Nach vielen Erkundigungen fand ich heraus, dass etwa eine Tagesreise zu Wasser oberhalb Palembang eine Militärstraße anfing, welche sich die Berge hinauf und selbst bis hinüber nach Bankahulu erstreckte, und ich entschloss mich, diese Route zu wählen und so weit zu reisen, bis ich einen mäßigen Sammelgrund fände. So würde ich mich an trockenes Land halten und an eine gute Straße und die Flüsse meiden, welche in dieser Jahreszeit wegen der mächtigen Strömungen sehr lästig hinaufzufahren sind und zugleich dem Sammler sehr wenig bieten wegen der bedeutenden Überschwemmungen nach allen Seiten hin. Wir fuhren früh morgens ab und erreichten das Dorf Lorok, an dem die Straße beginnt, erst spät in der Nacht. Ich blieb dort einige Tage, aber fand, dass fast alles nicht überschwemmte Land in der Nachbarschaft bebaut war und dass der einzige Wald in jetzt nicht zugänglichen Sümpfen stand. Der einzige mir neue Vogel, den ich in Lorok bekam, war der schön langschwänzige Sittich (Palaeornis longicauda). Die Leute versicherten mir, dass das Land auf sehr weite Strecken hin genau so beschaffen sei wie hier – weiter als eine Wochenreise, und sie schienen kaum eine Vorstellung von einem hohen waldbedeckten Land zu besitzen, sodass ich zu glauben anfing, es würde nutzlos sein, weiter vorwärtszugehen, da die zu meiner Verfügung stehende Zeit zu kurz war, um mehr von ihr diesem Hin- und Herlaufen zu opfern. Endlich jedoch fand ich einen Mann, der das Land kannte und intelligenter war; er sagte mir sofort, dass ich, wenn ich Wald suchte, nach dem Distrikt Rembang gehen müsse, welcher, wie mir Nachforschungen ergaben, etwa fünfundzwanzig bis dreißig Meilen entfernt lag.
Die Straße ist in regelmäßige Stationen von zehn bis zwölf Meilen geteilt, und wenn man nicht im Voraus Kulis bestellt, so kann man in einem Tag nur diese Distanz zurücklegen. An jeder Station stehen Häuser zur Bequemlichkeit der Passagiere mit Küche und Ställen und stets sechs oder acht Mann als Wache. Es existiert dort ein geregeltes System, um zu bestimmten Preisen Kulis zu bekommen, indem die Eingeborenen der umliegenden Dörfer nacheinander sich sowohl dem Kulidienst wie dem Stationswächteramt unterziehen müssen, und zwar fünf Tage hintereinander. Diese Einrichtung erleichtert das Reisen sehr und war für mich eine große Bequemlichkeit. Ich machte des Morgens eine angenehme Spazierfahrt von zehn bis zwölf Meilen, und den Rest des Tages konnte ich umherwandern und das Dorf und dessen Umgebung durchsuchen, und stets stand ein Haus für mich ohne weitere Förmlichkeiten in Bereitschaft. In drei Tagen erreichte ich Moeradua, das erste Dorf in Rembang, und da das Land trocken und hügelig mit Wald untermischt war, so beschloss ich, eine kurze Zeit zu bleiben und die Nachbarschaft abzusuchen. Gerade der Station gegenüber war ein schmaler, aber tiefer Fluss und ein guter Badeplatz; und jenseits des Dorfes befand sich ein hübscher Fleck Waldes, durch welchen die Straße führte, überschattet von prächtigen Bäumen, welche mich teilweise dazu verführt hatten zu bleiben, aber nach vierzehntägigem Aufenthalt hatte ich noch keinen guten Platz zum Insektensammeln gefunden und sehr wenige Vögel, die von den bekannten Arten Malakkas verschieden waren. Ich ging daher bis zur nächsten Station, nach Lobo Raman, wo das Wächterhaus ganz allein im Wald steht, fast je eine Meile von drei Dörfern entfernt. Das war für mich sehr angenehm, da ich umherwandern konnte, ohne dass jede meiner Bewegungen von einer Menge Männer, Frauen und Kinder überwacht wurde, und ich hatte auch eine viel größere Abwechslung an Spaziergängen zu jedem der Dörfer und den sie umgebenden Pflanzungen hin.
Die Dörfer der sumatranischen Malaien sind eigentümlich und sehr malerisch. Ein Areal von einigen Morgen ist von einem hohen Zaun eingefasst und auf diesem Raum stehen die Häuser eng aneinander ohne das geringste Bestreben nach Regelmäßigkeit. Große Kokosnussbäume wachsen in Menge zwischen ihnen, und der Boden ist glatt und eben von dem Getrampel vieler Füße. Die Häuser stehen etwa sechs Fuß hoch auf Pfosten; die besten sind ganz von Brettern gebaut, andere von Bambus. Die Ersteren sind stets mehr oder weniger mit Schnitzereien geziert und haben hochgipfelige Dächer und überhängende Traufen. Die Giebelenden und die größeren Pfosten und Balken sind oft mit außerordentlich geschmackvoller Schnitzarbeit bedeckt, und das ist noch mehr in dem weiter westlich gelegenen Distrikte Menangkabo der Fall. Der Fußboden ist aus gespaltenen Bambussen gemacht und etwas windbrüchig; aber es findet sich darauf nichts dergleichen, was wir Hausrat nennen könnten: weder Bänke noch Tische noch Stühle, sondern nur der ebene Boden mit Matten bedeckt, auf welchen die Hausgenossen sitzen oder liegen. Der Anblick des Dorfes selbst ist sehr nett; es wird vor den Haupthäusern oft gefegt; aber es riecht überall schlecht, da unter jedem Haus ein stinkendes Schmutzloch ist, in das man alle unbenutzten Flüssigkeiten und allen Unrat durch den Fußboden von oben her schüttet. In den meisten anderen Dingen sind die Malaien ziemlich reinlich – in einigen sogar skrupulös; und diese eigentümliche und garstige Gewohnheit, die fast allgemein ist, kommt, wie ich nicht bezweifle, daher, dass sie ursprünglich ein seefahrendes und wasserliebendes Volk gewesen sind, welches seine Häuser auf Pfosten im Wasser aufbaute und nur allmählich landeinwärts, zuerst die Flüsse und Bäche hinauf und dann ins trockene Innere gewandert ist. Gewohnheiten, welche einst so entsprechend und so reinlich, und welche so lange von ihnen ausgeübt waren, dass sie einen Teil des häuslichen Lebens der Nation bildeten, wurden naturgemäß beibehalten, als die ersten Ansiedler ihre Häuser im Inland aufbauten; und ohne ein reguläres Netz von Abzugskanälen würde auch bei der nun einmal bestehenden Einrichtung der Dörfer jedes andere System sehr unpassend sein.
In allen diesen sumatranischen Dörfern hatte ich beträchtliche Schwierigkeiten, mir Essen zu verschaffen. Es war nicht die Jahreszeit für Gemüse, und wenn ich nach vieler Mühe etwas Jamswurzeln von einer auffallenden Varietät erhalten hatte, so waren sie gewöhnlich hart und kaum genießbar. Hühner waren sehr spärlich vorhanden; und von Früchten gab es lediglich eine untergeordnete Bananensorte. Die Eingeborenen leben (wenigstens während der nassen Jahreszeit) ausschließlich von Reis, wie die ärmeren Irländer von Kartoffeln. Eine Schüssel mit Reis, sehr trocken gekocht und mit etwas Salz und rotem Pfeffer zweimal per Tag gegessen, bildet während eines großen Teils des Jahres ihre einzige Nahrung. Es ist das kein Zeichen von Armut, sondern nur Gewohnheit; denn ihre Weiber und Kinder sind mit silbernen Armspangen vom Handgelenk bis zum Ellenbogen beladen und tragen Dutzende von silbernen Münzen um den Hals und in den Ohren.
Je weiter ich mich von Palembang entfernte, desto weniger rein fand ich, dass das Malaiische von dem gewöhnlichen Volk gesprochen wurde, bis es mir zuletzt ganz unverständlich war, obgleich die beständige Wiederkehr vieler gut bekannter Wörter mir sicher anzeigte, dass es eine Form des Malaiischen sei, und mich in den Stand setzte, das Wesentlichste der Unterhaltung zu erraten. Dieser Distrikt hatte vor einigen Jahren einen sehr schlechten Ruf, die Reisenden wurden oft beraubt und ermordet. Kämpfe zwischen Dorf und Dorf fanden auch häufig statt, und viele Menschen kamen um infolge von Grenzstreitigkeiten oder infolge von Frauenintrigen. Aber jetzt, seitdem das Land in Distrikte unter »Kontrolleure« geteilt ist, welche nacheinander ein jedes Dorf besuchen, um Klagen zu vernehmen und Streitigkeiten beizulegen, hört man nichts mehr von solchen Dingen. Dieses ist eines der zahlreichen mir zu Gesicht gekommenen Beispiele von den guten Wirkungen des holländischen Regimentes. Die Regierung übt eine strenge Überwachung über ihre entferntesten Besitzungen aus, richtet sich in der Form der Verwaltung nach dem Charakter des Volkes, schafft Missbräuche ab, bestraft Verbrechen und setzt sich überall bei der eingeborenen Bevölkerung in Achtung.
Haus