Marlowe - das Grauen. W.E. Pansen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: W.E. Pansen
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Nahtlose Ermittlungen Marlowe
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783347079076
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- wahrscheinlich hat das alles gar nichts zu bedeuten, - trotzdem vielen Dank für Ihre Bereitschaft“

      „Wie gesagt, - das haben Sie alles nicht von mir“.

       Büro, Nachdenken über die Anfänge

      Sein Vater war schon ein verrückter Hund gewesen. Sein Sohn hieß nun Sven D. Marlowe. Von seinen Freunden wusste keiner, wofür das „D“ stand.

      Sein Grundschullehrer hatte es gewusst und der hatte schallend gelacht. Vor der ganzen Klasse. Sein Vater hatte die Bücher nicht gekannt, dafür aber die Filme. Er hatte oft über die verschiedenen Darsteller geredet: Dick Powell, Humphrey Bogart, Robert Montgomery, James Garner, Elliott Gould, Robert Mitchum. Die Verfilmung mit James Caan hatte er nicht mehr gesehen. Wer war wohl der beste „Marlowe“ gewesen? Tatsache war, dass der erste Film-Marlowe eine klassische Fehlbesetzung war. Den „Hard-boiled“-Detektiv konnte dem wirklich niemand ernsthaft abnehmen.

      Tatsache war auch, dass die Bücher von Raymond Chandler waren, und nicht von Dashiell Hammett. Scheiß drauf, der Name war jedenfalls Hypothek. Auch wenn er die meiste Zeit seines Lebens etwas anderes gemacht hatte.

      Den Privatdetektiv hatte er im ZAD-Fernkurs absolviert. Die Praxis danach war allerdings eher ernüchternd.

      Die Anmeldung nach § 34a GewO war noch relativ easy gewesen, auch wenn es da eine Verzögerung wegen dem Nachweis der steuerlichen und sozialversicherungstechnischen Unbedenklichkeit und dem polizeilichen Führungszeugnis gegeben hatte, da eine ältere Sache aus unerfindlichen Gründen nicht gelöscht worden war.

      Die ersten Fälle der Detektei „Nahtlose Ermittlungen Marlowe“ waren nun auch nicht grade das Gelbe gewesen.

      Schrebergartendiebstähle, Diebstähle in Mietshäusern, Eifersuchtsgeschichten, dazu vermisste Hunde, - davon reichlich. Einbrüche, bei denen der oder die Täter bekannt waren, denen aber nichts nachzuweisen war, später hatte er dann die etwas skurrile „Gully-Affäre“ aufgeklärt, naja, etc. pp.

      Und die Einnahmen, das Geld? Haha. Der Anfang war hart gewesen. Inzwischen gab es auch Aufträge, die anständige Honorare einbrachten, aber die „Masse“ waren doch eher Bagatell-Geschichten.

      „Das abhandengekommene Ki“ war da noch einer der interessanteren Fälle gewesen, - auch wenn die Bezahlung in „Naturalien“ erfolgte. Die Sache mit diesem geklauten Sprit und der bizarren Nazi-Connection war interessant gewesen, - die Bezahlung erfolgte bis zum heutigen Tage in Raten und Naturalien, seitdem war er immer mit Seagram´s VO versorgt.

      Die „verschwundene Nichte“ mit dieser unsäglichen Tante Muriel führte zu einem der nützlichsten Kontakte. Sergej, der undurchschaubare, freundliche, seltsame, aber lustige Pornoproduzent. Mein Gott, was hatte er in diesem Zusammenhang schon alles erlebt.

      Die, von Sergej vermittelten Aufträge waren immer schwierig, meistens lukrativ und immer von Sergejs eigenen Auffassungen von Recht und Gerechtigkeit geprägt.

      Überhaupt „Gerechtigkeit“. Wenn überhaupt irgendwas relativ war, dann war das ja wohl dieser Begriff. Wer hatte zum Beispiel Recht, wenn eine Beziehung gescheitert war und sich einer der Partner deshalb neu orientierte?

      War es ok, wenn ein Kind, das tagein, tagaus mit ansehen musste, wie es allen anderen Kindern prächtig ging und dessen eigener Vater nicht mal Geld für einen Tretroller hatte, sich auf dem Spielplatz einen fremden Roller „ausborgte“? – Das andere Kind heulte nun, weil der Roller weg war. Gerechtigkeit?

      War es in Ordnung, wenn ausgerechnet der widerlichste Mensch in der ganzen Siedlung im Lotto gewann?

      Gerechtigkeit lag doch wohl eher im Auge des Betrachters.

       Büro, Telefongespräche, Vorbereitungen

      Mehmet war genervt. – „Sven, ich hab dir doch schon oft genug gesagt, dass du Beschattungen mit Holger machen sollst. Ich fahr euch gern mal rum und spring auch mal ein, aber ich habe selbst einige Sachen zu regeln und außerdem einen Job“.

      „Mann, das weiß ich doch, - aber ich habe nun mal drei Typen zu überwachen, wie soll das denn gehen?“

      „Ok, dann übernehme ich halt das Arschloch, - weil, der ist ja viel unterwegs, - das mach ich mit dem Auto, - aber nur bis zwei Uhr nachts, dann muss ich pennen, - habe morgen einen wichtigen Termin“.

      Holger war genervt. – „Sven, ich hab dir doch gesagt, dass ich heut was vorhabe. Antje will sich mit mir treffen!“

      Ach du liebe Güte, - Antje war Holgers Ex, sie hatten sich letztes Jahr im Sommer endlich getrennt, nachdem klar war, dass sie nicht zusammenpassten.

      „Mann, Holger, hör auf mit dem Scheiß, - das wird doch wieder die Voll-Katastrophe!“ –

      „Meinst du? - Ich mein, naja, im Januar, das war schon krass“.

      Im Januar hatten sie sich zum ersten Mal nach langer Zeit in der Fabrik getroffen, - Holger hatte schon ein paar Bier intus und nach einer eher gestammelten Begrüßung wieder mal versucht Antje abzuknutschen. Leider war in dem Moment der neue Macker mit zwei Bier um die Ecke gekommen. Hatte eins Antje in die Hand gedrückt, das andere über Holger ausgegossen und ihm Schläge angedroht. Holger war dann abgehauen und seitdem war Sendepause.

      „Holger, was ist denn nun?“

      „Na gut, ich übernehme den Kressin“.

      „Ok, - aber denk dran: Bei 50.- ist Schluss!“

      „Jaja, alter Geizkragen, du machst die Kohle und ich die Arbeit“

      Mein Gott, - immerhin hatte er jetzt sein „Team“ zusammen. Sam Spade hätte sowas allein hingekriegt, - von Mike Hammer ganz zu schweigen.

       Die große Beschattung

      Den Italiener zu beschatten, gestaltete sich schwierig. Anscheinend hatte der eine größere Tour vor. Vier Kneipen, ein Taxitreff, zwei Restaurants. Überall trank er ein Kleines, - in den Restaurants konnte Marlowe nicht mithören, - wie beknackt hätte das wohl gewirkt, wenn er sich da an den Tresen gestellt hätte „Nein Danke, ich brauche keinen Tisch, will auch nichts essen“, - in den Kneipen hatte der Italiener sich lediglich umgesehen.

      Im Taxitreff hatte er nach „Gustavo“ gefragt, aber keine Antwort erhalten. Jetzt stand er an der dänischen Hotdog-Bude auf dem Kiez und telefonierte. „Hey, Hasi, - wollen wir uns morgen treffen, - geil, ja, - um 19 Uhr? – Super!“ – Er bestellte ein Hotdog und mampfte genüsslich vor sich hin. Sven war inzwischen schwer genervt, - und hungrig.

      Na, toll, - jetzt steuerte der Italiener das Lehmitz an. Sven hatte jetzt die Schiebermütze auf, - die Wendejacke hatte er inzwischen in die Umhängetasche gestopft und mit einer „Metallica“-Weste vertauscht. Er bestellte ein Bier.

      Es kam, wie es kommen musste, - vier Bier, vier „Mexikaner“ und der Italiener fuhr um zwei Uhr morgens mit dem Bus nach Hause. Vierzig Euro für den Arsch, - na super.

       Nächster Morgen, 10 Uhr, Büro

      Dicker Kopf, - eine Dose Würstchen als Gourmet-Frühstück.

      Telefonat mit Holger: „Mann, hab ich einen dicken Kopp, - also der Kressin, der kann ja ganz schön was ab, - erst vier Kneipen, - so etwas bessere mit entsprechenden Preisen, - jeweils ein Bier und ein Cognac, - dann ein Telefongespräch, - ich hinterm Busch, - das war ganz interessant, - er zum Telefonpartner: „Wenn Sie die Tasche wiedersehen wollen, müssen Sie schon mal ein Angebot machen, - sonst wird es eng“. Dann ist er nachhause.

      Telefonat mit Mehmet: „Arschloch ist den ganzen Abend mit einem Mietwagen kreuz und quer durch Hamburg gefahren, hat dabei ständig telefoniert und ist dann in Billstedt über eine Stunde in einem Bordell verschwunden. Da konnte ich ja nun nicht hinterher, - jedenfalls nicht bei deinem Spesensatz. Circa 24: 30 kam er grinsend wieder raus und ist nachhause gefahren.“

      Na super, das war ja ein voller Erfolg. Immerhin sah es danach aus, als würde Kressin die Schmutzarbeit