Der König springt auf, als er mich sieht, und kommt mir entgegen. Das ist ja auch das Mindeste, was er tun kann. Wie bereits gestern, nimmt er meine Hand und küsst sie. Im Gegensatz zu Gaskama berührt er sie nicht nur flüchtig mit den Lippen.
„Meine Liebe, dein Rosenduft erfüllt den ganzen Speisesaal, so wie dein Glanz alles erstrahlen lässt.“
Ich bleibe stehen und starre ihn an. Gehört das etwa auch zum Damesein? Hilfe!
Jetzt grinst er auch noch. „Ich habe meinen Ministern gesagt, dass man dich mit so was entsetzen kann und musste es doch beweisen. Davon unabhängig gefällt mir dein Duft tatsächlich.“
Ich atme wieder aus und kann ihm nicht einmal vorwerfen, dass er nicht gelächelt hätte, denn er hat ja. Mein eigenes Lächeln war vorübergehend geflüchtet, jetzt hole ich es zurück.
„Sei vorsichtig, mein Lieber, du weißt ja, Rosen haben Dornen.“
Das Lachen der Minister beweist, dass die Antwort gut war. Ich finde sie sogar sehr gut, strahle Askan an und gehe mit ihm an unseren Platz.
Beim Setzen beugt er sich zu mir herüber und flüstert in mein Ohr: „Ich liebe dich für diese Antwort, Wildkatze.“
„Ich liebe dich auch für vieles, aber nicht für den Satz vorhin“, erwidere ich lächelnd.
Er zwinkert mir zu, dann nimmt er sein Messer, schneidet ein ordentliches Stück vom Schwein ab und legt es mir auf den Teller.
Während des Essens beobachte ich die Männer am Tisch. Hinter jedem steht ein Diener, der ihm sofort jeden Wunsch erfüllt. Hinter mir steht Siana, was mich zuerst irritiert, aber irgendwann gewöhne ich mich daran. Als sie mir allerdings den Mund mit einem Tuch abwischen will, wie den Ministern ihre Diener, halte ich sie unauffällig am Handgelenk fest und flüstere ihr zu: „Ich möchte, dass du mich an keiner Stelle säuberst. Niemals, außer ich bitte dich ausdrücklich darum.“
„Jawohl, Herrin“, haucht sie. „Verzeiht mir.“
„Du konntest es ja nicht wissen. Ach ja, ich möchte noch etwas. Entschuldige dich bitte nur noch, wenn du absichtlich etwas sehr Dummes getan hast. In Ordnung?“
„Ja, Herrin ...“
Askan ist der Zwischenfall nicht entgangen und er mustert mich nachdenklich. Vielleicht machen Damen so etwas nicht, aber dann ist mir das egal. Wenn es sein muss, ändere ich die Regeln fürs Damesein. Irgendwann zwischen kurz vor dem Höhepunkt und dem Höhepunkt wird er mir diesen Wunsch ganz sicher nicht abschlagen können.
Ich glaube, es ist vielleicht doch besser, dass ich eine Frau bin und kein Mann. Und mir wird plötzlich klar, dass ich über Männer noch viel mehr Macht habe, wenn ich ihr Ding … ihr Glied sehr liebevoll behandle.
Ich schenke Askan ein Lächeln, das er vermutlich falsch versteht, aber das macht nichts.
Ein Diener, der zu keinem Minister zu gehören scheint, geht herum und füllt Becher aus einem Krug. Der Inhalt ist rot, als ich daran rieche, erkenne ich, dass es Wein ist. Askan beobachtet mich, sagt aber nichts.
Ich nehme einen Schluck. Von Grauhaar weiß ich, wie man Wein kostet. An Askans Gesichtsausdruck merke ich, dass er ziemlich erstaunt ist.
„Der Wein ist gut“, bemerke ich und trinke den Becher leer.
„Ja, das ist er“, murmelt er. „Und du verblüffst mich.“
„Das wird dir bestimmt noch öfter passieren.“
„Ganz sicher sogar“, nickt er.
Von dem, was am Tisch geredet wird, verstehe ich ansonsten nichts. Das muss Politik sein. Ich überlege kurz, ob Damen etwas von Politik verstehen müssen. Aber zur Not kann ich ja auch diese Regel ändern lassen.
Alles ist gut.
Die restlichen Quons, bis Askan in unsere Gemächer kommt, verbringe ich damit, dass ich mir von Siana erklären lassen, wie das mit den Damen geht. Sie erzählt mir ziemlich viel und nicht alles kann ich mir merken. Aber mir wird immer klarer, dass die Regeln so nicht bleiben können.
Ich erhebe mich, als Askan den Raum betritt, bleibe aber ruhig stehen und erkläre Siana, dass ich sie für heute nicht mehr benötige. Mit einem Kopfnicken entfernt sie sich, ohne den König anzusehen.
Erst als die Tür sich schließt, renne ich zu Askan und küsse ihn wild. Lachend erwidert er den Kuss, dann hebt er mich sogar hoch.
„Du hast großen Eindruck auf das Kabinett gemacht“, sagt er nach einer Weile.
„Habe mich ja auch bemüht!“
„Und es ist dir gelungen. Trotz meines Scherzes.“
„Pah! Ich habe mich gewehrt!“
„In der Tat, das hast du, Wildkatze.“
Er geht mit mir zum Bett und lässt sich einfach seitlich fallen. Eine Hand lässt er unter den Rock wandern, bis diese plötzlich erstarrt.
„Du trägst keine Strümpfe, aber eine Unterhose?“, fragt er.
„Ich weigere mich, etwas anzuziehen, was mir in der kalten Numoa sogar bei Schnee reichen würde!“
„So? Du weigerst dich?“
„Ja!“
„Also gut. Und warum dann die Unterhose?“
„Siana hat mir klargemacht, dass es besser ist, falls ich mich zum Beispiel auf eine Schaukel setzen sollte.“
„Ich verstehe. Ein nachvollziehbares Argument.“
„Sogar für mich.“
Er küsst mich wieder, doch diesmal so, dass ich mich in seinen langen Haare festkralle. Es ist nur ein Kuss, dennoch lässt er plötzlich gewaltige Hitzewellen von meinem Unterleib hochsteigen.
Es gelingt uns nicht mehr, uns vollständig zu entkleiden. Er zerrt die Unterhose herunter, ich seine Hose, dann setze ich mich auf ihn. Bis er das erste Mal kommt, hat er es geschafft, das Kleid aufzuschnüren und meine nun nackten Brüste zu halten.
Erst viel später gelangen wir ins Bett, ziemlich erschöpft, aber zufrieden. Als ich einschlafe, liegt mein Kopf auf seiner Brust, als ich aufwache, auf einem Kissen. Und natürlich ist er nicht mehr da.
Ich grabe mein Gesicht in sein Kissen, um seinen Duft zu spüren. Das reicht bereits, um mich nass werden zu lassen. Keine gute Idee. Ich kann ihm ja schlecht zum Sitzungssaal hinterherlaufen.
„Siana!“
„Ja, Herrin?“
Oh! Sie ist schon da und hat vermutlich alles mitbekommen. Ich denke kurz darüber nach, mir von ihr helfen zu lassen, entscheide mich aber dagegen.
„Was tun eigentlich andere, wenn … wenn ... Also, wenn sie die Hitze spüren, aber nicht möchten, dass du … oder sonst jemand … Du weißt schon.“
„Dann benutzen sie ihre eigenen Hände. Das kommt oft vor. Viele Damen möchten nicht, dass wir ihnen helfen. Aber einige schon.“
Ich drehe mich im Liegen um und sehe sie an. „Hast du schon …?“
Sie nickt.
„Na gut. Ich möchte jetzt aufstehen.“
„Soll ich Badewasser einlassen?“
„Nein. Geh zu Gaskama und sag ihm, dass ich spätestens in einer Quon so weit bin und wir aufbrechen können.“
„Sehr wohl, Lady Kyo.“ Als ich sie strafend ansehe, lächelt sie leicht. Sie ist ja gar nicht dumm und hat nachgedacht. Ich erwidere das Lächeln, dann stehe ich auf und gehe, mein Bedürfnis zu erledigen.
Heute ziehe ich ein einfaches, hellbraunes Kleid an, das vorne zugeknöpft wird. Dazu leichte Stiefeln, in denen ich bequem laufen kann. Während wir in die Halle gehen, esse ich ein Stück Brot.
Gaskama