Wyatt Earp 224 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740966331
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      Drei Stunden stand er neben dem riesigen Mann an der Theke in Ed Howards Durstlöscher-Bar. Als er hinauswankte, war er so voll wie eine Haubitze.

      Wo er von dort hingegangen war, wusste er nicht mehr, als er spät am nächsten Vormittag erwachte und das Sonnenlicht grell durch einen Fensterladenspalt in einen schrägwandigen Raum dringen sah.

      Er lag auf einem alten Messingbett in seinen Kleidern, und die Luft in der Kammer war zum Schneiden dick.

      Er erhob sich, saß auf der Bettkante und starrte vor sich hin. In seinem Schädel war ein Dröhnen und Hämmern wie in einer Kesselschmiede.

      Er richtete sich auf, stand auf weichen Knien da, schwankte zum Fenster und stieß die Laden auf.

      Er blickte in einen engen Hof, in dem ein dünner kahler Baum sein Leben fristete.

      Drüben auf der anderen Seite in der prallen Sonne stand eine Hundehütte, deren Dach nur noch in der Fantasie des Hundes zu bestehen schien. Denn der Hund hatte sich in die Hütte zurückgezogen und suchte dort vergebens Schutz gegen die pralle Sonne. Es war ein kleiner, ängstlich wirkender Pinscher.

      Coster sog die frische Luft ein und hatte das Gefühl, dass der Kopfschmerz sich dadurch noch verstärkte.

      Er wandte sich um, taumelte durch das Zimmer zur Tür, öffnete sie und blickte in einen schmalen Korridor.

      So dicht vor ihm, dass er fast abgestürzt wäre, führte eine Stiege nach unten auf die Tür zum Hof.

      Er musste sich mit beiden Händen am Geländer festhalten, um die Treppe nicht hinunterzustürzen.

      Als er unten angekommen war, öffnete er vorsichtig die Tür und linste in den Hof.

      Drüben in der Stalltür sah er eine Magd stehen, die damit beschäftigt war, mittels Seife, Bürste und heißem Wasser die völlig verdreckte Innenseite der Stalltür zu reinigen.

      Coster öffnete die Tür weiter und blinzelte zu dem Mädchen hinüber.

      Es war ein dralles Girl von vielleicht zwanzig Jahren, das so üppige Formen hatte, dass der Kater, der unseren Mann bis jetzt so bedrängt hatte, plötzlich wie verflogen zu sein schien.

      Coster zog den Hut, den er oben neben seinem Bett am Boden gefunden hatte, tiefer in die Stirn und schlenderte pfeifend über den Hof.

      Das Mädchen blickte kurz von der Arbeit auf und erwiderte seinen Gruß.

      Coster blieb vor der Tür stehen und meinte:

      »Na, schon so früh bei der Arbeit?«

      Das war eine idiotische Frage, denn es war wenige Augenblicke vor elf Uhr.

      Das Mädchen lächelte ihn dümmlich an. Aber er gefiel ihr nur wenig, denn er sah ohnehin nicht sonderlich gut aus, und die durchsumpfte Nacht hatte sein Aussehen noch verschlechtert.

      »Sagen Sie, Miss, wo sind wir hier eigentlich?«

      Die Magd blickte ihn jetzt erstaunt an. »Sie sind aber komisch, Mister!«

      »Komisch? Finde ich gar nicht. Ich glaube, ich muss gestern Abend einen über den Durst genommen haben.«

      »Das scheint mir auch so«, entgegnete sie.

      »Und? Wo bin ich hier also?«

      »Sie sind in Jonny Gilberts Bar.«

      »Was denn? Im Durstlöscher?«

      »Ja.«

      »Aber ich habe doch da drüben – ich meine – ich komme …«

      »Ja, das ist der Anbau der Bar, da haben Sie geschlafen.«

      »Wie komme ich denn dahin …?«

      »Sie sind aber wirklich gut«, feixte das Mädchen. »Sie sind doch mit Mr Parker gekommen.«

      »Parker? Keine Ahnung.«

      »Na, hören Sie, ich denke, Sie sind sein Freund?«

      Jetzt dämmerte es unserem Mann. Plötzlich ging ihm ein Licht auf, und es war kein allzu gutes Licht.

      Er sah auf einmal ein verwüstetes Gesicht vor sich, in dem nur noch ein Auge stand.

      Eine eingeschlagene Sattelnase und einen struppigen Schnauzbart. Es war ein Gesicht, dessen untere Hälfte von wilden, kreuz und quer wuchernden Bartstoppeln bedeckt war und dessen Züge zu scharfen Falten regelrecht zerschnitten wurden.

      Es war das Gesicht John Parkers.

      Jedenfalls hatte der Mann ihm gesagt, dass das sein Name wäre.

      In Wirklichkeit war es niemand anders als der steckbrieflich gesuchte Mörder Master Crack.

      Coster verspürte einen faden Geschmack im Mund, nahm den Hut ab und fuhr sich über seinen schmerzenden Schädel.

      Dann kam der zweite Augenblick, in dem er Gelegenheit hatte, sein Schicksal zu ändern.

      Vorn in dem Tor, das zur Straße führte, tauchte ein älterer Mann auf, der ihn anblickte.

      Coster kannte ihn. Es war der Mann, bei dem er eine Zeit lang gearbeitet hatte. Der Zimmermann Sloter.

      »Da bist du ja, Jim, komm mit. Ich möchte was mit dir besprechen.«

      Coster blickte ihn an wie einen Fremden.

      »Was ist denn? Kommst du oder kommst du nicht?«

      Sekunden verrannen.

      Das Mädchen nahm die Bürste und tauchte sie in den Eimer, um seine Arbeit an der Stalltür wieder geräuschvoll aufzunehmen.

      Coster hatte den Kopf gesenkt und blickte auf seine staubigen Stiefel.

      In diesem Augenblick waren drüben im Anbau auf der Treppe Schritte zu hören.

      Da wurde die Tür aufgestoßen, und die klobige Gestalt Master Cracks tauchte in ihrem Rahmen auf.

      Coster blickte zu ihm hinüber und sah, dass er ihn sofort ins Auge fasste.

      Crack kam auf ihn zu.

      Da warf Coster noch einen scheelen Seitenblick auf das Tor und sah, dass der Zimmermann verschwunden war.

      Das war seine letzte Chance gewesen, dem Banditen Crack und mit ihm dem Teufelskreis zu entrinnen!

      *

      Crack war bis in die Hofmitte gekommen, hatte den Eimer über den Brunnenrand an die Seilhaken gehängt und ließ die Winde rücksichtslos abrollen. Unten klatschte der Eimer auf die Wasseroberfläche.

      Crack hievte ihn wieder hoch und kippte sich das Wasser ganz einfach über den Schädel.

      Dass dabei seine Kleider nass wurden, interessierte ihn offensichtlich nicht.

      Er schlenderte hinüber zu einer der Holzbänke, die drüben vor der Anbauwand standen und ließ sich darauf nieder. Weit streckte er seine langen Beine von sich und stürzte sich mit seinen beharrten Händen auf die Bank auf.

      »Na, Brother, wie steht’s?«, rief er mit seiner whiskyrauen Stimme.

      Coster warf noch einen Blick auf das Mädchen und ging dann zu ihm hinüber.

      »Ich glaube, Mister, ich muss mich bei Ihnen bedanken.«

      »Red keinen Quatsch, Mensch, setz dich hin.«

      Coster nahm neben ihm Platz.

      »Du heißt also Jim?«

      »Ja, Jim Coster.«

      »Richtig, das sagtest du mir gestern. Ich bin Parker, John Parker.«

      Er schnäuzte sich unappetitlich aus, nahm dann plötzlich mit der Linken seinen schweren Revolver und führt ihn in einer langsamen halbkreisförmigen Bewegung vor sich her, hielt plötzlich inne und ahmte den Laut eines Schusses nach.

      Coster hatte diese Bewegung wie gebannt mit den Augen