Der Verkehrspolizist. Dieter Schäfer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Schäfer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783864766664
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      Friedrich II. (Kurfürst von 1544 bis 1556) wagte es, 1545/1546 die Lehren Luthers in der Kurpfalz einzuführen. Wenig erbaut darüber war der römisch-katholische Kaiser Karl V. Schon bald begann der Monarch dieses Vorhaben zu unterdrücken.

      Im August 1563 wurde diese neue Kirchenordnung verabschiedet. Damit wurde eine eigenständige, spezifisch kurpfälzische Variante des Reformiertentums geschaffen. Durch die Einführung des Calvinismus wurde die Kurpfalz jedoch im Heiligen Römischen Reich politisch weitgehend isoliert. Das prägte auch die Entwicklung des Heidelberger Bürgertums in einer der ältesten Universitätsstädte Europas und ist mithin ursächlich für den heute hohen Akademikeranteil unter den Berufstätigen.

      Bedingt durch die vielen Reformationskonflikte der damaligen Zeit wurde die Pfalz zum Zufluchtsort für Glaubensflüchtlinge aus ganz Europa, unter ihnen viele Flamen und Wallonen aus Frankreich.

      Allerdings muss man sich unter der Größe einer Stadt etwas anderes vorstellen als heutzutage. Heidelberg zählte anno 1588 gerade mal 6.300 Einwohner. So wirkten sich die Zuwanderungswellen stark auf die Struktur der Stadtgesellschaft aus.

      In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert werden immer wieder Versuche der zwangsweisen Rekatholisierung unternommen. Als 1648 der Krieg endete, war das Land verwüstet. Die Kurpfalz war eine der vom Krieg am schwersten betroffenen Regionen und hatte annähernd die Hälfte der Bevölkerung verloren.

      Für die Wiederbesiedlung der verwüsteten Landstriche ließ er überall Siedler anwerben. Seinem Ruf folgten verfolgte Minderheiten aus ganz Europa – Verfolgte, weil sie wissbegierig, reformwillig und dadurch aufgeklärt waren.

      Karl Ludwig regierte absolutistisch mit paternalistischen Zügen. Er kannte jeden und kümmerte sich um alles. Der Kurfürst lebte sein Regierungsamt. Er kontrollierte, wollte alles wissen und fuhr oft barsch dazwischen, sobald er Nachlässigkeit und Müßiggang vermutete. Dafür war er bei der einfachen Bevölkerung sehr beliebt.

       Das Ende der reformierten Blutlinie

      Der Niedergang des Hauses Pfalz-Simmern war jedoch ein Lehrstück dafür, nicht rechtzeitig von der Macht ablassen zu können. Das finden wir auch heute noch in vielfältiger Ausprägung, weshalb ich mich entschlossen habe, darauf etwas umfänglicher einzugehen. Und ich ahnte nicht, dass ich bei meinen Recherchen auf eine Tragödie fast griechischen Ausmaßes stoßen und mich auf einen vermutlich ungeklärten Kriminalfall einlassen würde.

      1664 wurde der junge Gelehrte Paul Hachenberg sein Erzieher und gewann immer mehr sein Vertrauen, was wiederum Argwohn bei seinem Vater hervorrief.

      Karl strebte nach Unabhängigkeit. Der Druck des Vaters und seine Lebensumstände ließen ihn immer düsterer und gar zum Menschenfeind werden.

      Karl ließ zudem die Günstlinge des Vaters in Ungnade fallen. Dazu trug auch Hachenberg bei. Er holte ehemalige Höflinge, die Karl Ludwig wegen Unfähigkeit entlassen hatte, die es aber verstanden, sich bei ihm einzuschmeicheln, wieder in gut entlohnte Positionen zurück. Dieser Affront blieb wohl nicht folgenlos. Denn der viel geschmähte Hachenberg starb schon nach wenigen Wochen seiner Amtsführung sehr plötzlich.

      Es beschreibt genau diese Zeit bei Hofe, als Karl II. Kurfürst war. Joannis hatte die Originalfassung von 1693 historisch redigiert. Sie entstammte der Feder eines Johann Friederich Reiger.

      Dieser war zuletzt kurfürstlicher Hofrat unter Karl Ludwig und hatte sich in dreißigjähriger Tätigkeit bei Hofe hochgedient. Ich nehme an, er hatte sich bei seinem Herrn zu einer Art grauen Eminenz entwickelt, die über alles und jeden etwas wusste.

      Er war der Erste, der dem neuen Kurfürsten opportunistisch eine Liste mit Namen übergab, die künftig bei Hofe verzichtbar waren.

      Der neue Kurfürst hatte aber, welch Wunder, noch eine andere Liste, auf der Reiger an erster Stelle stand. So wurde er von Karl beurlaubt. Erst schrieb er verbittert seine Geschichte in anonymen Briefen nieder. Jahre später erschien dann sein Traktätlein.

      Joannis bezeichnet einige Begebenheiten daraus als aus Affekten geschrieben, dennoch konnte man diese Anwürfe mit Blick auf die private Geschichte bei Hofe nicht übergehen.

       Ein heimtückischer Giftmord?

      Zum Ableben Hachenbergs ist darin zu lesen: Der plötzliche Tod gab zu allerhand Muthmassungen Anlass. Reiger schrieb nieder, dass Hachenberg nach einem gewissen