Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis". Dr. Helmut Bode. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dr. Helmut Bode
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783347032132
Скачать книгу
mit Wirkung vom 16.08.1979 einen zweijährigen Auslandsaufenthalt als Dozent in Mosambique [sic!] an.

       2. Während der Zeit des Auslandsaufenthaltes wird Herr Dr. Bode von den sich aus dem Arbeitsvertrag … ergebenden Pflichten an der THM entlastet. … «

      Am 20. Juli 1979 wurde:

       »Zwischen dem Versorgungszentrum Pharmazie und Medizintechnik Magdeburg und der Kollegin Rosemarie Bode … zur Sicherung arbeitsrechtlicher Ansprüche mitreisender Ehepartner bei Delegierung ins Ausland … folgende Vereinbarung getroffen: 1. Kollegin Bode, Rosemarie, begleitet den Ehepartner für die Dauer des Auslandseinsatzes von zwei Jahren. Während dieser Zeit ruht das Arbeitsrechtsverhältnis mit der Kolln. Rosemarie Bode. Arbeitsort und Arbeitsaufgabe werden im Rahmen des jetzigen Einkommens nach der Rückkehr neu vereinbart.« [5.]

      Wichtig ist, dass in allen Verträgen oder Vereinbarungen immer die Rede von zwei Jahren ist und nicht, wie später behauptet, von drei Jahren. Wir hatten mit unserer Tochter vereinbart, dass sie ein Jahr mit nach Moçambique kommt und das zweite Jahr in einem Internat in der DDR verbringen sollte. Dies war erforderlich, da die Schule der Botschaft nur bis zur vierten Klasse unterrichtete. Nur so war es für uns akzeptabel, denn länger als ein Schuljahr hätten wir unsere Tochter nicht in ein Internat gegeben. Da es in einem derartigen Internat nicht nur um die Vermittlung des üblichen Lernstoffes ging, sondern ganz gewiss auch um die Herausbildung von dem Arbeiter- und Bauern-Staat treuergebenen Klassenkämpfern. Zu Hause konnten wir nachmittags, an den Wochenenden und Feiertagen der politischen Indoktrination durch die Schule gegensteuern, um das Schlimmste zu verhüten. Da war ein Jahr Internatsaufenthalt schon fast zu viel! Es gab in Maputo auch eine internationale Schule, aber die zu besuchen war für ein Kind aus der DDR „völlig unakzeptabel“, darüber wurde nicht einmal diskutiert!

      Da sich unsere Reise als außerordentlich abenteuerlich gestalten sollte, nachfolgend eine etwas ausführlichere Darstellung.

      Es begann das Planen, Organisieren Vorbereiten und Packen. Was gab es in Moçambique nicht, d.h., was mussten wir unbedingt mitnehmen. Später stellte sich heraus, dass es noch viel weniger gab, als die gut informierten Stellen uns hatten wissen lassen. Wäsche und Bekleidung für vier Personen, Lebensmittel (Mehl, Obst- und Fleischkonserven), Hygieneartikel, Waschpulver, Arzneimittel usw. wurde in sehr große Koffer verpackt, die aber erst einmal beschafft werden mussten. Die Koffer sollten per Luftfracht nach Maputo gelangen. Andere Gebrauchsartikel wurden in Kisten für den Seetransport verstaut. Nun war die DDR mit Konsumgütern auch nicht gerade gesegnet, sodass es manche Rennerei gab, um bestimmte Dinge zu ergattern. Rosemarie besorgte sich Sauerteig und lernte Brot backen, für das natürlich das entsprechende Mehl mitgenommen werden musste. Schulsachen für die Tochter und Spielsachen für beide Kinder. Zum Impfen mussten wir nach Berlin fahren usw.

      Am 30. August 1979 war es nun soweit, beide Omas und Rosemaries beste Freundin Anna waren zum Abschied erschienen. Das viele Gepäck und wir haben kaum in den B100071 gepasst, dann ging es los. Gegen 11 Uhr waren wir in Berlin-Schönefeld. Die uns betreuende Firma LIMEX verkündete, dass aus Moçambique kein Flugzeug gekommen sei und wir wieder, bis auf Abruf, nach Hause fahren sollten, unsere Luftfracht-Koffer könnten wir ja aufgeben. Beides haben wir gemacht, so dass wir abends wieder in unserer Wohnung waren. Den Möbeln wurde wieder ihre Verkleidung abgenommen usw. Wir haben uns nirgends mehr gemeldet. Unser Aufenthalt auf der Straße glich einem Spießrutenlauf, immer wieder mussten wir erklären, wieso wir noch da sind! Ständig erhielten wir Anrufe oder Telegramme mit möglichen Abflugzeiten, bis es dann, drei Wochen später, am 20. September 1979, wieder einmal so weit war.

      Wir, d.h. Rosemarie, unsere beiden Kinder und ich sowie unser diverses Handgepäck, einschließlich eines Römer-Peggy-Kinderwagens zum Transport unseres Sohnes, wurden zum Flughafen Berlin-Schönefeld gefahren. Meine Familie in einem vorbestellten Zimmer des Flughafenhotels zurücklassend, fuhr ich mit dem Fahrer nach Berlin zur Firma Limex72, hier bekam ich unsere Papiere und 42 US-Dollar Reisegeld! Für meine Frau und mich gab es je einen grünen, unsere Tochter erhielt einen blauen Reisepass. Für unseren Sohn erhielten wir einen Kinderpass mit seinem ersten Passbild.

      In der DDR gab es eine Drei-Reisepass-Hierarchie. Die gewöhnlichen Bürger wurden mit blauen, die Reisekader mit grünen und die im diplomatischen Dienst stehenden Genossinnen und Genossen wurden mit roten Reisepässen ausgestattet.

      Um 23: 30 sollten wir starten, entsprechend rechtzeitig hatten wir uns zum Abflugbereich begeben und saßen nun im Transitraum, aber es verzögerte sich von Mal zu Mal. Um Mitternacht war die Besatzung der Boeing 707 der moçambiquanischen Luftfahrtgesellschaft DETA73 immer noch nicht auf dem Flughafen. Unter der Hand erfuhren wir, dass die Besatzung nicht aufzufinden sei! Es wurde, natürlich nur unter größter Verschwiegenheit, gemunkelt, dass nach längerem Telefonieren mit einschlägigen Nachtbars, die Besatzung endlich aufgespürt worden sei und wir demnächst an Bord gehen könnten, was aber noch dauerte. Es war nun schon das zweite nicht so erbauende Erlebnis mit den Vertretern des Landes, in dem wir die nächsten zwei Jahre verbringen sollten.

      Zwischenzeitlich hatten einige Mitglieder unserer Gruppe schon ihren Vorrat an Reisedollar angegriffen, es war ja auch zu verlockend.

      Endlich wurden wir nun doch noch aufgefordert in einen Bus zu steigen, in dem wir aber wieder warten mussten! Irgendwann setzte sich schließlich der Bus doch noch in Bewegung und brachte uns zur Maschine. Wir durften einsteigen! Leider wurde uns verwehrt den Kindersportwagen (Römer-Peggy) mit an Bord zu nehmen, so wie wir es uns gedacht hatten. Er wurde zum Laderaum gebracht. Unser Sohn hätte schön darin schlafen können.

      Plötzlich ging alles schnell, kaum hatten wir in der Maschine unsere Plätze eingenommen, da wurde das Licht ausgeschaltet und die Maschine rollte mit zweieinhalb Stunden Verspätung zur Startposition. Wir saßen auf der linken Seite, neben mir unsere Tochter und vor uns Rosemarie mit unserem Sohn. Die Maschine war nur wenig besetzt.

      In diesem Moment habe ich mir gedacht, auf was hast du dich da bloß eingelassen, was mutest du deiner Frau und deinen Kindern zu, wie soll das ausgehen? Rosemarie beschreibt in ihrem ersten Brief an ihre Freundin Anna die Situation wie folgt:

      »Am 21. hatten wir im Flughafenhotel ein Zimmer, das war sehr günstig. 2330 sollte die Maschine fliegen, sie stand direkt auch schon da – ein großer weißer Vogel –. 1 Std. vorher mit den Kindern auf dem Flugplatz, aber um 2400 war die Besatzung immer noch nicht aufzufinden!! Der Kleine war am Anschlag und wir auch und von da ab hatte ich regelrecht Angst, daß und ob alles gutgeht. Mit dem Gepäck war alles eine Würgerei, mit dem Kinderwagen ein hin und her. Wir durften ihn nicht mit ins Flugzeug nehmen und wir mußten hin und her packen. Wir wußten nicht wie es mit dem Platz für Lars war, aber dann hatte ich erst einmal 2 Sitze für ihn. Die Betreuung im Flugzeug unmöglich, wir waren kaum drin, da ging das Licht aus und wir rollten los. Na ja, um 200 erhoben wir uns in die Lüfte, das Flugzeug also einwandfrei, leise, bloß Lars ging es glaube ich nicht so gut, aber er schlief dann Gott sei Dank bald ein. Glaubst Du, wie wir dann oben waren, da wurde mir erst einmal bewußt, auf was für ein Abenteuer wir uns eingelassen haben – ich hatte also nur Schiß, muß ich ehrlich sagen. Berlin von oben war sehr schön und dann war Pause. Wir wußten nicht wo lang usw. Ich war so aufgeputscht, daß ich auch nicht schlafen konnte.

       Gegen 400 überflogen wir eine Riesenstadt, es kann nur Paris gewesen sein, es war wunderschön, natürlich keine Information. Als wir doch so eingedruselt waren, um 600, heißt es anschnallen, wir landen in Lissabon. …«

      Wir hatten die Information erhalten, dass die Maschine direkt von Berlin nach Maputo fliegt, dass wäre nach meinem Laienverstand ein Flug in Richtung Südsüdosten, aber nach einigen Kurven stellte sich mein Kompass auf eine südwestliche Richtung ein, sodass ich annahm, hier im Flugzeug funktioniert er nicht richtig. Es war aber ein Irrtum, denn wie wir aus Rosemaries Brief erfahren, landeten wir nach ca. vier Stunden in Lissabon, der Hauptstadt Portugals, sodass mein Kompass doch richtig angezeigt hatte.

      Hier weiter aus Rosemaries Brief:

       »Für eine ¾ Std. sollten wir das Flugzeug verlassen, ich nahm vorsichtshalber die Nuckelflasche und das Windelzeug mit – 3 Std. hat's gedauert. In einem