Fiona - Sterben. Zsolt Majsai. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Zsolt Majsai
Издательство: Bookwire
Серия: Die Kristallwelten-Saga
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783956672736
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jetzt nur eines: Wir müssen verhindern, dass Garoan den Spiegel bekommt.“

      Ich mache eine Vollbremsung. Das liegt in erster Linie an dem Stau, der sich plötzlich vor uns befindet. Aber Sarahs Worte hätten diese Reaktion genauso gut auslösen können.

      „Garoan? Spiegel? Meinst du den Spiegel der Liliths?“

      „Genau. Hey, du bist ja doch nicht völlig unwissend! Woher weißt du von Garoan?“

      „Ich hatte schon das Vergnügen mit ihm.“

      „Und du lebst noch?“, fragt Sarah, in ihrer Stimme klingt echte Verblüffung und auch Bewunderung.

      Die spitze Antwort, die sich daraufhin förmlich auf meine Zunge drängt, werde ich nicht mehr los, denn plötzlich wird unser Auto von zwielichtigen Gestalten umringt. Sie reißen die Türen auf und greifen nach uns.

      Ich schlage mit der Faust ins nächstbeste Gesicht, während ich gleichzeitig den Sicherheitsgurt löse. Den nächsten Kerl befördere ich mit dem linken Fuß wieder zurück, sodass er gegen das Auto neben uns prallt. Dann springe ich raus und habe gleich zwei von denen am Hals. Den ersten schicke ich mit einem Roundhouse-Kick zu Boden, den zweiten mit dem Ellbogen.

      Jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, mir einen Überblick zu verschaffen. Offensichtlich stammen die Kerle alle aus einem Van, der direkt hinter uns steht. Drei von ihnen zerren eine halb bewusstlose Sarah mit sich, was Thomas zu verhindern sucht, daran allerdings von weiteren Männern gehindert wird.

      Irgendwie kommen sie mir bekannt vor. Vor allem ihre ausdruckslosen Gesichter. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das sind Garoans Halbvampire, die wir auch auf der Insel gesehen haben!

      Verfluchte Scheiße!

      Ich setze mich in Bewegung, um Sarah zu helfen, die aus einer Platzwunde auf der Stirn blutet. Allerdings stellen sich mir dabei einige der Halbvampire in den Weg. Bis ich diese überredet habe, mich in Ruhe zu lassen, ist Sarah im Van verschwunden. Thomas kämpft mit drei anderen. Er macht das sogar gut, aber gegen die Übermacht kommt er nicht an. Nach kurzem Nachdenken eile ich ihm zur Hilfe und schaffe ihm die Angreifer vom Hals.

      „Danke“, keucht er. Ein Vampir, der keucht? Noch ein Mysterium. „Wo ist Sarah?“

      „Sie haben sie geschnappt.“

      „Wir müssen sie befreien!“

      Er setzt sich in Bewegung, ich mit. Und der Van auch, nämlich rückwärts. Er rammt dabei seitlich ein Auto und schiebt es zur Seite, dann schleudert er herum und beschleunigt erneut, diesmal vorwärts.

      Ich denke kurz darüber nach, einfach hinterher zu fliegen, aber bei dem Publikum, das ich dabei hätte, ist das eine schlechte Idee.

      Ich packe Thomas am Arm. „Los, ins Auto!“

      Er gehorcht fluchend. Ich lege den Rückwärtsgang rein und gebe Vollgas. Der Wagen schießt zurück, haarscharf an einigen Autos vorbei, bis zur nächsten Kreuzung. Hebel auf D und wieder Gas geben. Der Achtzylinder brüllt förmlich auf und lässt den Wagen nach vorne schießen. Nötig ist es, der Van hat einen Riesenvorsprung.

      „Was wollen die von Sarah?“, erkundige ich mich.

      „Ich weiß nicht einmal, wer die sind.“

      „Leute von Garoan. Genauer gesagt, von Zanda, dem hiesigen Vampirfürsten.“

      „Scheiße. Woher wissen die, dass wir hier sind?“

      Ich werfe ihm einen Blick zu. Sein ausdrucksloses Gesicht steht im krassen Gegensatz zu dem, was er sagt. Noch so ein Kerl, der nicht in der Lage ist, seine Gefühle zu zeigen.

      „Allmählich macht ihr mich neugierig“, bemerke ich. „Was dürft ihr mir nicht erzählen?“

      „Wahrscheinlich gar nichts.“

      Die Antwort befriedigt mich nicht wirklich, aber ich muss mich auf die Verfolgungsjagd konzentrieren. Statt nach Norden, fahren wir jetzt nach Westen, Richtung Pazifik. Wo zum Teufel wollen die eigentlich hin? Die Straße führt fast direkt durch Harbor City zum Hafen. Dort können die sich natürlich gut verstecken oder auf ein Schiff.

      Ich gebe Gas und wir holen den Van fast ein, als er plötzlich einen Schlenker macht und uns fast rammt. Anscheinend hat der Fahrer was dagegen, dass wir ihn überholen.

      Ich lasse den Wagen zurückfallen und beschränke uns darauf, dem Van nur zu folgen. Der Verkehr ist viel zu dicht, um irgendwelche Mel Gibson-Nummern abzuziehen.

      Plötzlich fährt der Van nach rechts in eine Ausfahrt. Beim Versuch, ihm zu folgen, rasen wir auf die Betonwand am Straßenrand zu. Ich trete auf die Bremse und reiße das Steuer herum. Die Elektronik hat jetzt alle Kabel voll damit zu tun, einen Unfall zu verhindern. Schließlich kommt der Wagen dicht neben der Absperrung zum Stehen, gegen die Fahrtrichtung. Ich gebe wieder Gas, lasse den Wagen nach links driften und beschleunige wieder.

      Durch das Manöver hat der Van ordentlich Vorsprung gewonnen und rast gerade auf den Containerhafen zu. Wenn die es bis dahin schaffen, haben wir ein Problem. Da finden wir sie niemals wieder.

      Ich trete das Gaspedal durch, die über 400 PS treiben den schweren Wagen gnadenlos vorwärts. Doch es sind zu viele Autos unterwegs, ich muss wieder abbremsen und dann ist es auch schon geschehen.

      „Verfluchte Scheiße!“ Ich schlage gegen das Lenkrad. „Zwischen den Containern können sie sich wunderbar verstecken!“

      „Oder auch in einem der Container.“

      „Optimist!“

      Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er ansatzweise grinst. Aber vielleicht ist das auch nur eine optische Täuschung. Hauptsächlich bin ich damit beschäftigt, den BMW zwischen den Containern zu manövrieren. Natürlich ist der Van nicht zu sehen.

      Plötzlich höre ich Sarah. Ich werfe einen Blick auf Thomas und mir wird klar, dass ich die Gedanken von Sarah aufgefangen habe, denn sie redet mit ihrem Bruder.

      „Wir stehen irgendwo. Ich bin geknebelt und gefesselt. Wir sind ziemlich weit geradeaus gefahren und dann einmal abgebogen.“

      „Ich werde sie finden“, sagt Thomas, an mich gewandt.

      „Ja, ich habe es auch gehört.“

      Während er mich ungläubig anstarrt, fahre ich rückwärts bis zur Einfahrt. Wenn sie ganz weit geradeaus gefahren sind, dann gibt es nur eine Möglichkeit. Geschickt war das von ihnen nicht, andererseits hatten sie es eilig und konnten nicht damit rechnen, dass Sarah uns telepathisch erreicht.

      „Fiona kann dich auch hören“, denkt Thomas an Sarah.

      „Jetzt auch?“

      „Ja“, antworte ich direkt, während ich mich darauf konzentriere, nicht zu weit zu fahren.

      „Da!“, ruft Thomas plötzlich. Ich habe es auch gesehen, links in einer Gasse steht der Van. Mir ist nicht ganz klar, worauf sie eigentlich warten. Außer der Fahrer kennt sich nicht aus und sie überlegen, wie sie weiter fahren wollen.

      Ich halte den Wagen an und wir gehen zu Fuß zurück. Waffen wären jetzt nicht schlecht. Die Feuerkugeln, die ich bei Nasnat zuerst gesehen hatte, will ich nicht einsetzen, um Sarah nicht zu gefährden. Bleibt physische Gewalt.

      „Wir müssen es riskieren, dass sie uns im Spiegel sehen“, sage ich, als wir an der Ecke sind. „Vielleicht haben wir ja Glück und wir kommen nahe genug heran.“

      „Warum fahren wir nicht mit dem Auto?“

      „Und dann? Springen wir beide aus einem fahrenden Auto?“

      „Dann wäre es vielleicht besser, über die Container zu laufen.“

      Da muss ich ihm recht geben. Wir springen also auf die Container und laufen geduckt auf den Wagen zu. Der steht zwar auf der gegenüberliegenden Seite, doch das wäre kein Problem – wenn er denn auf uns warten würde.

      Tut er aber nicht. Ob er uns bemerkt