Grenzen setzen 3.0. Martina Maier-Schmid. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Maier-Schmid
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783954642328
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       Und wenn man unterbrechen muss?

       Unterbrechen durch ein bekanntes Signal

       Ein Stoppsignal

       Einsatz von Hilfsmitteln

       Unterbrechen durch unangenehme Einwirkungen

       Aber wenn …

       Aber bei …hunden geht das doch nicht anders!

       11.Zusammenfassende Abschlussgedanken

       Über die Autorin

       Danksagung

       Quellenangaben und Lesetipps

       Einstiegsgedanken

      Meine erste Hündin zog 1998 bei mir ein. Und seither begleitet mich das Thema „Grenzen setzen“ in der Ausbildung und Erziehung von Hunden. Bücher, andere Hundebesitzer, Nicht-Hundebesitzer, im Hundeverein, im Fernsehen – überall wird darüber diskutiert und berichtet, wie wichtig es sei, dem Hund auch Grenzen zu setzen. Schließlich muss ein Hund auch wissen, was er darf und was nicht geht. Begleitet werden diese Aussagen fast immer von der Sorge, dass Hunde, denen keine Grenzen gesetzt werden, irgendwann tun und lassen, was sie wollen und dem Menschen auf der Nase herumtanzen, vielleicht sogar gefährlich werden.

      In den Gesprächen mit Kundinnen, Tierschutzfreundinnen, Kolleginnen oder auch in Foren begegnen mir häufig Aussagen wie: „Ja, aber der muss doch wissen, was falsch ist“ oder „Der weiß genau, dass er das nicht soll“ oder „Der testet nur seine Grenzen aus“ oder „Jetzt ist aber wirlich mal gut“ oder „Es muss doch erlaubt sein, auch mal eine Grenze zu setzen“ und so weiter. In der Regel sagen Hundehalter das, wenn ihre Hunde etwas tun, was aus Sicht des Menschen unerwünscht ist. Dahinter steckt das Gefühl von Frustration, weil dieses Verhalten immer wieder auftaucht, obwohl sie gefühlt schon viel getan haben, um das Verhalten zu verändern. Die Bandbreite, um welche Verhaltensweisen es geht, ist hoch, zum Beispiel:

      •an Menschen hochspringen

      •in die Wohnung pieseln

      •an der Leine ziehen

      •jagen gehen

      •andere Hunde oder Menschen verbellen, anknurren oder gar schnappen

      •Futter oder Kauartikel verteidigen usw.

      Grenzen 3.0

      3.0 steht in der Welt des Internets und der IT für die (derzeit) neueste Version, die Fort- und Weiterentwicklung des Bestehenden.

      Genau deshalb haben wir diesen Titel für dieses Buch gewählt:

      Es geht nicht um die Frage, ob wir Grenzen im Zusammenleben mit unseren Hunden benötigen.

      Es geht um die Frage, wie wir diese Grenzen setzen und definieren – das geht anders, freundlicher und moderner, als wir sie bis jetzt gewohnt waren!

      Sally wird durch die „Stopphand“ ausgebremst. Es ist ihr deutlich anzusehen, dass ihr deshalb mulmig ist: Ohren zurück, Fang geschlossen und angespannt, Lefzen leicht nach hinten gezogen, abgeduckter Kopf und Schielen nach der Hand.

      Ich beobachte, dass die oben genannten Aussagen häufig mit einer gewissen Bereitschaft verbunden sind, den Hund für dieses unerwünschte Verhalten zu bestrafen. Auch hier gibt es eine große Bandbreite: Hunde hören dauernd „Nein, lass das, hör auf“, es wird auf die Schleppleine getreten, der Hund wird zur Seite geschoben, festgehalten, weitergezogen, geschubst, gepiekst, gezwickt. Hunde werden angezischt oder angeschrien, es wird an der Leine geruckt, Rappeldosen fliegen neben oder auf Hunde, Hunde werden in die Seite gekniffen oder gestoßen und vieles mehr. Im Laufe der Jahre des Zusammenlebens mit meinen Hunden und meinem Wissenszuwachs durch die Ausbildung zur und in der praktischen Tätigkeit als Hundetrainerin habe ich mich immer öfter gefragt

      •ob das aus Menschsicht unerwünschte Verhalten aus der Sicht des Hundes sinnvoll und logisch ist. Sinnvoll, weil es eine Funktion, einen Zweck erfüllt. Logisch, weil es aus dem Zusammenspiel von Emotionen, Lernerfahrungen und neurobiologischen Vorgängen, die nur in Teilen vom Hund steuerbar sind, entsteht.

      •ob es schlicht möglich sein könnte, dass der Hund noch nicht lernen konnte, welches Verhalten für ihn in einer solchen Situation genauso funktional und aus Menschensicht erwünscht bzw. akzeptabel wäre.

      •wie das denn so ist mit den Grenzen im Zusammenleben mit und Erziehen von Hunden.

      In diesem Buch möchte ich genau diesen Fragen nachgehen und meine Überlegungen mit Ihnen teilen.

      »Testen Hunde wirklich ihre Grenzen, wenn sie aus Menschensicht unerwünschtes Verhalten zeigen?

      »Brauchen Hunde Grenzen?

      »Wenn ja, wie viele oder geht es sogar ohne Grenzen?

      »Warum ist es uns Menschen so wichtig, Grenzen zu setzen?

      »Können Grenzen nur über Bestrafung unerwünschten Verhaltens gesetzt werden?

      »Ist es möglich, Grenzen über den Aufbau funktionalen Alternativverhaltens zu setzen? Wie könnte das dann konkret aussehen?

      Können wirksame Grenzen auch anders als durch Neinsagen und Bestrafen gesetzt werden? Dieser Frage möchten wir in diesem Buch nachgehen!

       1. Grenzen – eine Begriffsdefinition

      Der Begriff Grenzen kann sehr unterschiedliche Inhalte transportieren, je nach Kontext, in dem er verwendet wird. Deshalb möchte ich an dieser Stelle kurz beleuchten, in welchen Zusammenhängen das Wort genutzt werden kann.

      Grenzen sind räumliche Trennlinien, zum Beispiel zwischen Ländern oder Landkreisen. Auch Grundstücke haben Grenzen, zur Kennzeichnung werden Gartenzäune oder Grenzsteine eingesetzt. Zimmertüren oder Kindertrenngitter markieren Grenzen zwischen zwei Räumen innerhalb einer Wohnung oder nach draußen zur Straße oder ins Treppenhaus. Wege haben eine Grenze durch Bordsteine oder wechselnde Bodenbeschaffenheit. Diese Grenzen können in der Hundeerziehung eine wichtige Rolle spielen. In einem Haushalt mit Kindern ist es hilfreich und entspannend, wenn ein Hund lernt, das Kinderzimmer nicht zu betreten, damit die Spielsachen des Kindes nicht vom Hund durch die Gegend geschleppt und vielleicht zerkaut werden. Wer beim Verlassen der Wohnung direkt an einer Straße oder einem Fußweg lebt, wird es erstrebenswert finden, dass der Hund erst nach dem Menschen aus der Wohnungstür geht. So kann der Zweibeiner sich zunächst über die Situation auf der Straße einen Überblick verschaffen. Wer einen Hund sein Eigen nennt, der gerne im Unterholz verschwindet, wird es als hilfreich empfinden, wenn der Hund die Weggrenze erkennt und auf dem Weg bleibt. Hunde, die an Bordsteinen von Gehwegen warten können, sind sichere und angenehme Begleiter für ihre Menschen.

      Sollen gegensätzliche Bereiche voneinander unterschieden werden, sprechen wir ebenfalls von Grenzen. Gemeint sind Übergänge zwischen Kindheit und Jugend oder Tag und Nacht. Übergänge zwischen Lebensphasen gibt es bei unseren Hunden auch. Viele Hundehalter, die sich begeistert für einen Welpen entschieden haben, verfluchen den