Marlowe - das Grauen. W.E. Pansen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: W.E. Pansen
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Nahtlose Ermittlungen Marlowe
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783347079076
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      Holger reagierte ungewohnt sprachlos, während Jan-Hein triumphierend einen langen Schluck nahm.

      Einsatz Bernie: „Hab ich euch eigentlich schon von diesem neuen Haus bei mir an der Hauptstraße erzählt? – Also, da sind im Winter so neureiche Asos eingezogen, - Miete 1000 Euro, - muss man sich mal vorstellen, - naja, - ich steh also an der Ampel und kuck rüber und siehe da: Balkon, 2. Stock, - Mann, Mann, Mann, - was für Asos, - auf dem Balkon ein künstlicher Schneemann, der sich im Wind versucht loszureißen, Tannenbaum, Lichterkette mit psychedelischem Flackerlicht, - da fällt einem doch nichts mehr zu ein!“.

      „Aso“, oder auch „Elmo“ waren die Standardbegriffe für bürgerlichdämliche „Bild“-Leser und ähnliche Zeitgenossen.

      Dummdreist, wie sie waren, tauchten sie in allen möglichen und unmöglichen Lebenssituationen auf, nervten allgemein rum oder waren einfach doof wie Brot.

      „Das passt Eins A zu den zwei Hohlbratzen, die ich neulich im Pennertreff (gemeint war der nahegelegene Penny-Markt) beobachtet hab. Er wühlt in dem Plastikmüll, den die da vor Weihnachten als Geschenke für Gören anbieten und haut sich dabei zwei Kümmerling, direkt aus dem Regal rein.

      Sie schnappt sich währenddessen am Obststand so eine Großpackung Weintrauben, reißt die Packung auf und versteckt eine Kiwi zwischen den blauen Weintrauben und macht den Deckel wieder drauf. Dann meint sie „Kuck mal, das is doch was für deine Mudder und wedelt mit einer billigen Mon-Cheri-Kopie“.

      Er hat sich zwischenzeitlich für einen scheußlichen, dafür aber großen roten Plastikbagger entschieden, „Für Wölfi“. Zehn Minuten später treff ich die beiden an der Kasse wieder, - er mit mordsmäßiger Kümmerling-Fahne, - sie packt alles aufs Band. Die Kassiererin, gar nich so doof wie sie aussieht, betrachtet das Pärchen, schiebt alles, bis auf die Trauben über das Scanner-Teil und klingelt gleichzeitig nach Verstärkung.

      Flilial-Otto kommt vorbei, - tuscheltuschel mit der Kassiererin und fragt ihn: „Haben sie da vorhin grad zwei Kümmerling aus dem Karton genommen?“ – Er, - tut harmlos: „Wieso, die Packung war doch schon auf“. Filial-Otto öffnet die Trauben-Packung: „Und wie kommt die Kiwi zwischen die Trauben?“ – Was meint ihr, was sie dann sagt?“ – „Da kommt ihr nicht drauf! Sie sagt: „Das war schon so“.

      Allgemeines Gelächter und Gepruste. Kalle, der sonst eigentlich eher schweigsam war, hatte einen Volltreffer gelandet.

      „Und dann?“, wollte Jan-Hein wissen.

      „Filial-Otto hat die Tür abgeschlossen und dann:

      Tatütata, tatütata, - Auftritt Polizei, - als ob die nix besseres zu tun hätten, - Personalien aufnehmen, - Diebesgut bezahlen, 3 Euro irgendwas - und die ganze Peinlichkeit!“ Man merkte, wie sehr Kalle diesen Gipfel der Blödheit genossen hatte.

      „Und dann vor der Tür, die Bullen inzwischen weg: Großes Ehedrama. Sie: „Du Blödian, hast du zuhaus nich genug zu saufen?“. Er: „Ach ja, wer wollte denn die Avocado klauen?“.

      Allgemeines Gelächter und Gepruste: „Avocado, - Alter, - gibt’s doch gar nicht, ohhauahauhah“.

      Bernie: „Darauf ne Runde Saure!“. Marlowe, der grad vom Klo zurückkam, konnte sich die allgemeine Heiterkeit nicht erklären. Es dauerte allerdings nur etwa 2 Minuten, bis Holger assistiert von Kalle ihm die Geschichte nochmal ganz von vorn erzählt hatte und nun alle gemeinsam vor sich hin feixten.

       Sonntag, Zuhause

      Er wachte auf und öffnete zunächst vorsichtig ein Auge. Das andere schien irgendwie verklebt zu sein und wollte sich nicht so recht öffnen. Er sah seinen Wäschekorb, der sich seltsam verändert hatte. Im Wäschekorb lag so ein terrierartiger langhaariger Schnuffel, mit kurzen Beinen und schlief. Er stellte sein Auge etwas schärfer und stellte fest, dass neben dem Korb seine mittelgroße Salatschüssel, - offenbar mit Wasser gefüllt, stand.

      Er schloss das Auge und begann zu grübeln. Er riss beide Augen auf und überlegte nun offenen Auges. Er aktivierte weitere Teile seines Sensoriums und stellte fest, dass er auf seinem Sofa lag. Er zog die Decke fester um sich und schloss die Augen. Sofa, Decke? Er kuschelte sich in das weiche Kissen. Kissen? Er befand sich in seinem Wohnzimmer, auf seinem Sofa, war in eine Decke gehüllt und hatte ein weiches Kissen im Genick. Und im Wäschekorb lag ein zufrieden schlafender Hund. Ah, gestern waren Manni und Katrin zu Besuch gekommen.

      Sven hatte sie spontan eingeladen, hatte jede Menge Frikadellen gebraten und einen gar nicht mal so üblen Kartoffelsalat improvisiert. Manni hatte am Telefon gesagt, sie würden eventuell noch eine nette Freundin mitbringen.

      Da er wusste, dass die beiden gern Vodka-Bowle tranken oder auch aßen, hatte er eine ziemlich leckere Bowle mit viel frischem Obst und Dosen-Ananas in seinem größten Gefäß angesetzt. Soweit, so gut. Das erklärte zwar zunächst seinen Brummschädel, sonst aber nichts.

      Warum lag er in seiner eigenen Bude mit Decke und Kissen auf dem Sofa und wieso schlief ein ihm unbekannter Hund in seinem Wäschekorb?

      Rekapituliere: Manni und Katrin waren da gewesen, sie hatten zusammen Bowle gehabt, Frikadellen und Kartoffelsalat gegessen. Er erinnerte sich, dass man sich angeregt und gutgelaunt unterhalten hatte. Im Laufe des Abends hatte der Hund mit traurigem Blick zum Tisch hochgesehen. Er hatte daraufhin eine Frikadelle erhalten und Wasser in der mittelgroßen Salatschüssel hingestellt bekommen. Na schön, aber warum lag Marlowe auf dem Sofa? Manni und Katrin hatten keinen Hund.

      Er verschob die Lösung des Problems vorläufig, stand seufzend und etwas wackelig auf und ging aufs Klo. Nachdem er sich erleichtert hatte und nach einigen Handvoll kalten Wassers schlurfte er in die Küche und setzte den Teekessel auf. Er setzte sich an den mit den Resten des Vorabends belegten Küchentisch und betrachtete unschlüssig den Teekessel. Er nickte ein und wachte schlagartig vom Pfeifen des Kessels auf. Becher, Teebeutel, Heißwasser, Zucker.

      Er rührte mit dem Stiel einer herumliegenden Gabel um, nahm einen Schluck und verbrühte sich die Unterlippe.

      Jetzt war er hellwach. Und zornig. Von der Ablage seines Küchenschranks fischte er Zigaretten, Feuerzeug und Ascher. Immer noch zornig, vorsichtig die verbrühte Stelle vermeidend begann er zu rauchen und zu grübeln.

      Der Hund. Er, auf dem Sofa. Ein Verdacht setzte sich in seinem erwachenden Hirn fest. War womöglich noch jemand in der Wohnung und wenn ja, wer? Das Wo war eigentlich klar.

      Es gab nur noch einen weiteren Raum. Er beschloss, sich zunächst um den Tee und die Zigarette zu kümmern.

      Die Axt, die verfluchte Axt! Ihn ergriff Panik. Er riss die Augen auf. Keine Axt. Er musste wohl kurz eingenickt sein und geträumt haben. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn.

      Die Zigarette war aus, aufgeraucht, der Rest des Tees noch lauwarm. Er konnte also nur kurz eingenickt sein.

      Er trank aus und ließ Wasser in die Spüle laufen. Etwas „Frosch“ dazu. Teller in die Spüle, Restfrikadellen, Senf und Restsalat in den Kühlschrank. Es war noch Bowle übrig, - bei gut acht Litern eigentlich kein Wunder, das ergab aber noch zirka vier Henkelgläser. Er kellte ein Glas voll und nahm einen Schluck. Lecker! Er machte sich über den Abwasch her.

      Nachdem alles abgetrocknet und eingeräumt war schenkte er ein weiteres Glas voll, nahm eine ordentlichen Schluck und beschloss sich erstmal unter die Dusche zustellen. Er ging zurück ins Wohnzimmer, warf einen misstrauischen Blick auf den Wäschekorb und zog sich aus. Er begab sich ins Bad und ließ kurz darauf etwa zwanzig Minuten lang Heißwasser auf seinen immer noch angegriffenen Kopf prasseln. Er trocknete sich ab, föhnte die Haare, putzte sich die Zähne und zog seinen wunderbar flauschigen Bademantel an.

      Er ging zurück in die Küche, setzte nun erneut den Kessel auf und stellte die kleine blaue Teekanne mit einem Firstflush-Darjeeling parat. Er rauchte und goss den Tee auf. Mit dem Tee, Becher, Kandis, Löffel, Zigaretten, Feuerzeug und Ascher ging er ins Wohnzimmer und schmiss den Fernseher an. 12: 15 Uhr, ARD-Büffet.

      Der Dauergrinser erzählt was über Gärten. Die, heute wieder besonders