Als ich Buitenzorg verließ, nahm ich Kulis für mein Gepäck und ein Pferd für mich selbst, und beides wurde alle sechs oder sieben Meilen gewechselt. Die Straße stieg allmählich an, und nach der ersten Station traten die Hügel jederseits etwas zusammen und bildeten ein breites Tal; die Temperatur war so kühl und angenehm und die Gegend so interessant, dass ich es vorzog, zu Fuß zu gehen. Dörfer von Eingeborenen in Fruchtbäumen versteckt und hübsche Villen, von Pflanzern oder in den Ruhestand getretenen holländischen Beamten bewohnt, gaben diesem Distrikt ein sehr gefälliges und zivilisiertes Ansehen; aber was hier am meisten meine Aufmerksamkeit auf sich zog, das war das System der Terrassenkulturen, welches hier allgemein angenommen ist und welches, wie ich glaube, kaum seinesgleichen auf der Erde hat. Die Abdachungen des Haupttals und dessen Verzweigungen sind überall bis zu einer beträchtlichen Höhe zu Terrassen umgewandelt, und wenn diese sich um die zurücktretenden Hügel winden, so bringen sie den vollen Effekt großartiger Amphitheater hervor. Hunderte von Quadratmeilen des Landes sind derartig terrassiert und geben eine schlagende Vorstellung von dem Fleiß des Volkes und von dem Alter seiner Zivilisation.
Diese Terrassen werden Jahr um Jahr ausgedehnt mit dem Wachstum der Bevölkerung, indem die Einwohner eines jeden Dorfes unter der Leitung ihrer Häuptlinge einheitlich zusammenarbeiten; und vielleicht nur durch dieses System der Dorfkulturen konnte eine so ausgedehnte Terrassierung und Bewässerung möglich gemacht werden. Wahrscheinlich wurde es von den Brahminen Indiens eingeführt, denn in den malaiischen Ländern, in welchen sich keine Spuren einer früheren Ansiedlung eines zivilisierten Volkes finden, ist das Terrassensystem unbekannt. Ich sah diese Art von Landbau zuerst auf Bali und Lombok, und da ich es dort etwas im Detail beschreiben werde (siehe das zehnte Kapitel), so brauche ich hier nichts weiter darüber zu sagen, als dass es den schöneren Formen und der größeren Üppigkeit der Gegenden West-Javas entsprechend hier den überraschendsten und malerischsten Effekt hervorbringt. Die niedrigeren Abhänge der Berge auf Java besitzen ein so köstliches Klima und einen so fruchtbaren Boden, der Unterhalt ist dort so billig und Leben und Eigentum sind so gesichert, dass eine beträchtliche Anzahl Europäer, welche im Regierungsdienst gestanden haben, sich dort für immer niederlassen, anstatt nach Europa zurückzukehren. Sie sind überall in den zugänglicheren Teilen der Insel zerstreut und tragen viel zu der allmählichen Veredelung der eingeborenen Bevölkerung und zu dem beständigen Frieden und der Wohlfahrt des ganzen Landes bei.
Zwanzig Meilen jenseits Buitenzorg führt die Poststraße über den Megamendong-Berg in einer Höhe von 4500 Fuß. Die Gegend ist schön bergig, und auf den Hügeln ist viel Urwald stehen geblieben sowie einige der ältesten Kaffeeanpflanzungen auf Java, wo die Pflanzen fast die Dimensionen von Waldbäumen angenommen haben. Ungefähr fünfhundert Fuß unter der höchsten Erhebung des Passes steht die Hütte eines Wegaufsehers, die ich zur Hälfte für vierzehn Tage mietete, da das Land mir für Sammlungen sehr versprechend schien. Ich fand sofort, dass die Produkte West-Javas auffallend von denen des östlichen Teils der Insel differieren und dass alle bemerkenswerteren und charakteristischen javanischen Vögel und Insekten hier vorkommen. Am allerersten Tag brachten mir meine Jäger den eleganten gelben und grünen Trogon (Harpactes reinwardti), den schimmernden kleinen Zwergfliegenfänger (Pericrocotus miniatus), der wie eine Feuerflamme aussieht, wenn er zwischen den Büschen herumfliegt, und den seltenen und merkwürdigen schwarzen und karmesinroten Pirol (Analcipus sanguinolentus), lauter Arten, die nur auf Java gefunden werden und sogar nur auf seinen westlichen Teil begrenzt zu sein scheinen. In einer Woche erhielt ich nicht weniger als vierundzwanzig Vogelarten, welche ich nicht im Osten der Insel gefunden hatte, und in vierzehn Tagen wuchs diese Zahl zu vierzig Arten an, die fast alle der javanischen Fauna eigentümlich sind. Große und schöne Schmetterlinge sind ebenfalls ziemlich häufig. In dunklen Hohlwegen und gelegentlich auch an der Landstraße fing ich den prächtigen Papilio arjuna, dessen Schwingen mit goldgrünen, in Bändern und mondförmig angeordneten Körnern bestreut zu sein scheinen, während man den elegant gestalteten Papilio coön manchmal niedrig über die schattigen Wege flattern sah (siehe die Figur S. 167). Eines Tages brachte mir ein Knabe zwischen seinen Fingern einen vollkommen unversehrten Schmetterling. Er hatte das Insekt gefangen, als es, die Flügel gerade in die Höhe gerichtet, an der Landstraße saß und aus einem Tümpel Flüssigkeit aufsog. Viele der schönsten tropischen Schmetterlinge haben diese Gewohnheit und sind gewöhnlich so emsig bei ihrer Mahlzeit, dass man sich ihnen leicht nähern und sie fangen kann. Es war der seltene und merkwürdige Charaxes kadenii, bemerkenswert wegen zweier wie ein Paar Tasterzirkel gebogener Fortsätze an jeder Hinterschwinge. Es war das einzige Exemplar, das mir je zu Gesicht gekommen, und es ist heute noch der einzige Repräsentant dieser Art in englischen Sammlungen.
Im Osten Javas hatte ich von der intensiven Hitze und Dürre der trockenen Jahreszeit gelitten, welche dem Insektenleben sehr nachteilig gewesen war. Hier war ich in das andere Extrem, in feuchtes, nasses und wolkiges Wetter gekommen, das ebenso ungünstig war. Während des Monats, den ich im Inneren von West-Java zubrachte, hatte ich nie einen wirklich heißen durchaus schönen Tag. Es regnete fast jeden Nachmittag oder es kamen dichte Nebel von den Bergen herab, welche ebenso das Sammeln behinderten und es sehr schwierig machten, meine Exemplare zu trocknen, sodass ich wirklich keine Aussicht hatte, eine brauchbare Suite der javanischen Insekten zu erhalten. Bei Weitem das Interessanteste meines Aufenthaltes auf Java war aber ein Ausflug auf den Gipfel der Pangerango- und Gedeh-Berge; Ersterer ein erloschener Vulkankegel von ungefähr zehntausend Fuß Höhe, der Letztere ein tätiger Krater auf einem niedrigeren Teil desselben Bergzuges. Tchipanas, ungefähr vier Meilen über dem Megamendong-Pass, liegt am Fuß dieses Berges. Es ist hier ein kleines Landhaus für den Gouverneur-General angelegt und eine Zweigstation des botanischen Gartens, dessen Aufseher mir für die Nacht ein Bett einräumte. Es sind dort viele schöne Bäume und Gesträuche angepflanzt und große Mengen europäischer Gemüse für die Küche des Gouverneur-Generals. An der Seite eines kleinen Bergwassers, das den Garten begrenzt, werden Mengen von Orchideen gezogen an Baumstämmen oder von Zweigen herabhängend, sodass sie ein interessantes Orchideenhaus in freier Luft bilden. Da ich zwei oder drei Nächte auf dem Berg zu bleiben beabsichtigte, so engagierte ich zwei Kulis, um mein Gepäck zu tragen, und wir machten uns mit meinen zwei Jägern früh am anderen Morgen auf den Weg. Die erste Meile ging es über offenes Land, das uns an den Wald brachte, der den ganzen Berg etwa fünftausend Fuß hoch bedeckt. Die nächsten zwei Meilen führte der Weg sehr angenehm durch einen großen Urwald, dessen Bäume von großem Umfang waren mit Unterholz aus schönen Kräutern, Farnbäumen und Sträuchern. Ich