwärts, Richtung Brooklyn. Ich war ziemlich ungeduldig. Irgendwie sagte mir mein Instinkt, dass jetzt schnell gehandelt werden musste. Sonst waren die schrägen