Der Erste ist der hübsche Papilio memnon, ein prächtiger Schmetterling von einer tiefschwarzen Farbe mit Linien und Gruppen von Schuppen von einer hellen aschblauen Farbe über und über gefleckt. Seine Flügel messen ausgebreitet fünf Zoll, und die Hinterschwingen sind abgerundet mit ausgeschweiften Rändern. Diese Beschreibung gilt von den Männchen; aber die Weibchen sind ganz anders und variieren so sehr davon, dass man früher meinte, sie gehörten überhaupt einer distinkten Art an. Sie können in zwei Gruppen geschieden werden – solche, welche den Männchen in der Form gleichen, und solche, welche gänzlich von ihm in den äußern Flügelumrissen differieren. Die Ersteren variieren sehr in der Farbe; sie sind oft fast weiß mit dunkler gelber und roter Zeichnung, aber derartige Differenzen kommen bei Schmetterlingen oft vor. Die zweite Gruppe ist viel außergewöhnlicher, und man würde nie in ihr dasselbe Insekt vermutet haben, da die Hinterschwingen in große löffelartige Enden verlängert sind, während weder bei den Männchen noch bei der gewöhnlichen Form der Weibchen Rudimente davon vorkommen. Diese geschwänzten Weibchen haben nie die dunklen und blau polierten Färbungen, welche bei dem Männchen vorwiegen und oft bei den ebenso geformten Weibchen gefunden werden, sondern sind unveränderlich mit weißen und ledergelben Streifen und Flecken geziert, welche den größeren Teil der Oberfläche der Hinterflügel einnehmen. Diese Eigentümlichkeit in der Färbung führte mich darauf, dass dieses ausgezeichnete Weibchen (fliegend) einem anderen Schmetterling derselben Gattung, aber von einer anderen Gruppe (Papilio coön), ähnelt, und dass wir hier einen Fall von Nachahmung (mimicry) ähnlich den Fällen haben, welche so schön von Herrn Bates15 illustriert und auseinandergesetzt worden sind. Dass die Ähnlichkeit nicht zufällig ist, wird genügend durch die Tatsache dargetan, dass im Norden von Indien, wo Papilio coön durch eine verwandte Form (Papilio doubledayi) vertreten wird, die rote Flecken statt der gelben hat, das geschwänzte Weibchen einer nahe verwandten Art oder Varietät von Papilio memnon (P. androgeus) auch rotgefleckt ist. Der Zweck und Grund dieser Ähnlichkeit scheint darin zu liegen, dass die angeähnelten Schmetterlinge zu einer Abteilung der Gattung Papilio gehören, welche aus irgendeinem Grund nicht von Vögeln angegriffen wird, und dass die Weibchen von Memnon und ihre Verwandten, da sie dieser in Form und Farbe so sehr gleichen, auch der Verfolgung entgehen. Zwei andere Arten derselben Abteilung (Papilio antiphus und Papilio polyphontes) werden so genau von zwei weiblichen Formen von Papilio theseus (welcher in dieselbe Abteilung mit memnon gehört) kopiert, dass sie den holländischen Entomologen De Haan vollständig irregeleitet haben und er sie demgemäß zu derselben Art stellte!
Verschiedene Weibchen von Papilio memnon (Robinson)
Papilio coön (Robinson)
Aber die seltsamste Tatsache, die mit diesen distinkten Formen zusammenhängt, ist die, dass sie beide Abkömmlinge einer jeden Form sind. Eine einzige Larvenbrut wurde auf Java von einem holländischen Entomologen gezogen und brachte sowohl Männchen als auch geschwänzte und schwanzlose Weibchen hervor, und es ist aller Grund vorhanden zu glauben, dass dieses stets der Fall ist und dass intermediäre Formen nie vorkommen. Um diese Phänomene zu beleuchten, wollen wir einmal annehmen, dass ein in der Ferne weilender Engländer auf einer abgelegenen Insel zwei Frauen habe – eine schwarzhaarige, rothäutige Indianerin und eine wollhäuptige, schwarzhäutige Negerin; und dass, anstatt dass die Kinder Mulatten von braunen oder schwarzen Färbungen wären, welche das Charakteristische ihrer Erzeuger in verschiedenen Abstufungen gemischt besäßen, alle Knaben ebenso hell gefärbt und so blauäugig wie ihr Vater seien, während die Mädchen alle ihren Müttern glichen. So etwas würde man für höchst befremdend halten müssen, und doch ist der Fall bei diesen Schmetterlingen noch außerordentlicher, denn jede Mutter ist imstande, nicht allein männliche Abkömmlinge, die dem Vater, und weibliche, die ihr selbst ähneln, hervorzubringen, sondern auch andere weibliche, die ihrem Nebenweib gleichen und die von ihr selbst ganz verschieden sind!
Die andere Art, auf welche ich die Aufmerksamkeit lenken möchte, ist Kallima paralekta, ein Schmetterling, der zu derselben Gruppe von Familien gehört wie unser Schillerfalter16 und ungefähr von derselben Größe oder größer ist. Seine obere Seite ist reich purpurrot, an verschiedenen Stellen aschgrau gefärbt und quer über die vorderen Flügel geht ein breites tief orangenes Band, sodass er im Flug stets auffällt. Diese Art war in trockenem Gehölz und Dickicht nicht ungewöhnlich, aber ich versuchte oft vergeblich, den Schmetterling zu fangen, denn wenn er eine kurze Strecke geflogen war, schlüpfte er in einen Busch zwischen trockene und tote Blätter, und wie sorgsam ich auch zu der Stelle hinkroch, so konnte ich ihn doch nie entdecken, bis er plötzlich wieder herausflog und dann an einem ähnlichen Ort wieder verschwand. Endlich aber war ich so glücklich, genau den Fleck zu sehen, wo er sich niederließ, und obgleich ich ihn eine Zeit lang aus den Augen verlor, so entdeckte ich ihn schließlich doch dicht vor mir; aber er gleich in seiner Ruhestellung so sehr einem toten, an einem Zweig hängenden Blatt, dass man sich selbst dann täuschen musste, wenn man gerade darauf hinsah. Ich fing verschiedene fliegende Exemplare und war so imstande zu beobachten, wie diese wunderbare Ähnlichkeit hervorgerufen wird.
Das Ende der oberen Flügel geht in eine feine Spitze aus, gerade wie die Blätter vieler tropischen Stauden und Bäume enden, während die unteren Schwingen stumpfer sind und sich in einen kurzen dicken Ausläufer ausziehen. Zwischen diesen zwei Punkten läuft eine dunkle gebogene Linie, welche genau der Mittelrippe eines Blattes gleicht, und von dieser strahlen nach jeder Seite hin einige schräge Striche aus, welche sehr gut die Seitenrippen nachahmen. Diese Striche sind an dem äußeren Teil der Basis der Flügel und an der inneren Seite gegen die Mitte und die Spitze hin deutlicher zu sehen, und sie werden durch Streifen und Zeichnungen hervorgerufen, welche bei verwandten Arten sehr gewöhnlich sind, aber welche sich hier modifiziert und verstärkt haben, sodass sie genauer die Nervatur eines Blattes nachahmen. Die Färbung der unteren Seite variiert viel, aber stets hat sie eine aschbraune oder rötliche Farbe, welche mit der von toten Blättern übereinstimmt. Die Gewohnheit dieser Art ist nun die, stets auf einem Zweig zwischen toten oder trockenen Blättern zu sitzen und in dieser Stellung, mit den Flügeln dicht aneinander, gleichen sie genau einem mäßig großen, leicht gebogenen oder gerunzelten Blatte. Die Enden der Hinterflügel bilden einen vollkommenen Stängel und berühren den Stamm, während das Insekt auf dem mittleren Beinpaar sitzt, das zwischen den umgebenden Zweigen und Fasern nichtbeachtet wird. Der Kopf und die Antennen sind zwischen den Flügeln zurückgezogen, sodass sie ganz verborgen liegen, und gerade an der Basis der Flügel ist ein Ausschnitt, in welchem der Kopf gut zurückgezogen werden kann. Alle diese verschiedenen Einzelheiten kombiniert rufen eine Maskierung hervor, die so vollständig und wunderbar ist, dass sie jeden in Erstaunen setzt, der sie beobachtet; und die Gewohnheiten der Insekten sind der Art, dass sie aus diesen