Cleo & Leo. Rebecca Vonzun-Annen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rebecca Vonzun-Annen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741626
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Name! Ein ägyptischer Hund! Wie wunderbar! Was für eine außergewöhnliche Idee!“, rief er aus und war auf einmal Feuer und Flamme.

      Cleo musste sich mit aller Kraft das Lachen verbeißen. Das war ja einfacher gewesen, als er gedacht hätte. Angestrengt versuchte er, seinen ernsthaften Gesichtsausdruck beizubehalten.

      ***

      Kurze Zeit später saßen die beiden Goldbergmänner höchst konzentriert vor dem Computer und durchforsteten gemeinsam das Internet nach Armants. Sie einigten sich darauf, den Hund gemeinsam zu kaufen, sobald im Garten eine Hütte für ihn bereitstehen würde. Dann bestellte Colin ebenjene Hundehütte. Eine, die man nur noch zusammenbauen musste.

      „Das geht schneller, als zuerst Holz zu kaufen und alles zuzusägen“, erklärte er Cleo. „Außerdem ...“ Cleo wusste genau, was dieses „Außerdem“ zu bedeuten hatte. Colin war ein unheimlich gescheiter Mann und in seinem Kopf hatte er wohl mehr Informationen gespeichert, als man in einer ganzen Bibliothek finden würde. Wenn es jedoch darum ging, einen Nagel einzuschlagen, ganz zu schweigen davon, ein paar Bretter zuzusägen, war er, gelinde gesagt, restlos überfordert.

      „Wenn wir sie jetzt bestellen, kommt sie bereits am Freitag mit der Post“, fuhr Colin fort. „Dann können wir sie, gleich nachdem wir von der Forschungsreise zurück sind, zusammenbauen und den Armant“, Colin nannte das Tier aus Prinzip nur Armant und nicht etwa einfach Hund, „abholen. Na, was meinst du?“ Colin strahlte, als ob er höchstpersönlich die Idee mit dem Hund gehabt hätte.

      Ja, und Cleo hatte gehofft, dass sie vielleicht den Hund schon heute Abend holen konnten. Wenn er die Hütte bereits fertig zusammengebaut hätte, bevor Colin nach Hause kam, stünde seinem Plan nichts im Wege. Zudem wäre er ohne Colins Hilfe wahrscheinlich doppelt so schnell.

      Deshalb war er aufs Postamt gegangen. Wegen seines dämlichen Namens hatte er das Paket jedoch ohne seinen Ausweis nicht gekriegt. Und jetzt war es zu spät. Wenn er nach Hause lief, um den Ausweis zu holen, zurück zum Postamt und dann wieder nach Hause mit dem schweren Paket, wären seine Eltern bestimmt schon bald daheim. Das würde nie im Leben reichen, um vorher noch die Hütte aufzubauen. Und ohne Hütte kein Hund, hatte Colin gesagt ...

      Cleo traten bittere Tränen in die Augen. Er hatte sich so sehr gewünscht, seinen neuen Hund mit zu Onkel Cornelius nehmen zu können. Damit er nicht so schrecklich alleine wäre in der Fremde. Aber daraus würde jetzt nichts werden. Rein gar nichts. Er musste morgen mutterseelenallein ins Flugzeug steigen und erst nach zwei elend langen Wochen würde er seinen Hund bekommen. Das war leider die bittere Wahrheit.

      *

      *

      2

      Cleo wurde vom schrillen Kreischen der Bremsen geweckt. Der Schnellzug hielt mitten auf der Strecke und wurde allmählich vibrierend langsamer. Cleo klammerte sich an seinen Sitz und beugte sich zum Fenster, um nach der Ursache der Notbremsung zu sehen.

      Leider war der Zug zu lang, um etwas erkennen zu können. Während Cleo angestrengt aus dem Fenster spähte, wurden Stimmen laut und eine Frau aus dem Nachbarabteil schrie aufgeregt mit hoher Stimme: „Das ist eine Katastrophe!“

      Cleo musste ihr recht geben, es war tatsächlich äußerst wichtig, dass der Zug pünktlich war, denn er durfte unter keinen Umständen zu spät kommen. Dennoch, als Katastrophe hätte er das Ganze nicht gerade bezeichnet – jedenfalls noch nicht, denn der Zug war ja noch nicht einmal ganz zum Stehen gekommen.

      Noch immer kreischten die Bremsen und die Frau fuhr mit lauter Stimme fort: „Dabei habe ich doch extra nachgeschaut, das verstehe ich nicht ...“

      Cleo drehte sich verwirrt zum anderen Abteil um und im selben Augenblick vernahm er eine genervte Männerstimme, die antwortete: „Es ist immer, immer dasselbe! Grundgütiger, Cecilia ...“

      „Lustig“, dachte Cleo, „die Frau heißt genauso wie meine Mutter.“

      Das Kreischen der Bremsen nahm kein Ende, und gerade als Cleo sich wieder aus dem Fenster lehnte, um vielleicht doch etwas zu erkennen – eine rote Ampel, eine Schafherde auf den Gleisen oder eine Barriere vielleicht –, wurde die Tür seines Abteils mit einem Ruck aufgerissen.

      „Aus den Federn, Cleo“, erklang die gehetzte Stimme seines Vaters und Cleo blinzelte, vom Traum noch ganz durcheinander.

      Statt im Zug befand er sich in seinem Bett und durch die Fensterläden schien das schwache Licht der Dämmerung ins dunkle Zimmer.

      Das Kreischen der Bremsen entpuppte sich als das Geräusch seines Weckers. Sein Vater hastete quer durchs Zimmer zum Fenster und zog die Vorhänge mit einem Ruck zur Seite. Cleo brachte den Wecker mit einem gezielten Schlag zum Verstummen.

      „Deine Mutter hat mal wieder die Flugzeiten verwechselt, also beeil dich, wir müssten längst auf dem Weg sein!“, rief Colin aufgeregt, während er das Zimmer mit schnellen Schritten verließ und einen verzweifelten Seufzer ausstieß.

      Cleo schloss entsetzt die Augen.

      Die Reise nach Ägypten.

      Der Flug in den Norden zu Onkel Cornelius.

      Der Beginn zweier schrecklich langer und unendlich einsamer Frühlingsferienwochen.

      Das war heute.

      Heute!

      Ein eisig kaltes Gefühl durchströmte Cleo von der Stelle, wo er sein Herz schlagen spürte, bis hinunter zu den Zehenspitzen. Liebend gerne wäre er zurück in seinen Traum geschlüpft, um mit dem Zug der grauenvollen Realität zu entfliehen.

      Stattdessen musste er sich beeilen, weil seine Mutter mal wieder die Flugzeiten verwechselt hatte. Wahrscheinlich ging ihr Flug um acht Uhr zehn statt um zehn Uhr acht – oder etwas in der Art. Seine Mutter war eine Meisterin darin, Uhrzeiten zu verwechseln, und es war Cleo ein Rätsel, weshalb sich nicht einfach sein Vater um solche Dinge kümmerte.

      Dann fiel ihm ein, dass dieser wahrscheinlich noch chaotischer war als seine Mutter und Colin womöglich nicht nur die Uhrzeit, sondern auch noch das Datum verwechseln würde. Also müsste sich wahrscheinlich am besten Cleo selbst darum kümmern, wenn alles reibungslos klappen sollte.

      Was ihn auf einen ganz anderen – verlockenden – Gedanken brachte. Wenn es nicht klappte und sie den Flug verpassten, könnte er in den Ferien hierbleiben. Problem gelöst!

      Das eiskalte Gefühl zog sich ein klein wenig zurück und seine Zehenspitzen fühlten sich bereits eine Spur wärmer an als noch eine Minute zuvor.

      Da streckte seine Mutter den Kopf durch den Türspalt und machte schlagartig alles zunichte. „Cleo, du steigst jetzt schnurstracks aus diesem Bett und schnappst dir deine Tasche, das Taxi wartet schon!!!“, kreischte sie und klang dabei ganz ähnlich wie die Zugbremsen vorher.

      Cleo, der sich bereits wieder in seine Decke gekuschelt hatte, fuhr vor Schreck hoch. Am Tonfall seiner Mutter erkannte er, dass es weit schlimmer sein musste als angenommen. Und tatsächlich ertönte in diesem Moment von der Straße her das ungeduldige Hupen eines wohl schon länger wartenden Taxis.

      Cleo blieb nichts anderes übrig, als seiner Mutter zu gehorchen. Er wollte nicht daran schuld sein, dass sie womöglich einen Herzanfall erlitt vor lauter Aufregung.

      In Windeseile schlüpfte er in seine Jeans und stülpte sich den blauen Kapuzenpulli über die zerzausten Haare. Dann ergriff er die bereitstehende Reisetasche. Als er in den Flur trat, drehte er sich um und warf einen letzten verzweifelten Blick in sein Zimmer: das zerwühlte Bett, den schiefen Bücherstapel neben seinem Wecker, das Notebook auf seinem Schreibtisch. Cleos Herz wurde tonnenschwer und der Kloß in seinem Hals drohte, ihn zu ersticken.

      Bevor sich die ersten heißen Tränen in seinen Augen sammeln konnten, machte er auf dem Absatz kehrt und eilte die