Fiona - Gefühle. Zsolt Majsai. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Zsolt Majsai
Издательство: Bookwire
Серия: Die Kristallwelten-Saga
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783956672675
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      „Genau. Worauf also hast du gewartet?“

      „Gift ist nicht das Einzige, was mit dem Essen sein könnte.“

      Sie nickt.

      „Nachdem wir jetzt gemeinsam geraucht und gegessen haben, verrätst du mir, wer du bist? Fiona?“

      „Ich bin Fiona und neugierig, wer David ist und warum du so sauer auf ihn bist.“

      „Oh.“ Sie hält mitten in der Bewegung inne, mit der sie den Löffel zum Mund führen wollte. „Er hat mir etwas gestohlen, was mir sehr wichtig ist. Das will ich zurückhaben.“

      „Und warum willst du ihn töten? Hat er dir vorgegaukelt, in dich verliebt zu sein, um an das Etwas heranzukommen?“

      „Genau.“ Für einen Moment zeigt sie ihre wütende Dämonenfratze, doch dann ist dieser Moment auch schon wieder vorbei. „Er machte mich glauben, er interessiere sich nur für mich, um dann die erstbeste Gelegenheit zu nutzen, sich mit … um mit dem, was ich zurückhaben will, abzuhauen.“

      „Wieso denkst du, du findest ihn hier, in Skyline?“

      „Er hat nicht ordentlich hinter sich aufgeräumt. Ordnung scheint überhaupt nicht seine Stärke zu sein. Ich fand einen Zettel, auf dem Skyline stand. Und ein weiterer Name. Nasnat. Sagt dir das etwas?“

      „Nein. Es klingt aber nicht wie der Name eines … gewöhnlichen Menschen.“

      „Das mag schon sein. Vermutlich ist David ja auch kein gewöhnlicher Mensch, abgesehen von seiner diebischen Natur.“

      „Unter anderen Umständen fände ich eine philosophische Diskussion darüber, wie weit es zur menschlichen Natur gehört, sich einfach zu nehmen, was einem gefällt, ganz interessant. Aber im Moment habe ich andere Prioritäten.“

      „Ich weiß.“ Emily macht eine herrische Handbewegung, woraufhin einer der Gopfs aufspringt, zur Anrichte stürmt und von dort mit einem Kästchen zurückkommt. Er öffnet den Deckel und hält es mir hin. Ich werfe einen Blick hinein und sehe – Kekse.

      Emily lacht schallend, wahrscheinlich ist es mein Gesichtsausdruck, der sie so erheitert. „Ich habe Kekse gebacken, das ist meine große Leidenschaft. Kekse aus meiner Heimat. Probier mal!“ Und als sie mein Zögern bemerkt, fügt sie hinzu: „Auch die sind weder vergiftet noch schlecht. Einfach nur Kekse. Aber wenn du willst, nehme ich zuerst davon.“

      „Geht schon.“ Ich greife in das Kästchen und nehme eine Handvoll. Dann halte ich einen Keks vor den Mund. Er riecht nach Vanille und noch einem anderen Gewürz, das ich nicht einordnen kann. Ich beiße vorsichtig hinein. Der Keks hat genau die richtige Konsistenz, weder zu hart noch zu weich, nicht zu krümelig, aber auch nicht halbroh.

      „Schmeckt gut. Ich versuche seit Jahren, solche Kekse hinzubekommen, aber sie werden entweder steinhart oder klebrig.“

      „Du musst sie auf kleiner Flamme und lange backen.“

      „Hä?“

      „Wahrscheinlich hast du das anders gelernt. Aber das ist das Geheimnis meiner Kekse. – Warum isst du nicht?“ Das gilt Ben, der den Kopf schüttelt, als der Gopf ihm das Kästchen auch unter die Nase hält.

      „Ich habe keinen Appetit“, murmelt er. Armer Kerl. Ich kann mir vorstellen, wie er sich fühlt. Doch darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.

      „Was bist du bloß für ein Waschlappen“, stellt Emily fest. „Nimm dir ein Beispiel an Fiona ...“

      „Na, na, das ist ein schlechter Vergleich. Er ist ein Polizist, normalerweise hat er es mit menschlichen Verbrechern zu tun.“

      „Ach ja? Und du?“ Emily schaut mich forschend an. „Wieso bist du so selbstsicher und ohne Angst? Du kennst Schmerzen, du kennst den Tod, und dein Körper scheint unsterblich zu sein. Ich habe dich gesehen, nachdem die Gopfs mit dir fertig waren. Ganz abgesehen davon, welchen Widerstand du geleistet hast. Was bist du?“

      „Eine Kriegerin. Meine Aufgabe ist, auf das Gleichgewicht zu achten.“

      „Oh“, sagt sie nur. Ich habe das Gefühl, sie weiß genau, was Krieger sind.

      „Ich bin nicht nur wegen Ben hier. Du bist eine Gefahr für das Gleichgewicht und es ist meine Aufgabe, das Gleichgewicht wiederherzustellen.“

      „Du meinst, mich zu töten?“

      „Nein, nicht unbedingt. Krieger arbeiten für den Statthalter und letztlich für Gott. Und Gott ist kein Fan vom Töten, obwohl er damit auch kein großes Problem hat. Vermutlich hat er dieses Geburts-Sterbens-Spiel nur zur Belustigung erfunden, damit es nicht langweilig wird.“

      „Du meinst, Gott beobachtet uns?“

      „Damit es für uns nicht langweilig wird.“

      „Ach so. – Nun, das wird eine echte Herausforderung für dich, schätze ich.“ Sie betrachtet mich mit einem leisen Lächeln. „Ich glaube, ich mag dich, aber ich hetze sofort die Gopfs auf dich, wenn du versuchst, meine Pläne zu vereiteln.“

      „Das glaube ich dir sofort.“ Ich deute auf Ben. „Lass ihn gehen. Er kann dir nicht helfen, er behindert dich nur. Lass ihn gehen. Lebend.“

      „Hm. Ich könnte ihn einfach töten lassen. Die Gopfs haben Hunger.“

      „Es gibt genug zu essen. Sonst hättet ihr ihn schon längst gegessen.“

      „Ja, da hast du recht.“ Emily mustert nachdenklich den sehr bleichen Ben. „Wahrscheinlich hast du recht, dass er uns mehr behindert als nützt. Aber ist es dir wirklich wichtig, dass er unversehrt gehen darf?“

      „Wie meinst du das?“ Mir schwant nichts Gutes. Frauen haben manchmal sehr seltsame Ideen.

      „Wenn du willst, dass ich ihn gehen lasse, musst du dir selbst einen Finger abschneiden und einem der Gopfs zu essen geben“, erwidert Emily.

      „Nein!“, schreit Ben. „Das kommt nicht infrage! Nimm meinen Finger!“

      „Ben! Dein Finger wächst nicht wieder nach!“

      „Aber der Schmerz“, sagt er mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck.

      „Den bin ich gewohnt.“ Ich mustere meine Hände. Für einen Moment kommt die Erinnerung an die Zerstückelung hoch, doch ich schicke sie wieder in den Keller. Im Moment kann ich sie überhaupt nicht gebrauchen. Aber ich sollte mal was dagegen unternehmen, sobald diese Scheiße hier vorbei ist.

      „Du machst es also? Du bist bereit, dieses Opfer für deinen Freund zu bringen?“

      Ich sollte Nein antworten, aber es wird ein gepresstes Ja daraus. Das ist eine neue Qualität, mich selbst zu verstümmeln. Ohne das Wissen, dass der Schmerz nach einigen Minuten nachlässt und der Finger nachwächst, wäre es sicherlich noch einmal schlimmer. Und dass ich am falschen Ort für Gleichgewicht sorgen will. Mir kommen die Bilder in den Sinn, von Menschen, die im Namen der Scharia verstümmelt werden.

      Dämonen gibt es überall, nur ihre Gesichter wechseln.

      Auf einen Wink von Emily bringt mir einer der Gopfs ein Fleischermeister. Wenigstens soll ich meinen Finger nicht mit einem Reisschneider zerschnippeln. Ich prüfe die Schärfe der Klinge und stelle erleichtert fest, dass sie sehr scharf ist.

      „Wir sind keine Sadisten“, erklärt Emily.

      „Ach?“

      „Nein. Es geht nicht darum, dass du leidest, sondern darum, ob deine Worte deine Worte sind.“

      „Ein Dämon mit Prinzipien?“

      „Ich bin kein Dämon!“, sagt sie aufbrausend und zeigt auf die Gopfs. „Das sind Dämonen, ich nicht!“

      „Was bist du dann? Ein Mensch jedenfalls nicht.“

      „Ich bin eine Lilith!“, erwidert sie aufgebracht.

      „Eine Lilith?