Ich mag Corona nicht!. Karin Waldl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karin Waldl
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741350
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und Leonie ihre geheime Wiese, die sie letzten Sommer entdeckt hatten. Dort hatten sie sich eine kleine Hütte gebaut, die ihnen als Unterschlupf diente. Sie hatten sie Räuberhöhle genannt, weil sie sich dort versteckten, wenn sie reichen und gierigen Menschen ihr Geld stahlen. Natürlich nur, um es den armen Leuten zu geben. Gerechtigkeit musste sein! Und natürlich alles nur gespielt, ein Wunderwerk ihrer Fantasie. Das war eines der Abenteuer, die sie sich hier ausdachten, wenn kein Erwachsener sie störte.

      Das Werk vom Vorjahr aus Ästen war zusammengefallen über den Winter. Nun wollten sie es wiederaufbauen, denn hier wollten sie wieder einen Teil ihrer Freizeit verbringen. Zumindest die paar Stunden, die sie unterwegs sein durften in der näheren Umgebung, bis das Baden im See wieder interessanter war. Ein bisschen logen sie daheim, was die Distanz der Lichtung im Wald zum Zuhause anging. Denn es war weiter in den Wald hinein, als erlaubt war. Aber diese Notlüge tat niemanden weh und ihre Eltern sorgten sich nicht, wenn sie nichts davon wussten. Also, wenn es um Maximilians Mutter ging, Leonies Eltern waren da etwas sorgloser, was solche Dinge betraf.

      Sie machten sich an die Arbeit. Sie schafften Holz herbei und bauten ihren Unterschlupf sorgfältig auf. Das war anstrengender, als sie es in Erinnerung hatten. Die schweren Äste musste alle Maximilian herbeischaffen, dafür hatte Leonie nicht genügend Kraft. Dafür machte sie die Feinarbeit, flocht Äste und Zweige ineinander. Das wirkte sehr stabil, Maximilian war stolz auf seine beste Freundin.

      Schnell verging die Zeit und sie mussten zurück, sonst würde seine Mutter schimpfen und ihm zusätzliche Hausarbeiten aufhalsen. Das musste er auf jeden Fall verhindern. So radelten sie in Windeseile zurück und Maximilian schrie Leonie noch ein: „Bis morgen!“, hinterher als sie abbog.

      Gerade noch rechtzeitig kam er selbst zu Hause an. Seine Mutter umarmte ihn zur Begrüßung. Maximilian tat ihr widerwillig den Gefallen. Auch hier fand er, dass sie ihn wie ein Baby behandelte. Jugendliche brauchten keine mütterlichen Umarmungen. Sie löste sich von ihm und sah ihn misstrauisch an.

      „Wie siehst denn du aus? Hast du den ganzen Wald in deiner Kleidung?“, fragte seine Mama schließlich.

      „Ich gehe duschen und gebe mein Gewand in die Waschmaschine“, gab er ihr fröhlich zur Antwort, um sie nicht wütend zu machen.

      Seine Kleidung stand tatsächlich vor Dreck und es war nicht ratsam, den ins Haus zu tragen, wenn man den mütterlichen Frieden bewahren wollte.

      „Artan und Sebastian waren vor einer halben Stunde da, sie wollten mit dir Fußballspielen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen morgen vorbeischauen“, ergänzte sie noch.

      „Danke, ich freue mich darauf“, sprach er pfeifend, weil es ihm gut ging, solange er mit seinen Freunden spielen konnte.

      *

      *

      Kapitel 2: Was ist in Italien los?

      Maximilian lief freudig aus der Schule, er hatte in Mathematik gerade noch ein Gut erreicht. Das war viel besser als erwartet. Er musste die Arbeit unbedingt am Abend seinen Eltern zeigen. Dafür war seine Mama sicher bereit, am Sonntag Wiener Schnitzel mit Pommes frites zu machen als Belohnung. Das war sein absolutes Lieblingsessen.

      Zu Hause angekommen, verzog er aber die Miene beim Anblick des Essens. Pepe musste lachen, als er den angeekelten Gesichtsausdruck des Jungen sah. Heute gab es leider Spinat mit Erdäpfeln, seine Mutter war streng in der Fastenzeit. Da gab es unter der Woche kein Fleisch und keine Süßigkeiten. Maximilian hasste Fasten. Er mochte zwar Obst und Gemüse, aber nicht nur. Er fand, die Abwechslung machte es aus. Sein Vater aber meinte immer, dann würde man Notzeiten besser überstehen, wenn man Verzicht geübt hätte.

      Maximilian jedoch fragte sich, was schon Großartiges auf sie zukommen konnte. Er hatte noch nie eine wirkliche Krise erlebt und konnte sich auch nicht vorstellen, wie das war. Da gefiel ihm Mamas Argument schon besser, dass mehr Zeit für die Familie und fürs Gebet zu Gott war, wenn man auf etwas anderes verzichtete. Das leuchtete ihm wenigstens ein. Denn Computerspiele und Fernseher waren momentan unter der Woche auch tabu. Und das war nicht weniger hart, durchzuhalten. Wenigstens durfte er sein Smartphone behalten, um mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben. Aber er traf sich sowieso lieber so mit ihnen. Schreiben übers Handy war nicht dasselbe.

      Er blickte kurz auf das Display. Er hatte das Smartphone brandneu zu seinem Geburtstag bekommen. Er sah eine Nachricht von Nonna und Nonno. Da stand: Hast du Zeit zum Telefonieren?

      Er las die Nachricht nun laut vor und Pepe nickte zustimmend. Er meinte, er würde inzwischen die Küche zusammenräumen, was eigentlich Maximilians Aufgabe gewesen wäre. Aber er nahm Pepes Angebot dankend an und verdrückte sich.

      Maximilian setzte sich an den Computer in seinem Kinderzimmer, um seine Großeltern in Italien übers Internet anzurufen. Beide erschienen auf dem Bildschirm. Irgendetwas stimmte nicht, das sah man ihnen an. Beide wirkten gestresst und sahen heute noch älter aus als sonst. Das durfte Maximilian aber nicht laut sagen, denn seine Oma war eitel. Ihre Haare saßen immer perfekt und sie war ordentlich geschminkt. Dagegen wirkte sein Opa immer wie ein absolutes Kontrastprogramm. Von ihm hatte Maximilian die abstehenden Haare geerbt. Die wirkten an seinem Großvater auch immer unordentlich, aber das schien ihn nicht weiter zu kümmern. Nonno richtete sich nur etwas, wenn seine Großmutter etwas sagte. Dann lächelte er stillschweigend und zwinkerte ihr als kleine Entschuldigung zu, die nicht wehtat und seine Liebe zu ihr zeigen sollte.

      „Hallo Maximilian. Wie geht es dir?“, begannen die beiden das Gespräch. Der Junge kam nicht zu einer Antwort, denn der Hund von Nonna und Nonno hüpfte ins Bild und leckte freudig den Bildschirm ab. Durch seine Größe verdeckte er den ganzen Monitor. Maximilian musste lachen, seine Großeltern schimpften mit Aquila und schafften ihn zur Seite.

      Nun konnte der Junge mit ihnen reden: „Ich habe ein Bild von Aquila für euch gemalt, weil ich euch so vermisse. Ich schicke euch dann auch noch ein Foto davon. Dann könnt ihr es ausdrucken und aufhängen, wenn ihr wollt.“

      „Natürlich wollen wir. Danke, du bist ein Schatz. Wir vermissen dich auch.“

      „Das freut mich. Ihr schaut heute so traurig. Ist bei euch alles in Ordnung?“

      „Nein, nicht so wirklich. Also es geht uns beiden gut, aber in Italien ist ein Virus ausgebrochen. Der hat sich zuerst in China verbreitet und nun vermehrt er sich in Italien, sehr viele haben sich angesteckt. Es ist schrecklich, viele Menschen sterben an dieser Erkrankung.“

      Maximilian war entsetzt: „Was heißt das für euch?“

      „Wir schützen uns, indem wir zu Hause bleiben. Wenn die Menschen nicht mehr vor die Tür gehen, außer es muss unbedingt sein, dann sollten die Ansteckungen irgendwann weniger werden. Zumindest ist das die Hoffnung, die wir haben in dieser schlimmen Zeit. Aber wir haben gehört, dass es auch schon bei euch in Österreich ein paar wenige Fälle gibt – so wie in anderen europäischen Ländern – und da wollten wir dich warnen“, sagte Nonna besorgt.

      „Was ist das für ein Virus?“, wollte Maximilian wissen.

      „Er heißt Covid-19 oder auch Coronavirus. Man kann sich aber vor einer Ansteckung schützen, indem man genug Abstand hält zu den Menschen und sich regelmäßig ordentlich mit Seife die Hände wäscht. Außerdem sollte man sich nicht mit den Händen ins Gesicht fahren“, erklärte Nonno.

      „Muss ich jetzt Angst um euch haben?“, fragte Maximilian unsicher.

      „Wir versuchen, uns nicht anzustecken. Aber wir wollen, dass du auf dich aufpasst. Das ist uns ein großes Anliegen, deshalb rufen wir dich an. Wir sollten jetzt alle beten für die Menschen, die krank sind, und für die Familien, die jemanden verlieren. Doch egal, was passiert, wir haben dich sehr lieb“, antworte Nonna.

      „Und das ist das Wichtigste“, fügte Nonno hinzu.

      Die Nächsten, die ihn behandelten, als